ifo-Geschäftsklima auf Rekordniveau: Berliner Machtpoker lässt Unternehmen kalt - Nord LB Kolumne
Soeben hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat November veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung unter den befragten rund 7.000 deutschen Unternehmen zuletzt nochmals verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex markiert im November mit 117,5 Punkten ein neues Allzeithoch. Der wohl wichtigste Frühindikator für die deutsche Volkswirtschaft, das ifo-Geschäftsklima, zeugt weiterhin von einer regelrecht euphorischen Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen. Auch die gestern von Markit gemeldeten Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes für die Industrie (62,5 Punkte) und den Dienstleistungssektor (54,9 Punkte) sprechen für einen sich nochmals beschleunigenden Aufschwung.
Der Indexstand für die aktuelle Geschäftslage ist im abgelaufenen Monat leicht gesunken, bewegt sich mit 124,4 Punkten aber weiterhin in der Nähe seines Allzeithochs. Im III. Quartal war das Wirtschaftswachstum mit 0,8% Q/Q überraschend hoch ausgefallen. Vor allem von den Ausrüstungsinvestitionen und den Exporten gingen kräftige Impulse aus.
Bemerkenswert ist, dass parallel zu dieser weiterhin sehr guten Lagebeurteilung die auf die Situation in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen noch einmal deutlich optimistischer ausgefallen sind. Die ifo-Umfrage für den November stand schließlich unter dem noch sehr frischen Eindruck der am 20. November abgebrochenen Jamaika-Sondierungsgespräche und der sich hieraus ergebenden politischen Unsicherheit. Mit 111,0 Punkten notiert der Index für die Erwartungen nur noch knapp unter dem Allzeithoch von Ende 2010 – trotz der bundespolitischen Hängepartie. Wirtschaft, Verbände und Ökonomen hatten in ersten Stellungnahmen den Ausstieg der FDP aus den Sondierungsgesprächen kritisiert. Die vom ifo-Institut befragten Unternehmen zeigen sich hingegen offensichtlich von dem Machtpoker in Berlin vollkommen unbeeindruckt.
Auf Ebene der einzelnen Wirtschaftssektoren zeigt sich eine weitere Stimmungsaufhellung im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Großhandel. Das Stimmungsbild in den Unternehmen deckt sich mit unserer Einschätzung, dass das sehr hohe Wachstumstempo noch einige Zeit beibehalten werden kann. Für das laufende vierte Quartal prognostizieren wir ein BIP-Wachstum in Höhe von 0,8% Q/Q. Klar ist, dass die deutsche Wirtschaft mit einem deutlich erhöhten statistischen Überhang in der Größenordnung von mehr als einem Prozentpunkt ins Jahr 2018 starten wird. Wir haben unsere Wachstumsprognose auf 2,3% für 2017 und 2,6% für 2018 angehoben. Bei diesen hervorragenden Rahmenbedingungen sollte sich doch eine Regierung finden lassen.
Dem Dax verhalfen die guten Zahlen am Morgen wieder über die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten. Die Konjunkturdynamik bleibt im gesamten Euroraum hoch. Trotz der derzeit noch geringen Inflation sollte die EZB angesichts des steigenden Auslastungsgrades in den Unternehmen den Weg hin zu einer Normalisierung der Geldpolitik konsequent und zügiger als bisher verfolgen. Mit zunehmend stärker ausgelasteten Kapazitäten wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sich die mittelfristige Inflationsprognose der EZB als zu niedrig herausstellt.
Fazit: Die ohnehin schon euphorische Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich nochmals verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex markiert im Oktober mit 117,5 Punkten einen neuen Höchststand. Für den weiteren Ausblick stimmt es besonders optimistisch, dass die Erwartungen deutlich positiver bewertet werden. Das Wachstumstempo bleibt somit hoch, im vierten Quartal dürfte das BIP um 0,8% Q/Q expandieren. Die Unternehmen zeigen sich damit auch gänzlich unbeeindruckt von der politischen Hängepartie in Berlin. Der Auslastungsgrad nimmt deutlich zu. Die EZB muss daher nächstes Jahr endlich die Kurve kriegen und den Exitpfad konsequent und auch zügiger verfolgen.