Devisenhandel für Privatanleger: Psyche des Anlegers entscheidend – Teil 2
Zweiter Teil des Interviews mit Herrn Mario Singh, „Group Executive“ der britischen Holdinggesellschaft Prime Mantle Corporation (PMC) sowie „Director of Training and Education“ der Tochtergesellschaft FX Primus Ltd., einem der am schnellsten wachsenden Forex-Broker Asiens und Herrn Berndt Ebner, Forex- und DAX-Trader, Entwickler von automatisierten Handelssystemen sowie Coach und Trainer im Bereich Devisenhandel, zu den Chancen und Risiken, die sich für Privatanleger im Devisenhandel ergeben.
?: Welche Rolle spielen sogenannte „Contracts for Difference (CFDs)“, wobei Anleger an der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis profitieren, aber auch Nachschusspflichten entstehen können, bei der Bewertung der Anlageklasse?
Ebner: CFDs haben den Vorteil, dass durch den Hebeleffekt mit kleinen Kapitalbeträgen weit höhere Beträge bewegt werden können. Hier sind Hebel von 300 oder mehr Prozent keine Seltenheit. Darüber hinaus können Sie darauf spekulieren, dass z.B. eine Aktie fällt und Sie verkaufen diese, obwohl Sie sie gar noch nicht besitzen. Erst nachdem sich der Kurs abwärts bewegt hat, kaufen Sie die Aktie zurück. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Kaufkurs können Sie als Gewinn verbuchen. Vorausgesetzt der Kurs ist tatsächlich gefallen.
Singh: Ja, richtig. Bei CFDs sind die Margenanforderungen für einen Trade aufgrund des Hebels geringer. Dadurch verringert sich der Kapitalaufwand, während sich das Renditepotenzial erhöht. CFDs ermöglichen zudem einen einfachen Zugang zu den globalen Märkten und ermöglichen den Handel sowohl in Bullen- als auch in Bärenmärkten. Allerdings muss der Händler auf jeden ausgeführten Trade einen Spread zahlen, was dazu führen kann, dass die Profite je Trade signifikant geringer sind, insbesondere dann, wenn mit großen Losgrößen gehandelt wird.
?: CFD-Handel oder Handel mit Optionsscheinen bzw. Hebelzertifikaten – welche Form erachten Sie als geeigneter für Privatanleger? Weshalb?
Singh: Meines Erachtens ist der CFD-Handel die für Privatanleger passendste Form. Es ist einfacher im Vergleich zum Handel mit Optionsscheinen oder Hebelzertifikaten, da die Anleger nur entscheiden müssen ob sie kaufen, verkaufen oder einen Trade überhaupt gar nicht erst tätigen. Zudem müssen sich die Anleger nicht um das sog. „Expiry Date“ kümmern.
Ebner: Ja, hier gebe ich dir recht. Ich persönlich bin ein Freund des CFD-Handels, mit Optionen habe ich noch nicht gehandelt.
?: Auf welche Faktoren sollten Privatanleger bei ihren Trading-Entscheidungen am Devisenmarkt vordergründig achten?Devisenhandel: Solide Trading-Ausbildung und erprobte Strategie sind wichtig
Singh: Jeder Trade beinhaltet zwei Währungen. Mit Währungen zu handeln ist quasi ein makroökonomisches Ereignis. Deshalb benötigt jeder Händler ein gutes Verständnis der den gehandelten Währungen zugrunde liegenden Volkswirtschaften sowie derer Interdependenzen, um die Fundamentaldaten zu begreifen, die als Treiber der Währungskurse fungieren.
Ebner: Ja, gerade deshalb ist es wichtig, eine solide Trading-Ausbildung zu besitzen. Dazu zählt insbesondere eine erprobte Trading-Strategie. An diese Strategie sollte man sich dabei stets halten und seine Emotionen dabei unter Kontrolle halten.
?: Angaben einiger Marktanbieter zufolge ist der Markt in Deutschland in den vergangenen Jahren mit der zunehmenden Verbreitung des Internets und einer stark wachsenden Anzahl an sogenannten Forex-Brokern, die den Devisenhandel über ihre Online-Plattformen anbieten, stark gewachsen. Worauf ist das Wachstum zurückzuführen?
Ebner: Dies ist in meinen Augen eindeutig auf die vereinfachte Trading-Infrastruktur zurückzuführen. Heutzutage wird es immer einfacher, Trades zu tätigen. Es gibt eine Vielzahl von Brokern, die eine kostenlose Trading-Software anbieten. Sobald man diese Software auf seinem PC oder Laptop installiert hat, kann man schon mit dem Handel beginnen. Entweder in einem Demo-Konto, über welches man erste Erfahrungen sammeln und neue Strategien testen kann, oder in einem Live-Konto, das man bei seinem bevorzugten Broker eröffnen kann. So gesehen kann man von überall aus traden - wenn man möchte sogar von seinem Smartphone aus.
Singh: Hier spielt natürlich auch das Marktumfeld eine entscheidende Rolle. Durch die im Zuge der in der Öffentlichkeit so bezeichneten „Euro-Krise“ hat sich die Volatilität des Euro in den letzten Jahren deutlich erhöht. Da es sich beim Euroraum um einen stark „politikgetriebenen“ Markt handelt, sind Anleger in der Lage, die Kursveränderungen des Euro schneller zu erfassen. Dies führt zu der stark wachsenden Anzahl an Forex-Brokern und auf diese zurückgreifenden Privatanlegern.
?: Allen Wachstumsraten zum Trotz scheint die Akzeptanz dieser Anlageform in Deutschland vergleichsweise spät zuzunehmen. Weshalb hat diese Entwicklung beispielsweise im asiatischen Raum früher eingesetzt? Weisen die dortigen Anleger etwa eine höhere Risikobereitschaft auf?
Singh: Grundsätzlich stammt der Devisenhandel aus der westlichen Welt, weshalb auch die meisten Broker ihren Ursprung dort haben. Aber ja, als gebürtiger Asiate kann ich bestätigen, dass die diesbezügliche Risikobereitschaft innerhalb der asiatischen Bevölkerung höher ist als in der westlichen Welt. Zudem weisen asiatische Währungen ob der vergleichsweise instabileren Volkswirtschaften eine höhere Volatilität auf.
Ebner: Kulturelle Gründe spielen hier auch meiner Ansicht nach eine wesentliche Rolle. Ähnlich wie in den USA hat in Asien fast jeder Aktien im eigenen Depot. In Deutschland bzw. Europa sind Anleger diesbezüglich vorsichtiger. Das gute alte Sparbuch, Fonds oder Bausparverträge sind insgesamt beliebter, auch wenn in puncto Verzinsung oft nur sehr wenig dabei herauskommt. Wer jedoch sein Vermögen selbst verwalten möchte, hat mit dem Handel von CFDs oder dem Devisenhandel die Möglichkeit, auch neben dem täglichen Job, als Daytrader oder auf langfristiger Ebene, zu handeln.
?: Was muss in Ihren Augen geschehen, um die Akzeptanz dieser Anlageform insbesondere in Deutschland weiter zu erhöhen?
Singh: Wir brauchen hier richtig gute Ausbildungsangebote und eine Sensibilisierung mit Blick auf den Devisenhandel. Nur so kann die Anlageklasse die häufig vorherrschende Wahrnehmung als sehr riskante Form der Geldanlage ablegen und für die eher risikoaversen Menschen in Deutschland lukrativer daherkommen. Denn in der Tat handelt es sich um eine sehr praktikable Anlageklasse.
Ebner: Mit Blick auf die Sensibilisierung der Menschen spielen vor allem Trading-Messen wie die „Invest“ in Stuttgart oder die „World of Trading“ in Frankfurt Potenzial, die Devisenmärkte für potenzielle Händler weiter interessant zu machen. Darüber hinaus sind die potenziellen Anleger auch auf informative mediale Beiträge oder Interviews wie dieses hier angewiesen, um sich ihr eigenes Bild von der Anlageklasse machen zu können.
Devisen-Trader sollen auf niedrige Spreads achten
?: Worauf sollten Privatanleger bei der Auswahl ihres Brokers achten? Immerhin steht die Branche zuweilen in der Kritik, über aggressive Werbung Kunden zu ködern, die über die angebotenen Hebel viel Geld verlieren können. Woran lassen sich „schwarze Schafe“ der Branche am ehesten erkennen?
Ebner: Am wichtigsten sind meines Erachtens faire Gebühren in Form niedriger Spreads sowie eine schnelle und sichere Ausführung der Trades - sowohl beim Einstieg wie auch beim Ausstieg aus einem Trade. Weiterhin sollten Spreads weitgehend konstant gehalten und Kurse nicht gefiltert werden. Jedoch kann es bei Brokern wie in einem Restaurant sein. Nur weil man dort lange gut gegessen hat, heißt das nicht, dass man dort auch in Zukunft gut essen kann. Alles kann sich verändern, so auch die Qualität eines Brokers. Als Trader sollte man hierauf immer wieder achten und lieber den Broker wechseln, sobald man das Gefühl hat, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
Singh: Ich empfehle Händlern immer, einen STP (Straight Through Processing)-Broker zu wählen, da diese nicht gegen ihre Kunden handeln. Zu Gewährleistung der Sicherheit des eigenen Trading-Kontos sollte der Broker auch von einer Finanzaufsichtsbehörde reguliert sein. Dagegen würde ich Händlern davon abraten, auf sogenannte MarketMaker Broker zurückzugreifen. Diese Art von Brokern handelt häufig gegen die eigenen Kunden. Hier muss ein Kunde meist separate Konten für den Handel mit Standard-, Mini- oder Micro-Losgrößen zu handeln.
?: Eine Einschätzung zum Schluss – wie hoch wird der Privatanlegeranteil im weltweiten Devisenhandel in fünf Jahren sein?
Singh: Ich gehe davon aus, dass der Anteil an Privatanlegern infolge eines erhöhten Bewusstseins für den Devisenhandel in unterschiedlichen Ländern – insbesondere in Entwicklungsländern, in denen eine weitere Verbreitung des Internets und anderer Technologien auch hin zu geringeren Einkommensschichten vonstattengehen wird - in den kommenden Jahre zunimmt. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage von „Forex Magnates“ beläuft sich das durchschnittlich täglich von Privatanlegern gehandelte Devisenmarktvolumen auf etwa 325 Mrd. USD. Ich erwarte, dass sich dieses Volumen in den kommenden zehn Jahren verdoppelt.
Ebner: Auch ich sehe einen zunehmenden Privatanlegeranteil im Devisenmarkt. Sicherlich wird es immer wieder zu Fluktuationen aufgrund der weltpolitischen Lage kommen, in denen Anleger lieber in Gold als in einen schwachen Euro investieren, aber letztendlich sehe ich einen Privatanlegeranteil zwischen 15 und 20 Prozent als eine realistische Größe.
Zurück zum ersten Teil des Interviews zum Thema Devisenhandel für Privatanleger.