Nord LB: ifo-Geschäftsklima: Ukraine-Krise lässt Unternehmer (vorerst) kalt
Im April hat sich die Laune unter den deutschen Unternehmen weiter aufgehellt. Dies geht aus dem heute vom ifo-Institut veröffentlichten Geschäftsklimaindex hervor. Der Stimmungsindikator legte demnach auf 111,2 Indexpunkte zu, nachdem sich das Geschäftsklima im vergangenen Monat überraschend etwas eingetrübt hatte. Mit dem aktuellen Umfrageergebnis liegt das Stimmungsbarometer damit wieder in der Nähe des zyklischen Höchststandes von 111,3 Punkten (Februar 2014). Das Ergebnis darf in der Rubrik „positive Überraschung“ eingeordnet werden. Insbesondere die politische Unsicherheit der vergangenen Wochen hatte uns von einem schwächeren Umfragewert ausgehen lassen. Allerdings scheinen die hiesigen Unternehmen diesem Aspekt (noch) keine allzu große Bedeutung für die eigene Geschäftstätigkeit beizumessen.
Ein wichtiger positiver Aspekt der aktuellen Daten liegt in der Entwicklung der Konjunkturerwartungen. Diese haben sich im laufenden Monat nicht nur auf hohem Niveau stabilisiert, sondern sogar noch einmal hinzugewonnen. Die entsprechende Zeitreihe liegt nunmehr bei 107,3 Punkten und kann damit zumindest einen Teil des Rückgangs aus dem vergangenen Monat wieder aufholen. Insofern – und das ist die eigentlich zentrale Aussage der Umfrageergebnisse – war der Rücksetzer des Vormonats keine Trendwende sondern zunächst lediglich ein zu verkraftendes Durchatmen.
Ebenfalls positiv stimmt die Einschätzung der aktuellen Lage, die sich bereits den sechsten Monat in Folge verbessert hat. Mit 115,3 Punkten erreicht sie den höchsten Stand seit genau zwei Jahren. Diese Entwicklung bestätigt uns in der Einschätzung, dass die Wachstumsdynamik seit Jahresbeginn noch einmal deutlich angezogen hat, was auch in den BIP-Daten für das I. Quartal zum Ausdruck kommen sollte. Erste Zahlen hierzu werden vom Statistischen Bundesamt allerdings erst Mitte Mai vorgelegt.
Im April hat sich vor allem im Großhandel die Stimmung verbessert, während die Einzelhändler nicht ganz so optimistisch wie im Vormonat sind. Auf niedrigem Niveau verbleibt hingegen die Einschätzung im Baugewerbe, wo nach wie vor die Pessimisten die Oberhand haben. Dieser Umstand verwundert uns vor dem Hintergrund der grundsätzlich als positiv einzuschätzenden Rahmenbedingungen für die Bauwirtschaft. Vor allem mit Blick auf das anhaltend niedrige Zinsniveau sollte der Weg für eine rege Bautätigkeit – selbst vor dem Hintergrund der teils deutlich gestiegenen Immobilienpreise – nach wie vor geebnet sein. Die jüngsten Äußerungen aus dem Umfeld der EZB deuten zudem überhaupt nicht in die Richtung einer restriktiveren Marschrichtung in der Geldpolitik.
Fazit:
Der ifo-Geschäftsklimaindex überzeugt im laufenden Monat mit einem verbesserten Umfrageergebnis. Nach dem Rücksetzer im März, legt das wohl wichtigste Stimmungsbarometer nun wieder zu und signalisiert damit einen gestiegenen Optimismus in der deutschen Unternehmenslandschaft. Vor allem die Verbesserung der Erwartungskomponente zeigt, dass die Umfrageteilnehmer sogar noch Luft nach oben sehen. Zumindest für den Moment scheint die politische Unsicherheit mit Blick auf die Entwicklungen in der Ukraine keine Rolle zu spielen.