Medigene: Neue klinische Studien vor dem Start – Mathias bleibt
Nach der Übernahme von Trianta durch Medigene läuft die Integration der Gesellschaft. Auf diese werde man sich nun konzentrieren, sagt Medigene-Chef Frank Mathias im Interview mit www.4investors.de. Wahrscheinlich Ende 2014 will man im Bereich Leukämie eine klinische Studie starten. Der Manager wird weitere zwei Jahre an der Konzernspitze stehen. Bei der weiteren Finanzierung des Biotechunternehmens spielt man verschiedene Optionen durch – auch ein Verkauf des Veregen-Projekts sei „grundsätzlich eine Option“, so Mathias.
www.4investors.de: 2013 war für Medigene ein Jahr des Umbruchs, vor allem durch den Kauf von Trianta Immunotherapies. Im Geschäftsbericht benutzen sie das Wort „Transformation“. Wie weit sind sie mittlerweile bei ihrer Transformation im Allgemeinen und bei der Integration von Trianta im Speziellen voran gekommen?
Mathias: Nach der erfolgreichen Verpartnerung der beiden fortgeschrittenen Produktkandidaten EndoTAG-1 und RhuDex können wir uns jetzt auf die Weiterentwicklung der neu erworbenen Immuntherapien von Trianta fokussieren und den Aufbau einer Franchise im Bereich Blutkrebserkrankungen vorantreiben. Die Integration von Trianta hat bereits begonnen und wird bis zum Sommer schrittweise weiterverfolgt. Die ersten Mitarbeiter von Trianta haben im Februar ihre Tätigkeit bei Medigene aufgenommen und die anderen folgen in den nächsten Wochen und Monaten. Ab Anfang Mai wird auch Frau Prof. Dolores Schendel ihre neue Aufgabe als CSO bei Medigene übernehmen.
www.4investors.de: Für den Test von DC-Vakzinen in der Leukämie-Behandlung ist ebenfalls für 2014 der Start einer neuen klinischen Studie angekündigt. Wie sehen hier der Zeitplan und die bisherige Studienplanung aus?
Mathias: Wir bereiten zurzeit intensiv die erste Medigene-eigene klinische DC-Studie vor. Unter Vorbehalt ist der Studienstart der Phase I/IIa-Studie in der Leukämie-Erkrankung AML für Ende 2014 geplant.
www.4investors.de: Welche Vorteile bietet ihnen das Know-How von Trianta über die bisherigen Entwicklungsprogramme ihrer neuen Tochtergesellschaft hinaus? Sehen sie neue Anknüpfungspunkte für zukünftige Projekte?
Mathias: Trianta verfügt über drei innovative und komplementäre Plattformen. Nachdem diese Plattformen aufeinander aufbauen, besteht die Möglichkeit für uns, Produktkandidaten für DC-Vakzine, für die TCR-Technologie und für TABS gezielt innerhalb des gleichen Indikationsbereichs weiterzuentwickeln und uns hier eine einzigartige Expertise zu verschaffen. Unsere Strategie ist es daher, die eigene Entwicklungsarbeit für die immuntherapeutischen Produktkandidaten auf Indikationen der Hämato-Onkologie, d.h. der Blutkrebserkrankungen, zu fokussieren. Für die erste Medigene-eigene klinische Studie mit der DC-Vakzine Platform haben wir als Indikation die Leukämie-Form AML gewählt, für die ein hoher medizinischer Bedarf besteht.. Andere Indikationsbereiche, wie solide Tumore und Autoimmunerkrankungen, stehen für Partnerschaften zur weiteren Entwicklung zur Verfügung.
www.4investors.de: Der Start der Phase-3-Studie ihres Großaktionärs SynCore mit EndoTAG-1, eines ihrer großen Projekte, ist für Ende 2014 terminiert. Wie kommen die Vorbereitungen hier voran und wie wird nach dem Start der Studie der weitere Zeitplan aussehen?
Mathias: SynCore als Sponsor und Verantwortlicher der Studie plant mit einem Studienstart Ende 2014. Derzeit laufen die Vorbereitungsarbeiten für diese Phase III-Studie, z.B. die Auswahl der Prüfärzte und der Studienzentren, die Bereitstellung des Studienmaterials, die Erstellung der Zulassungsanträge bei den Ethikkommissionen und Behörden der jeweiligen Länder. Die weiteren Zeitlinien nach dem Start der Studie können wir erst nach abschließenden Gesprächen mit SynCore und den Zulassungsbehörden kommunizieren.
www.4investors.de: Die Reichweite für Medigenes Liquidität liegt bei rund einem Jahr. Damit sind sie zwar kurzfristig gesichert, dennoch ist der Zeitraum recht überschaubar. Wann ist von ihrer Seite mit den nächsten Kapitalbeschaffungsmaßnahmen zu rechnen?
Mathias: Medigene hat verschiedene potenzielle Möglichkeiten zur weiteren Finanzierung wie z.B. Fördermittel, weitere Partnerschaften oder Kapitalmaßnahmen. Wir prüfen derzeit diese Optionen und werden nach Entscheidungsfindung diese kommunizieren.
www.4investors.de: Bevorzugen sie Eigenkapitaltransaktionen oder können sie sich angesichts niedriger Zinsen auch Fremdfinanzierungen oder z.B. eine Wandelanleihe vorstellen?
Mathias: Nochmal, wir haben verschiedene Finanzierungsoptionen zur Verfügung, u.a. auch Partnerschaften. Wir werden dem Markt nach Evaluierung dieser Optionen ein Update geben.
www.4investors.de: Können sie sich in Zusammenhang mit der Finanzierung auch vorstellen, das Veregen-Projekt zu verkaufen, das ja eigentlich nicht in ihre Krebstherapie-Strategie passt?
Mathias: Auch das wäre grundsätzlich eine Option von mehreren Finanzierungsoptionen, die man in Betracht ziehen kann.
www.4investors.de: Für ein Biotechunternehmen in einer frühen Phase sind Verluste und ständiger Kapitalbedarf ja einerseits normal, andererseits ist der langfristige Sinn einer AG, beständig Gewinne zu erzielen. Wie sieht diesbezüglich ihre langfristige Planung bei Medigene aus, sofern Projekte wie z.B. EndoTAG-1 den Sprung an den Markt schaffen?
Mathias: Der Zeitpunkt der Profitabilität hängt vom Verlauf der Entwicklungsprojekte, der Entwicklung der Medikamentenpipeline und der Umsatzentwicklung durch Veregen und bestehende bzw. künftige Partnerschaften ab. Im von uns prognostizierten Zeitraum, also im Jahr 2014 ist keine Profitabilität geplant, da wir weiterhin in unsere Entwicklungsprojekte investieren. Wir streben an, Nachhaltigkeit zu erreichen und mittel- bis langfristig unsere Projekte aus eigener Kraft zu finanzieren.
www.4investors.de: Unseren Informationen zufolge müsste ihr Vertrag Ende April auslaufen. Wird Medigene zukünftig weiter von ihnen geführt, oder steht ein Wechsel auf dem Posten des Vorstandschefs an, zumal ein Vorstand mit drei Mitgliedern für ein Unternehmen wie Medigene etwas groß anmutet?
Mathias: Mein Vertrag wurde um zwei Jahre verlängert und ich freue mich sehr, die weitere Transformation der Medigene hin zu einem Spezialisten für Immuntherapien im Bereich der Blutkrebserkrankungen gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und unserem Team voranzutreiben.