VEDES: „Ab 2016 gehen wir von einer erheblichen Ertragssteigerung aus“
Ab dem 10. Juni kann eine Anleihe von VEDES gezeichnet werden. 20 Millionen Euro will das Unternehmen am Kapitalmarkt einsammeln. Man bietet 7,125 Prozent an jährlichen Zinsen, die Laufzeit liegt bei fünf Jahren. Thomas Märtz, Vorstandschef von VEDES, erläutert im Gespräch mit www.4investors.de, welche Pläne es für das frische Geld gibt. Er spricht über die Sicherheiten der Anleihe sowie über die großen Chancen, die sich mit der Übernahme von Hoffmann ergeben. Für den CEO geht es dabei in eine neue Dimension. Märtz macht deutlich, dass der Online-Handel künftig stärker in den Fokus von VEDES rücken wird. Gleichzeitig gibt er im Interview aber auch ein sehr klares Bekenntnis zum Fachhandel vor Ort ab.
www.4investors.de: Im Dezember 2013 haben sie bereits eine Anleihe über 12 Millionen Euro herausgegeben, die in die neue Emission einfließen soll. Warum wird so schnell danach eine zweite Anleihe an den Markt gebracht?
Märtz: Uns bot sich 2013 die Chance, den führenden deutschen Spielwarengroßhandel zu übernehmen und so auf Basis unserer eigenen Marktstellung als Nummer 2 eine herausragende Marktposition aufzubauen. Für diese Akquisition haben wir 2013 die Mittel über den Kapitalmarkt aufgenommen. Da die Transaktion unter einem engen Zeitplan ablief, haben wir die 12 Millionen Euro im Zuge einer Privatplatzierung bei institutionellen Investoren mit einer Anleihe bei einjähriger Laufzeit und einem Kupon von 8,0 Prozent eingeworben. Jetzt holen wir das öffentliche Angebot gewissermaßen nach. Wir haben nun für die zweite Anleihe einen von der Kapitalmarktaufsicht gebilligten Wertpapierprospekt, emittieren eine fünfjährige Anleihe und unseren bisherigen Investoren bieten wir einen attraktiven Tausch in die neue Anleihe an, die dann ein langfristiger Baustein in unserem Finanzierungsmix darstellen wird.
www.4investors.de: Eine Sicherheit der neuen Anleihe ist die Verpfändung der nach deutschem Recht verpfändbaren Rechte an der Marke "VEDES". Welchen Wert haben diese Rechte? Wer könnte diese im Falle eines Falles erwerben wollen?
Märtz: Wir haben ein aktuelles Wertgutachten für unsere Marke, die erst 2012 zu einer „Marke des Jahrhunderts“ in Deutschland ausgezeichnet wurde, erstellen lassen. Demnach liegt der Wert zum 31.12.2013 zwischen 27,8 Millionen Euro und 36,3 Millionen Euro, je nach Bewertungsmethode. Ich bin so selbstbewusst zu sagen, dass die Marke „VEDES“ für jeden, der im deutschen und europäischen Spielwarenhandel Fuß fassen möchte, ein sehr interessantes Akquisitionsobjekt wäre.
www.4investors.de: Weshalb gibt es zwei Kündigungsrechte für die Anleihe ab 2017 und 2018?
Märtz: Ich denke, diese Struktur ist durchaus marktüblich. Wir sind aktuell mit der Integration des Großhandelsgeschäfts von Hoffmann in einer Phase des Übergangs. Sollten wir dabei und bei dem geplanten Wachstum deutlich schneller vorwärts kommen, als wir es aus heutiger Sicht planen, möchten wir uns gerne den Freiraum für die richtige Finanzierungsstruktur in der Zukunft bewahren. Stand heute gehen wir aber fest von einer fünfjährigen Laufzeit aus.
www.4investors.de: Das frische Geld der Anleihe soll auch für die weiteren Integrationskosten von Hoffmann genutzt werden. Welche noch anstehenden Kosten sind damit gemeint? Und wie läuft es bei der Integration?
Märtz: Das Jahr 2014 wird für uns ein Übergangsjahr. Wir haben in diesem Jahr noch eine doppelte Logistik an zwei Standorten, die wir nach dem Weihnachtsgeschäft 2014 in Lotte bündeln werden. Auch in der Verwaltung fahren wir aktuell noch zweigleisig, was Spielraum für Optimierungen bietet. 2014 werden zudem die Integrationskosten zum Tragen kommen. Sie sind wie gesagt auch ein Grund für unsere Anleiheemission.
Wir sind in den ersten Monaten 2014 bereits recht gut vorangekommen und haben beispielsweise fast alle Kundenverträge aus dem Hoffmann-Großhandel erfolgreich neu verhandelt.
www.4investors.de: Geplant ist mit dem Geld auch der Aufbau von Warenvorräten, um die erwartete Nachfrage in Spitzenzeiten abzudecken. Wie hoch ist dabei die Gefahr von Fehlgriffen, dass ein erwarteter Trend so gar nicht läuft?
Märtz: Es geht hier nicht um Abenteuer in neue Produkte oder Produktkategorien. Vielmehr benötigt ein Mehr an Umsatz einfach auch ein Mehr an Finanzierung, vor allem in unserem sehr saisonalen Geschäft, das stark auf Weihnachten ausgerichtet ist.
Demgegenüber stehen aber auch große Synergien. Durch das Zusammenlegen der Sortimente und das Bündeln der Volumina können wir vor allem Einkaufsvorteile generieren. Die insgesamt höheren Volumina eröffnen uns auch neue Perspektiven bei Eigenmarken und Exklusiv-Produkten. Insgesamt werden wir in diesem Zuge den Importanteil aus Fernost erhöhen und dadurch Margenverbesserungen erzielen. Weitere Kosteneinsparungen werden wir durch das Zusammenlegen der Logistik und der Verwaltung erzielen.
www.4investors.de: Der Spielwarenmarkt in Deutschland wächst seit 2008 jährlich um rund 3 Prozent. Ein wirkliches Plus gibt es aber nur im Online-Handel. Dieser hat sich in Deutschland von 2008 bis 2013 um fast 150 Prozent erhöht. Welche Strategie hat VEDES für dieses Segment?
Märtz: Unsere Online-Strategie in der VEDES AG ist eine B2B-Strategie. Das heißt, wir schaffen für unsere Einzelhändler das optimale Umfeld für deren erfolgreiches Online-Geschäft. Die wichtigsten Felder, die wir hier umfassend abdecken, sind die Logistik, die IT, die Prozess-Kompetenz und vor allem das wohl umfassendste Sortiment der Branche. Unsere Händler erhalten durch uns beispielsweise Logistik-Leistungen, wie sie nur wenige im Internet bieten können.
Wir haben einen eigenen Online-Shop der VEDES AG, in dem unsere Einzelhandelspartner eingebunden sind – er ist gewissermaßen eine Plattform für unsere Einzelhändler. Shopgestaltung, Sortimentsbildung und Content erfolgen durch die VEDES Zentrale. Der Online-Umsatz wird direkt vom Händler generiert. Das Full-Fillment inkl. Zahlungsabwicklung übernimmt ein Dienstleistungspartner.
Darüber hinaus zählen zahlreiche Onlinehändller zum Kundenkreis der VEDES, d. h., ein nicht unerheblicher Umsatzanteil wird im VEDES-Großhandel durch die Belieferung von Onlineanbietern realisiert.
www.4investors.de: Stirbt der Spielefachhandel aus?
Märtz: Nein, davon kann keine Rede sein. Die professionelle Beratung durch den Fachhandel vor Ort kann durch nichts ersetzt werden. Außerdem spielt hier auch das Thema Emotionalität eine zentrale Rolle, denn Eltern und Kindern haben die Möglichkeit, die Produkte anzufassen und auszuprobieren. Sicherlich kann sich nicht jeder Fachhändler dauerhaft behaupten. Auf der anderen Seite haben sich zahlreiche Fachhändler erfolgreich über Jahre profiliert. Hier spielt auch die Standortfrage eine wichtige Rolle. Gerade als „Nahversorger“ außerhalb der Großstädte können sich Fachhändler dauerhaft und erfolgreich etablieren.
Aus unserer Sicht ist es wichtig, die Vorteile des Online-Handels noch stärker mit den Vorteilen des stationären Handels zu verbinden. Wir wollen unsere Mitglieder dabei unterstützen, indem wir für sie den Multichannel-Vertrieb weiter ausbauen und diese auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Kunden zuschneiden. So soll es beispielsweise eine 24-Stunden-Online-Verfügbarkeit geben, die gepaart ist mit der Beratung durch den Fachhandel vor Ort. Wir wollen unsere Mitglieder in Zukunft weniger als reine Verkaufsstellen vermarkten, sondern als „Point of Emotion“ etablieren – kombiniert mit der individuellen und professionellen Beratung vor Ort. Über den Online-Handel soll der Endverbraucher die Möglichkeit haben, sich vorab über die Produkte zu informieren, deren Verfügbarkeit zu prüfen, online zu bestellen und im Fachhandel abzuholen.
www.4investors.de: Die geringe Durchdringung weiterer Vertriebskanäle gehört zu ihren Schwächen. Wie wollen sie für Abhilfe sorgen?
Märtz: Die Übernahme von Hoffmann war dafür ein ganz wichtiger Schritt. Denn jetzt verfügen wir auf einen Schlag über einen deutlich verbreiterten Marktzugang zu allen Vertriebskanälen. VEDES war bisher mit einem Anteil von 87 Prozent sehr stark auf den Fachhandel ausgerichtet. Das wollen wir innerhalb der nächsten zwei Jahre etwas breiter diversifizieren und künftig im SB-Handel rund 20 Prozent und mit dem Online-Handel über 10 Prozent unserer Umsätze erzielen. Die Hoffmann-Übernahme hilft uns dabei sehr, weil die zusätzlichen rund 4.500 Großhandelskunden bereits recht breit über die Vertriebskanäle gestreut sind.
www.4investors.de: Bisher sind sie in acht Ländern in Europa aktiv. Ist eine internationale Expansion ein Thema für VEDES?
Märtz: Wir sehen uns national und international sehr gut aufgestellt. Wir werden ganz automatisch dadurch international weiter expandieren, dass wir den Großhandel so stark forcieren. Als Verbundgruppe mit Leistungsfeldern wie der Zentralregulierung ist es dagegen aus heutiger Sicht nicht nötig, weitere Ländermärkte zu erschließen.
www.4investors.de: Vor allem aufgrund der Hoffmann-Übernahme hat sich der Umsatz im ersten Quartal mehr als verdoppelt. Setzt sich dieser Trend im Jahresverlauf fort?
Märtz: Das ist unser klares Ziel. Beim Umsatz wollen wir deutlich wachsen.
www.4investors.de: Allerdings sind sie auch aufgrund der Akquisition deutlich in die roten Zahlen gerutscht. Womit ist für 2014 zu rechnen? Bleibt es unterm Strich negativ?
Märtz: Insgesamt wird 2014 ein Jahr des Übergangs sein. Das planen wir so und das sagen wir auch sehr deutlich. Die organisatorischen Umstrukturierungen im Großhandelsbereich führen kurzfristig zu Sonderaufwendungen und werden die Ergebnisse des VEDES Konzerns vorübergehend belasten. Unter diesen Annahmen wird für das Geschäftsjahr 2014 ein negatives Konzernergebnis und für das Geschäftsjahr 2015 ein ausgeglichenes Konzernergebnis erwartet. Ab dem Geschäftsjahr 2016 gehen wir von einer erheblichen Ertragssteigerung aus.
www.4investors.de: Der Großhandelsumsatz soll sich in den kommenden zwei Jahren auf mehr als 125 Millionen Euro jährlich mehr als verdoppeln. Welchen Effekt wird dieser erhoffte Umsatzsprung auf den Gewinn haben?
Märtz: Diese Akquisition bringt uns umsatzseitig in eine neue Dimension und die Ertragseffekte werden wir aus heutiger Sicht bereits 2015 und dann sehr deutlich 2016 sehen. Ebenso wichtig ist uns aber die strategische Komponente. In der neuen Aufstellung eröffnen wir uns einen breiteren Marktzugang zu allen Vertriebskanälen und erzielen Margenpotenziale in der Preis- und Konditionenpolitik. Wir verbessern unsere Markt- und Wettbewerbsposition nochmals deutlich und stellen damit die VEDES Gruppe noch zukunftssicherer auf.