R. Stahl: Finanzielle Spielräume sind vorhanden
Der Ferne Osten sowie Südamerika gehören zu den künftigen Wachstumsregionen von R. Stahl. Das macht Martin Schomaker, Vorstandschef von R. Stahl, im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de deutlich. Nach einem Rekord beim Auftragseingang im Vorjahr glaubt Schomaker, dass es mit dem Umsatzwachstum in den kommenden Jahren wieder aufwärts gehen wird. Für das laufende Jahr hält der CEO Zukäufe für durchaus denkbar.
www.4investors.de: Sie sind im Bereich Explosionsschutz tätig. Wer sind Ihre Hauptkunden?
Schomaker: R. Stahls Kunden sind vorwiegend Unternehmen der Öl- und Gasindustrie, der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie aus dem Spezialschiffbau und der Nahrungsmittelbranche. In den genannten Branchen können bei Herstellung, Verarbeitung, Transport und Lagerung brennbarer Stoffe Gase, Dämpfe oder Nebel entweichen. Unsere elektrischen und elektronischen Produkte und Systeme sind so abgeschottet, dass die Zündung explosionsfähiger Atmosphäre verhindert oder die Auswirkungen einer Explosion auf ein ungefährliches Maß eingeschränkt wird. Hier geht es um die Sicherheit von Mensch, Maschine und Umwelt.
www.4investors.de: Wie ist derzeit Ihre Auftragslage?
Schomaker: Im Geschäftsjahr 2013 haben wir einen Rekordauftragseingang in Höhe von 304,1 Millionen Euro erzielt. Während das Investitionsgeschäft in anderen Branchen bereits im zweiten Halbjahr 2013 deutlich an Fahrt gewann, wird dieser Aufwärtstrend aufgrund unseres spätzyklischen Geschäfts für uns mit ca. sechs bis acht Monaten Verzögerung im ersten Halbjahr 2014 zu spüren sein. Wir haben im letzten Jahr verstärkt an der Optimierung unserer Abläufe gearbeitet, um die Durchlaufzeiten zu senken. Für uns ist das eine strategische Zielsetzung, denn für die Kunden sind kurze Lieferzeiten ein wichtiger Entscheidungsfaktor.
www.4investors.de: In den vergangenen Jahren haben Sie ihren Umsatz im Schnitt jährlich um 9,5 Prozent verbessert. Ist das auch ein mittelfristiges Ziel?
Schomaker: Im Jahr 2013 konnten wir diese Messlatte nicht erreichen. Wir erzielten ein Umsatzwachstum von 4,6 Prozent, währungsbereinigt lag der Anstieg sogar bei 7,3 Prozent. Natürlich kann sich auch R. Stahl nicht von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen lösen. So hielten sich im vergangenen Jahr beispielsweise die Gasfördergesellschaften in Kanada aufgrund niedriger Absatzpreise mit Investitionen zurück. Dennoch bewegen wir uns mittel- und langfristig in einem Wachstumssegment und gehen davon aus, dass wir die genannte Rate bald wieder erreichen und sogar übertreffen können.
“Bewegen uns in einem Wachstumssegment“
www.4investors.de: Wo sehen Sie die Märkte der Zukunft für R. Stahl?
Schomaker: In Fernost und in Süd- und Mittelamerika sehen wir großes Wachstumspotenzial, da unsere installierte Basis in diesen Regionen noch vergleichbar gering ist. Gleiches gilt für den Mittleren Osten, wo sich der Markt für das von uns bediente Explosionsschutz-Normensystem IECEx geöffnet hat. Auch im Golf von Mexiko ist derzeit ein Wandel diesbezüglich zu beobachten. Wir haben deshalb unsere Präsenz in diesen neuen Märkten ausgebaut, um nahe bei unseren potenziellen Kunden zu sein und mit ihnen neue Projekte anzugehen. Mit Tochtergesellschaften in 24 Ländern garantiert R. Stahl einen flächendeckenden Vertrieb und die Abwicklung internationaler Projekte.
www.4investors.de: Welche Innovationen bei Ihren Produkten sind 2014 besonders wichtig?
Schomaker: Wir haben 2013 60 Prozent mehr Patente als im Vorjahr angemeldet. Das zeugt von der hohen Qualität unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die wir derzeit durch den Anbau eines F+E-Centers noch weiter ausbauen wollen. Unter anderem glänzte der Bereich Automatisierungstechnik mit der Neueinführung des Remote I/O Systems IS1+. Dieses Produkt sorgt als Schnittstelle zwischen den Sensoren im Ex-Bereich und dem Kontrollraum für eine reibungslose digitale Kommunikation im explosionsgefährdeten Bereich. Darüber hinaus spielt auch die LED-Technologie eine wichtige Rolle bei unseren aktuellen Innovationen.
www.4investors.de: Zukäufe scheinen 2014 denkbar zu sein. Wo könnten Sie dabei einen Schwerpunkt setzen? Welcher Kaufpreis wäre für Sie machbar?
Schomaker: Wir sind bilanziell sehr solide aufgestellt und haben die für eine Übernahme erforderlichen finanziellen Spielräume. Für uns ist nicht entscheidend, welcher Kaufpreis machbar ist, sondern welcher Kaufpreis zu rechtfertigen und für R. Stahl wertsteigernd ist. Dabei konzentrieren wir uns auf Unternehmen, durch die wir entweder unser Produktportfolio oder unsere internationale Präsenz weiter ausbauen können.
„Schutz vor Billiganbietern und Nachahmerprodukten“
www.4investors.de: Können Sie 2014 höhere Preise am Markt durchsetzen oder ist dieser sehr preissensibel?
Schomaker: Das Preismanagement gehört wie der oben erwähnte Kundenservice zu unseren strategischen Schwerpunktthemen. Bereits 2013 haben wir durch gezielte Preispolitik unsere Margen verbessert. Unsere Produkte werden in sehr sensiblen Bereichen eingesetzt. Das gewährt uns einen gewissen Schutz vor Billiganbietern und Nachahmerprodukten.
www.4investors.de: Das Geschäft in Südamerika hat Ihnen zuletzt Probleme gemacht, Sie haben dort rote Zahlen geschrieben. Wie wollen Sie dort 2014 agieren, gibt es den Turnaround?
Schomaker: Wir haben bereits 2012 Schritte zur Restrukturierung unserer brasilianischen Gesellschaft eingeleitet, die erste Erfolge gezeigt haben. Dennoch waren auch 2013 noch einmal gesonderte Aufwendungen erforderlich, um die Tochtergesellschaft auf den rechten Weg zu führen. Hier ging es tatsächlich um strukturelle Anpassungen, allerdings war die Währungsentwicklung in der Region im vergangenen Jahr auch nicht vorteilhaft für uns. Der südamerikanische Markt ist jedoch sehr attraktiv und wir sehen in der Region große Wachstumschancen. Wir gehen davon aus, dass wir bald mit einem positiven Ergebnisbeitrag der brasilianischen Gesellschaft rechnen können.
www.4investors.de: Ihre Bewertung liegt rund 25 Prozent unter dem Branchenschnitt. Wie können Sie den Wert der Gesellschaft steigern?
Schomaker: Wir haben uns nach dem Krisenjahr 2009 sehr stark auf die Entwicklung unseres Geschäfts fokussiert und sicher dabei auch die Börse ein wenig vernachlässigt. Das haben wir jedoch mittlerweile wieder korrigiert, nicht zuletzt durch die Erweiterung des Vorstands um Bernd Marx als Finanzvorstand im Dezember 2012. Seitdem haben wir unsere IR-Aktivitäten deutlich intensiviert. Die Kursentwicklung zeigt durchaus, dass wir vom Kapitalmarkt als Potenzialträger wahrgenommen werden. Dennoch bleibt sicher einiges zu tun, vor allem müssen wir die Liquidität unserer Aktie verbessern, um für Investoren noch attraktiver zu werden.