RZB: Tageskommentar 16.4., u.a. zu China, Ukraine, Intel, Yahoo
Nach den zuletzt sehr guten Wirtschaftsdaten aus den USA sind wir auch für die heute anstehenden Industrieproduktionszahlen für März optimistisch gestimmt. Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe dürfte im letzten Monat ähnlich stark zugenommen haben wie im Februar. Für ein kräftiges Plus spricht vor allem der Anstieg des Arbeitsvolumens im Verarbeitenden Gewerbe. Weiters werden in den USA mit den Wohnungsbaugenehmigungen und -beginne Immobilienmarktdaten veröffentlicht. In der Eurozone stehen die endgültigen März Inflationsdaten an. Die Jahressteigerungsrate der Konsumentenpreise ohne Energie und Nahrungsmittel (Kernrate) dürfte wie die Gesamtrate einen merklichen Rückgang verbucht haben. Die Entwicklung am Sekundärmarkt war gestern einmal mehr geprägt vom Newsflow zu den Geschehnissen in der Ukraine. Die deutsche Bundesfinanzagentur kann den gestrigen markanten Renditerückgang unmittelbar in eine vergünstigte Staatsfinanzierung umsetzen. Deutschland plant nämlich heute am Primärmarkt ein Volumen von EUR 4 Mrd. mittels der aktuellen zehnjährigen Benchmarkanleihe zu platzieren.
Aktienmärkte
Während gestern in Europa die Lage in der Ukraine für erhöhte Unsicherheit an den Börsen gesorgt hatte, konnten die wichtigen US-Indizes leichte Zugewinne verbuchen. Dabei wiesen insbesondere jene Unternehmen Kursanstiege vor, die solide Quartalsberichte präsentierten. An der Spitze des Dow Jones fanden sich die Titel von Coca-Cola wider, obwohl das Unternehmen nur die Erwartungen treffen konnte. Gute Zahlen und ein angehobener Ausblick hievten auch die Aktie von Johnson & Johnson deutlich nach oben. Nach Börsenschluss veröffentlichten noch Intel und Yahoo! ihre Ergebnisse. Intel überraschte dabei vor allem mit einem besser als erwarteten Ausblick für das zweite Quartal und stieg nachbörslich um 1,5 %. Yahoo! konnte erstmals seit 2012 wieder einen Umsatzanstieg verbuchen. Die Aktie kletterte um fast 7 % nach oben. Auch heute sollten die Veröffentlichungen aus dem IT-Sektor weiterhin im Fokus stehen, berichten doch Google und IBM . In Europa präsentieren u.a. Credit Suisse und ASML ihre Ergebnisse. Die ersten Indikationen deuten auf eine klar positive Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten hin.
Credit-Märkte
Gestern wurde die Europäische Bankenunion mit deutlicher Mehrheit vom EU-Parlament verabschiedet, somit wird die EZB künftig die europäischen Banken kontrollieren (Bankenaufsicht). Jene Banken müssen in einen Abwicklungsfonds einbezahlen der bis zum Jahr 2023 ein Volumen von EUR 55 Mrd. erreichen soll. Der wichtigste Schritt dürfte jedoch die Einführung eines einheitlichen Bailin-Schemas sein. Dadurch steigt zukünftig die Wahrscheinlichkeit, dass Bankinvestoren an der Rettung von Probleminstituten beteiligt werden. Gestern erhielten 20 Multi-Cedulas (Spezialform spanischer Covered Bonds) von S&P eine Ratinghinabstufung (9 davon in den Non-Investment-Grade-Bereich), während 5 Programme eine Ratingheraufstufung erhielten. Societe Generale SFH preiste gestern einen Covered Bond (EUR 750 Mio., Kupon 2,0 %, 10 Jahre, Aaa/AAA) bei MS+26 BP.
China
Das chinesische BIP-Wachstum für Q1 lag mit 7,4 % p.a. auf Jahresbasis leicht über den 7,3 % p.a. der Konsensus-Schätzung, auf Quartalsbasis mit 1,4 % p.q. etwas unter den erwarteten 1,5 % p.q. Gegenüber Q4 2013 (7,7 % p.a., 1,8 % p.q.) präsentiert sich somit ein deutlicher Rückgang. Die Konjunkturdaten für März fielen gemischt aus, während die Einzelhandelsumsätze mit 12,2 % p.a. knapp über der Konsensus-Schätzung (12,1 % p.a.) lagen, lagen Industrieproduktion mit 8,8 % p.a. und Sachanlageinvestitionen mit 17,6 % p.a. deutlich darunter (9,0 % p.a. bzw. 18,0 % p.a.). Das Investitionswachstum kühlte sich zudem gegenüber der Periode Jan.-Feb. (17,9 % p.a.) weiter ab. Da der Abbau von Überinvestitionen und die Eindämmung des Kreditwachstums und der Schattenbankgeschäfte in unseren Augen weiterhin Priorität haben werden, gehen wir von einer Fortsetzung der konjunkturellen Abkühlung in Q2 aus. Die chinesischen Aktienmärkte reagierten verhalten positiv auf die Daten, sowohl in Shanghai wie auch in Hongkong werden aktuell leichte Kursgewinne verzeichnet.
Zentral- und Osteuropa
- Deutliche Erholung des USD/UAH-Wechselkurses dank der Zinsanhebung durch die ukrainische Notenbank nur vorübergehend
- CEE-Lokalwährungsanleihenmärkte lassen sich von ukrainischen Ereignissen weiterhin nur peripher tangieren, eine zunehmende Eskalation der Situation bleibt indessen selbstverständlich das größte Risiko
- CEE-Eurobondmärkte zeigten auch ein wenig Schwäche im Lichte der sich intensivierenden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Intel.