US-Senat beschließt Steuersenkungen - Commerzbank Kolumne
Der US-Senat hat am Samstag mit knapper Mehrheit (51-49 Stimmen) umfangreiche Steuersenkungen für Unternehmen und Haushalte beschlossen. Für die Unternehmen wurde eine permanente Senkung des Körperschaftsteuersatzes ab 2019 von derzeit 35% auf 20% beschlossen. Hinzu kommt eine befristete 100%ige Sofortabschreibung für bestimmte Investitionen, die ab 2022 wieder schrittweise auslaufen soll. Zur Gegenfinanzierung wurden die Absetzbarkeit der Zinsaufwendungen eingeschränkt. Netto werden die Unternehmen um rund 700 Mrd. USD entlastet. Dafür wird für ausländische Erträge von Unternehmen, die nicht repatriiert werden, jetzt ein Steuersatz von 14,5% eingeführt, was in der Summe zu Zusatzeinnahmen von ca. 270 Mrd. USD führt. Die persönlichen Einkommensteuersätze werden dagegen temporär bis Ende 2025 gesenkt, Absetzmöglichkeiten verbessert und die „alternative Mindeststeuer“ abgeschafft. Netto werden die Haushalte bis 2027 um etwa 1 Bio. USD entlastet. Politisch stehen die Republikaner unter Druck, endlich Erfolge zu erzielen. Im November 2018 stehen die Zwischenwahlen im Kongress an. Auch Präsident Trump steht unter Druck, mit einem Erfolg aufzuwarten. Die Entwürfe des Kongresses und des Senats sind aber sehr unterschiedlich; beide Kammern müssen sich auf eine Fassung einigen. Was bringt das für das US-Wachstum? Eine steuerliche Entlastung von 1,4 Bio. USD über 10 Jahre entspricht lediglich 0,6% der Wirtschaftsleistung für diesen Zeitraum. Jedoch ist die Entlastung in 2019 an höchsten und geht dann wieder zurück. Die verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten könnten die Investitionen erhöhen und langfristig zu einem höheren Potenzialwachstum führen. Insgesamt verbessert sich das Umfeld für die Unternehmen. Die Märkte reagierten nur sehr bescheiden mit höheren Aktienkursen, einem stärkeren USD und moderat höheren Renditen.
Anleihen
Euroraum: BIP, Detailergebnisse (Q3), 11:00 Uhr
USA: Handelsbilanzsaldo (Okt.), 16:00 Uhr
USA: ISM-Index Dienstleistungen (Nov.), 16:00 Uhr
Bitcoins haben in jüngster Zeit sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. Wohl auch weil in diesem Jahr deren Kurs zum US-Dollar von 1.000 auf 11.000 gestiegen ist. Grund genug für ein paar warnende Worte gestern von EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy: Bitcoins würden sinnvolle Technologien (Blockchain) benutzen. Auch die Bank von Frankreich experimentiere mit diesen innovativen Technologien. Aber es sei klar, Bitcoins seien keine Währung – auch keine Kryptowährung. Bitcoins seien ein rein spekulatives Asset. Sie hätten keine ökonomische Basis und niemand sei für die Regulierung verantwortlich – so Villeroy. Mit anderen Worten: Bitcoins sind der EZB wohl ein Dorn im Auge. Zumal diese zweifellos auch für kriminelle Zwecke verwendet werden. Es ist nicht auszuschließen, dass Notenbanken – einzeln oder im Verbund – in Zukunft eigene echte Kryptowährungen etablieren werden, denn die neuen Technologien bieten Vorteile. Der Münzgewinn bliebe dann aber letztlich bei den Steuerzahlern und fiele nicht in die Hand von Spekulanten – das ist wohl das stärkste Argument gegen eine lange Zukunft von Bitcoins. Mit der Zustimmung des Senats haben die Pläne des US-Präsidenten für eine Steuerreform eine wichtige Hürde genommen. Die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen gestern aber nur leicht an – der direkte zusätzliche Nachfrageimpuls dürfte eher gering sein (vgl. „Im Blickpunkt“). In den USA deckten sich die Daten zu den Industrieaufträgen mit den Daten letzter Woche zu den Aufträgen für langlebige Güter: Es gab zwar einen leichten Rückgang der Bestellungen im Oktober zum Vormonat bedingt durch weniger Orders für zivile Flugzeuge, doch die Investitionsneigung der US-Unternehmen befindet sich im Aufschwung.
Aktien
Deutsche Bank, Kapitalmarkttag
Nachdem der starke Euro und die politischen Wirren in den USA die europäischen Aktienbörsen am Freitag noch auf Talfahrt geschickt hatten, erfolgte nun zum Wochenauftakt die Erholung. Die letztendlich vom Senat abgesegnete US-Steuerreform war, wie bereits im späten Handel der Wall Street zum Wochenschluss, auch hierzulande der wesentliche Treiber. Zwar wurden die Tageshöchststände nicht gehalten, doch konnten die Verluste des letzten Handelstags aufgeholt werden. Zu den Favoriten im deutschen Leitindex Dax 30 zählten neben den Aktien der Gesundheitskonzerne FMC (+4,4%) und Fresenius (+3,1%) die Titel der Deutschen Post (+3,2%). Dagegen fanden sich die Anteilscheine von Infineon (-0,7%) nach einem schwankenden Tagesverlauf am Ende des Kurszettels wider. Im EUROSTOXX 50 konnten bis auf die Informationstechnologie (-0,1%) alle Branchen meist deutlich zulegen. Auch im Leitindex des Euroraums hinkten mit Nokia (-2,9%) und ASML (-0,7%) zwei Technologiewerte dem Markt hinterher. An der Wall Street setzte sich die euphorische Stimmung anfangs weiter fort. Im Handelsverlauf konnten die zwischenzeitlich wesentlich höheren Kursanstiege allerdings nicht gehalten werden. Im Fokus standen vor allem die Titel von Walt Disney (+4,7%). Der Medienriese profitierte dabei von Berichten über Gespräche mit 21st Century Fox hinsichtlich der Übernahme einiger Geschäftsbereiche des Wettbewerbers. Während der Dow Jones letztendlich ein kleines Plus verbuchen konnte, musste der technologielastige Nasdaq 100 erneut Verluste hinnehmen. Im breiten S&P 500 war dann auch der IT-Sektor (-1,9%) erneut die schwächste Branche, während wieder Finanztitel und Telekommunikationswerte (jeweils +1,6%) die beste Entwicklung vorweisen. Die asiatischen Börsen fanden heute Morgen keine einheitliche Richtung, wobei sich allerdings die Ausschläge in Grenzen hielten.