Mensch und Maschine: „Planen Zukäufe in Benelux“
Die Software AG hat zuletzt keine guten Vorgaben für das Software-Segment gegeben, doch im Sektor gibt es längst nicht überall diese Sorgen. Im Gegenteil: Adi Drotleff, Konzernchef bei Mensch und Maschine, sieht sein Unternehmen im Plan. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de bestätigt der Manager kurz vor Bekanntgabe der Halbjahreszahlen die Planungen für 2014 und den mittelfristigen Ausblick. Der Start in der Sparte ECSCAD-Software ist besser als erwartet verlaufen. Den Börsenhype um den 3D-Druck dagegen kritisiert Drotleff, er sei größer als die Nachfrage.
www.4investors.de: Das erste Quartal 2014 ist bei Mensch und Maschine plangemäß verlaufen. Was können sie zum Geschäftsverlauf im zweiten Quartal sagen?
Drotleff: Da Q2 und Q3 im Vorjahr im Gegensatz zum starken Q1 eher verhalten waren, stellen sie eine günstige Vergleichsbasis für Umsatz- und Gewinnwachstum dar. Wir werden ja am 28. Juli unsere Halbjahreszahlen bekanntgeben, dann werden wir sehen, wie gut sich das zweite Quartal genau geschlagen hat.
www.4investors.de: Seit 2014 haben sie die ECSCAD-Software von Autodesk zurücklizenziert, nachdem sie diese vor einigen Jahren an Autodesk verkauft haben. Wie sind die ersten sechs Monate mit dem neuen Bereich gelaufen, der ja eigentlich gar nicht so neu für Mensch und Maschine ist?
Drotleff: Wir hatten vorsichtshalber für das erste Halbjahr noch keinen positiven Ergebnisbeitrag von ECSCAD eingeplant, um genügend Zeit für die technische Rückübernahme zu haben. Tatsächlich ist es besser gelaufen, so dass wir schon ein bisschen Schub von unserem alten und neuen Eigenprodukt bekommen haben.
www.4investors.de: Welche Zahlen soll das ECSCAD-Geschäft 2014 und 2015 liefern?
Drotleff: Für 2014 dürfte das noch nicht sehr signifikant sein, zumal wir eine degressive Lizenzgebühr an Autodesk zahlen, d.h. dieses Jahr die höchste Last anfällt.
Nächstes Jahr könnte ich mir schon knapp fünf Prozent Umsatz- und Ergebnis-Beitrag im Segment Eigensoftware vorstellen, langfristig können wir auch zehn Prozent erreichen, also ca. 5 Prozent vom Konzernergebnis.
Währungseffekte kein Thema bei den Halbjahreszahlen
www.4investors.de: Machen ihnen die Währungsentwicklungen im operativen Geschäft Sorgen?
Drotleff: Das war 2013 ein Problem, vor allem in Japan, unserem größten Auslandsmarkt für eigene Software. Dieses Jahr sind die Währungseffekte nicht mehr gravierend, das wird zumindest im Halbjahresbericht kein Thema sein.
www.4investors.de: Können sie die Planungen für 2014 und 2018 bezüglich Umsatz, Gewinn und Dividende bestätigen, die sie Ende April bei Vorlage der letzten Zahlen genannt haben?
Drotleff: Die Gewinnverdopplung von 17 auf ca. 35 Cent pro Aktie für 2014 dürften wir aus heutiger Sicht schaffen, insofern steht auch die konstante Dividende von 20 Cent.
Die Mittelfristplanung bis 2018 ist unser Fahrplan für die Optimierung des MuM-Geschäftsmodells nach dem Schritt zu mehr Value nach dem Umstieg von Distribution auf Systemhausgeschäft – seit 2009 im deutschsprachigen Markt und nach dem Verkauf der Distributionsaktivitäten ab 2012 auch im übrigen Europa. Dabei planen wir lediglich 11 Prozent organisches Umsatzwachstum im Konzern, ein Wert, der unter den in der Vergangenheit erzielten Raten liegt.
Viel wesentlicher ist das Potential bei den operativen Margen in beiden Segmenten. Im Software-Segment, wo wir 2013 eine EBITDA-Marge von 17 Prozent erzielt haben, wollen wir pro Jahr im Schnitt um ca. 1,5 Prozent vorankommen. Noch mehr Potential haben wir im Systemhaus-Segment, wo wir bis 2014 den Aufbau des Europageschäfts mit den variablen Raten aus dem Distributionsverkauf stützen und 2013 anlaufbedingt nur eine EBITDA-Marge von plus 2,0 Prozent bzw. rein operativ minus 2,4 Prozent hatten. Von dort bis zur Zielrendite von gut 10 Prozent für dieses Segment ist viel Raum, den wir in Schritten von 2 Prozent bis 3 Prozent pro Jahr durchschreiten wollen. Daraus ergeben sich bis 2018 ein EBITDA-Potential von ca. 25 Millionen Euro nach 7,8 Millionen Euro in 2013 und ein EPS-Ziel von etwa einem Euro nach 17 Cent in 2013. An diesem Fahrplan halten wir selbstverständlich fest, da kann es höchstens kleine Schwankungen auf der Zeitachse geben.
Börsenhype um 3D-Druck „wesentlich größer als die konkrete Nachfrage“
www.4investors.de: Welche Rolle beim zukünftigen Wachstum wird der 3D-Druck spielen? Was plant Mensch und Maschine hier?
Drotleff: 3D-Druck ist grundsätzlich für uns als Anbieter von CAD-Software eine tolle Technologie, denn damit können unsere Kunden bei Bedarf Prototypen oder Kleinserien einfach „drucken“. Allerdings ist der Hype, den der Kapitalmarkt darum macht, wesentlich größer als die konkrete Nachfrage von Seiten der Kunden. Wir arbeiten auf diesem Gebiet mit Spezialisten für 3D-Druck zusammen und haben z.B. auf unseren Kundenveranstaltungen zum 30-jährigen Firmenjubiläum, die im zweiten Quartal in Frankfurt, Baden bei Wien und bei Luzern stattgefunden haben, 3D-Drucker im Einsatz gezeigt.
www.4investors.de: Die CAD/CAM-Branche ist enorm zersplittert, Mensch und Maschine als einer der großen Unternehmen der Branche war zuletzt sehr zurückhaltend bei Akquisitionen. Wird sich das in den kommenden Jahren wieder ändern, zumal die Abschreibungen aus früheren Akquisitionen ab dem Jahr 2016 wegfallen werden?
Drotleff: Als zurückhaltend würde ich das nicht unbedingt bezeichnen: Wir haben seit 2009 insgesamt etwa 20 Systemhäuser in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Rumänien übernommen und planen noch ein bis maximal zwei Zukäufe in Benelux. Dann werden wir in eine längere Phase der Konsolidierung mit rein organischem Wachstum übergehen, wie wir es in unserem Software-Segment seit über 10 Jahren halten. Margensteigerungen lassen sich eben leichter umsetzen, wenn man keine neuen Baustellen aufmacht.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Mensch und Maschine Software SE.