Conergy-Pleite: Welche Belastungen drohen Commerzbank und Co?
Die Conergy-Pleite hat einige Überraschung ausgelöst, denn das Unternehmen schien zuletzt auf dem Weg der Besserung. Ein Börsenwert von mehr als 56 Millionen Euro am Donnerstag deutete trotz des Pennystocksniveaus der Aktie gestern alles andere als auf eine unmittelbar bevorstehende Insolvenz des Hamburger Solarenergieunternehmens hin, auch wenn das heute einige Medien plötzlich anders sehen und von einer erwarteten Pleite sprechen. Heute bricht der Kurs des Konzerns ein, rund zwei Drittel beträgt der Verlust, nachdem Conergy am Morgen den Gang zum Insolvenzrichter meldete.
Damit scheinen die Sanierungsbemühungen des Hamburger Konzerns auch erst einmal vergeblich. Noch im Mai hatte man die Umsatzschätzung angehoben und für 2013 schwarze Zahlen auf EBITDA-Basis angekündigt – ein deutlicher Fortschritt nach den horrenden Verlusten aus der Zeit zuvor. Einen asiatischen Investor hatte Conergy jüngsten Berichten zufolge ebenfalls gefunden, der frisches Geld im zweistelligen Millionenvolumen nachschießen, dafür aber 30 Prozent der Conergy-Anteile bekommen wollte. Mit den Konzept biss man aber bei einem der zehn Kreditgeber, die von der Commerzbank angeführt werden, in harten Verhandlungen im Laufe der Nacht auf Granit. Weil Gelder aus einem Großprojekt unerwartet ausblieben, brach das mühsam aufgebaute Sanierungsgerüst nun erst einmal zusammen.
In der Politik ist man trotz der bekannt schwierigen Lage bei Conergy und in der Solarenergieindustrie offensichtlich überrascht von dem Schritt. Aus dem Rathaus in Frankfurt (Oder), einem wichtigen Conergy-Standort in Deutschland, will man erst später eine Stellungnahme erwarten können. Das Land Brandenburg will nun schnellstmöglich mit der Conergy-Konzernspitze reden. Offen ist, welche Belastungen aus der Pleite nun den beteiligten Banken unter der Führung der Commerzbank drohen. Die letzte Quartalsbilanz der Hamburger weist unter anderem kurz- und langfristige Finanzschulden von 135 Millionen Euro aus. Die Gespräche mit dem asiatischen Investor, dessen Name nicht bekannt ist, dürften derweil weiter gehen, wenn auch durch die Insolvenz unter deutlich veränderten Vorzeichen.