RZB: Tageskommentar 15.4., u.a. zur Ukraine-Krise, Citigroup, JPMorgan
Die gestern veröffentlichten Einzelhandelsumsatzzahlen in den USA fielen wie von uns prognostiziert äußerst gut aus. Gegenüber Februar legte der Umsatz nominal um 1,1 % zu. Die heutigen Verbraucherpreisdaten werden zeigen, dass auch real deutlich mehr Waren über den Ladentisch gegangen sind. Wir rechnen mit einem saisonbereinigten Preisanstieg im Vormonatsvergleich von 0,2 %. Der deutliche Anstieg der Vorjahresrate von 1,1 % auf 1,5 % ist in erster Linie das Ergebnis eines ungünstigen Basiseffekts. Außerdem stehen in den USA am Nachmittag mit dem Empire State Manufacturing Index und dem NAHB Wohnungsmarktindex noch zwei Stimmungsindikatoren an. Es spricht einiges dafür, dass sich beide Indikatoren leicht verbessert haben. Für den Euroraum wird am Vormittag mit dem ZEW Index ein wichtiger Stimmungsindikator für April veröffentlicht. Angesichts der etwas schwächeren Vorgabe des sentix Index sowie der Zuspitzung der Situation im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine in den letzten Tagen ist wohl von einem Rückgang des Indikators auszugehen. Dieser Konflikt dürfte das Marktgeschehen auch heute prägen und sämtliche Datenveröffentlichungen etwas in den Hintergrund rücken lassen. Die scheinbar guten Nachrichten aus Griechenland reißen dieser Tage nicht ab. Nachdem sich die Hellenen bei der ersten Auktion einer langlaufenden Anleihe seit Jahren in der letzten Woche vor Geboten kaum retten konnten, gab der Finanzminister gestern bekannt, Griechenland habe im ersten Quartal einen Primärüberschuss in Höhe von EUR 1,57 Mrd. erzielt und damit alle Erwartungen übertroffen.
Aktienmärkte
Nach der schwachen Entwicklung letzter Woche sind die US-Aktienmärkte gestern mit deutlichen Zugewinnen in die neue Woche gestartet. Unterstützung erhielten dabei die Indizes von den überraschend besseren Zahlen der US-Großbank Citigroup, deren Gewinn deutlich über den Erwartungen lag. Dieses wirkte sich – ausgenommen JPMorgan – auf die anderen Finanztitel positiv aus. Aber auch sonst konnten alle im S&P 500 enthaltenen Sektoren im positiven Bereich abschließen. Aufatmen kann auch der japanische Aktienmarkt. Ein erneut schwächerer Yen-Kurs sowie die guten US-Vorgaben führten zu einer gestiegenen Nachfrage nach exportorientierten Werten, die zuletzt stark unter Abgabedruck litten. An den europäischen Börsen ist laut ersten Futures-Indikationen auch mit einem freundlichen Start in den neuen Handelstag zu rechnen. Soeben haben zwei Schweizer Index-Schwergewichte ihre Umsatzzahlen für das erste Quartal vorgelegt. Obwohl der Umsatz von Roche währungsbereinigt um ein Prozent tiefer ausfiel, konnten die Markterwartungen dennoch erfüllt werden. Auch Nestle erfüllte im ersten Quartal mit einem organischen Umsatzwachstum von 4,2 % die Analystenerwartungen. Heute kommt in den USA die Bilanzberichtssaison so richtig in Fahrt, wobei die Palette der Unternehmenspräsentationen bunt gemischt ist. Vorbörslich werden die Zahlen von Coca-Cola und Johnson & Johnson erwartet. Das Thema Ukraine bleibt allerdings weiterhin dominieren und hängt wie ein Damoklesschwert über den Märkten.
Credit-Märkte
Während gestern Staatsanleihen aus der Peripherie gesucht waren, notierten Unternehmensanleihen größtenteils unverändert. Der französische Kabelnetzanbieter Numericable hat seine Finanzmarkttransaktion nun im Detail angekündigt. Für die Finanzierung der Übernahme des zweitgrößten Mobilfunkunternehmens Frankreichs SFR von Vivendi wird Numericable je drei EUR und USD Anleihen begeben. Geplant sind Anleihen mit der Ausstattung 5NC2 zu EUR 500 Mio. bzw. USD 920 Mio., 8NC3 zu EUR 1 Mrd. bzw. USD 2 Mrd. und 5NC5 ebenfalls im Volumen von EUR 1 Mrd. und USD 2 Mrd. Numericable ist von Moody’s mit Ba3 geratet. Altice SA, 30 % Eigentümer von Numericable, begibt indes Anleihen im Gegenwert von Euro-äquivalent EUR 4,15 Mrd. Laut Moody’s ist der Asset-Verkauf für das Vivendi-Rating positiv. Vivendi hat aktuell ein Baa2/BBB Rating.
China
Das Maß für das aggregierte Finanzierungsvolumen in der chinesischen Wirtschaft – Total Social Financing (TSF) – verzeichnete im März mit RMB 2,07 Bio. (USD 333 Mrd.) einen starken Rückgang gegenüber dem Vorjahr RMB 2,55 Bio., lag aber über der Konsensus-Schätzung von RMB 1,85 Bio. Auch die neuen Yuan-Kredite lagen mit RMB 1,05 Bio. (USD 189 Mrd.) etwas über den Erwartungen (RMB 1,0 Bio.). Die Märkte reagierten aber vor allem auf den starken Rückgang des M2-Wachstums negativ. Nach 13,3 % p.a. im Februar und einer Konsensus-Schätzung von 13,0 % p.a. betrug das Geldemengenwachstum im März nur 12,1 % p.a. Sowohl am Festland wie auch in Hongkong verzeichnen chinesische Titel heute Morgen daher Verluste.
Zentral- und Osteuropa
- Da eine rasche Lösung der politischen Konflikts in der Ukraine unwahrscheinlich ist, erwarten wir, dass der Druck auf UAH anhalten wird. Daher stellen wir die Wechselkursprognosen für die ukrainische Hryvnja unter Revision.
- Die polnische Zentralbank signalisiert Wachsamkeit hinsichtlich der sich ändernden Haltung der EZB und des sich verschärfenden Konflikts in der Ukraine.
- Infolge der Eskalation des russisch-ukrainischen Konflikts im Laufe der letzten Woche inklusive separatistischer Demonstrationen im Südosten der Ukraine und der Androhung weiterer Sanktionen des Westens gegen Moskau sanken
die CEE-Eurobondpreise.