Nord LB: China BIP (Q1) - Harte Landung nicht in Sicht
Chinas Wachstum hat sich im I. Quartal 2014 verlangsamt. Mit 7,4% Y/Y legte die Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres aber noch im Rahmen der Erwartungen zu (NORD/LB-Prognose: 7,5% Y/Y; Bloomberg: 7,3% Y/Y). Mit Blick auf die – immer mehr in den Fokus der Marktteilnehmer rückende – BIP-Wachstumsrate gegenüber dem Vorquartal ist ebenfalls eine merklich abflachende Dynamik zu konstatieren. So wuchs die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft im I. Quartal nur noch um 1,4% Q/Q, was der schwächsten Entwicklung seit Beginn der Veröffentlichung dieser Datenreihe im Jahr 2011 entspricht; annualisiert konnte die Wirtschaftsleistung im Reich der Mitte damit näherungsweise nur noch um 5,7% zulegen.
Die Zahlen zur Industrieproduktion (+8,8% Y/Y) und zu den Einzelhandelsumsätzen (+12,2% Y/Y) für den Berichtsmonat März präsentierten sich im Rahmen der Markterwartungen, wenngleich wir mit etwas freundlicheren Zahlen gerechnet hatten. Peking sieht sich zudem nach wie vor umfangreichen Herausforderungen gegenübergestellt. Im Fokus stehen derzeit die Immobilienpreisblase, erhebliche Überkapazitäten in einigen Industrien sowie der Schattenbankenmarkt. Von diesen Faktoren gehen derzeit die wohl erheblichsten Abwärtsrisiken für das zukünftige Wachstum Chinas aus.
Dennoch warnen wir davor, die aktuelle konjunkturelle Verfassung Chinas allzu pessimistisch zu interpretieren. So gehen wir davon aus, dass sich die Lage mittelfristig stabilisieren wird, was nicht zuletzt auch auf die jüngsten durch Peking angekündigten Konjunkturmaßnahmen, den geldpolitischen Spielraum der PBOC, aber auch auf eine sich verbessernde Wirtschaftsaktivität bei wichtigen Handelspartnern – allen voran den USA – zurückzuführen ist.
Bei dieser Schlussfolgerung gilt es aber zu beachten, dass die offizielle BIP-Wachstumsvorgabe von 7,5% im laufenden Jahr höchstwahrscheinlich nicht erreicht werden dürfte. Die chinesischen Entscheidungsträger haben in den vergangenen Wochen bereits mit einer bemerkenswerten Beharrlichkeit darauf hingewiesen, dass diese Zielgröße zukünftig flexibler ausgelegt würde. Es ginge also nicht mehr darum, eine quantitative Vorgabe zu erreichen. Vielmehr stehe die Sicherstellung der Beschäftigung im Vordergrund, was bei einer besseren Qualität der Wertschöpfung auch bei BIP-Zuwachsraten von unter 7,5% erreicht werden könne.
Fazit:
Insgesamt bleiben wir zurückhaltend optimistisch für den mittel- bis langfristigen Ausblick. Auf kurze Sicht rechnen wir allerdings mit weiteren Schwächesignalen aus dem Reich der Mitte. So erwarten wir für den in der kommenden Woche anstehenden HSBC Flash PMI nur 47,5 Punkte, was auf eine weiterhin rückläufige Dynamik im Industriesektor hindeuten würde. Für das Gesamtjahr 2014 bleiben wir aber bei unserer Einschätzung, dass China um 7,4% wachsen wird und damit auch die Gefahr einer harten Landung abwenden sollte.