Auftragslage in Deutschland hervorragend – Anreize für Innovationen gering - Commerzbank Kolumne
Die deutsche Industrie hat einen guten Lauf: Die Zinslast ist niedrig, der Euro aus deutscher Sicht unterbewertet und die Gewerkschaften halten sich angesichts der bislang niedrigen Inflation mit Forderungen zurück. Damit steigt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Die Aufträge haben sich im September nochmals erhöht (+1%), während Analysten eine Gegenbewegung nach den starken Augustdaten erwartet hatten. Die Gefahr ist, dass die guten Rahmenbedingungen dazu führen, dass die Unternehmen zu wenig innovativ sind und zu wenig in Effizienz investieren. Die Produktivität ist in Deutschland aktuell im Vergleich zu 2008 nur 5% höher.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Sep.), 08:00 Uhr
Euroraum: Einzelhandelsumsätze (Sep.), 11:00 Uhr
USA: Zahl offener Stellen (Sep.), 16:00 Uhr
Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie stiegen im September entgegen der Erwartung eines Rückgangs um 1,0% M/M an. Die Auftragseingänge liegen damit 9,5% über dem Vorjahresstand. Allerdings ging die Industrieproduktion wie heute gemeldet wurde im September mit -1,6% M/M stärker als erwartet zurück und liegt damit nur noch 3,6% (nach +4,6% J/J) über dem Vorjahresniveau. Immer noch gibt es eine erhebliche Lücke zwischen den stark angestiegenen Frühindikatoren und der Entwicklung der „harten“ Daten, die sich irgendwann schließen müsste. Die Anlegerstimmung im Euroraum – der Sentixindex – stieg stärker als erwartet um 4,3 Punkte auf 34,0 Punkte, ein neues Zehnjahreshoch, der deutsche Sentixindex sogar auf ein Rekordhoch. Die Rentenmärkte tendierten gestern trotz der guten Konjunkturdaten sehr freundlich. EZB-Chefvolkswirt Praet hob die Bedeutung des EZB-Bestands und der Reinvestitionen der Anleihen für die Wirksamkeit der Wertpapierkäufe hervor. In den nächsten 12 Monaten werden sich die Rückzahlungen und damit Reinvestitionen auf 129,8 Mrd. EUR belaufen. In den USA wurde bekannt, dass der Fed-Chef von New York, William Dudley, Mitte 2018 in den Ruhestand gehen wird. Damit ist der dritte Posten innerhalb des 7-köpfigen Fed-Komitees zu besetzen. Neben dem Fed-Chefposten von Janet Yellen, für den Jerome Powell nominiert wurde, muss die Stelle des Fed-Vizechefs Stanley Fischer neu besetzt werden. Nachdem der BoE-Chef Mark Carney am Wochenende in einem Interview gesagt hatte, dass die BoE nicht helfend mit einer lockeren Geldpolitik eingreifen könne, falls der Brexit realwirtschaftlich schmerzhaft werde, stärkte sich das britische Pfund gestern wieder.
Aktien
BMW, Ergebnis Q3
Hochtief, Ergebnis Q3
Intesa Sanpaolo, Ergebnis Q3
Osram Licht, Jahresergebnis
Rheinmetall, Ergebnis Q3
Toyota Motor, Halbjahresergebnis
Uniper, Ergebnis Q3
Zalando, Ergebnis Q3
Die Aktienmärkte in Europa tendierten zum Wochenauftakt uneinheitlich. Die Gewinne und Verluste hielten sich auf Indexebene aber zumeist in engen Grenzen. Nach der Rally der vergangenen Wochen brauchte der Markt offenbar erst einmal eine kleine Verschnaufpause. Es fehlte zudem an frischen Impulsen für weitere Kursanstiege. In diesem Umfeld verlor der Dax rd. 0,1%. Einer der Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Aktie der Deutschen Telekom, die nach dem Scheitern der geplanten Fusion zwischen T-Mobil US und Sprint rd. 2,6% an Wert einbüßte. Auch die Notierung von ProSiebenSat.1 (-2,9%) büßte überproportional ein und setzte damit ihren jüngsten Abwärtstrend fort. Gefragt waren dagegen vor allem Versorgerwerte wie RWE (+1,6%) oder Eon (+1,1%). Auf europäischer Sektorenebene waren gestern vor allem Aktien aus dem Bereich Rohstoffe gesucht, die im Schnitt um 1,2% zulegen konnten. Am Ende der Performancerangliste rangierten Werte aus dem Sektor Banken, die im Schnitt 0,4% einbüßten. Die Börsen in den USA tendierten freundlich. Alle drei großen Indizes schlossen auf Allzeithoch. Die Aktie von T-Mobil US verlor 5,7% (Sprint: -11,5%). Auf Sektorenebene legten Energiewerte (+2,2%) am stärksten zu. Telekommunikationsaktien verloren im Schnitt 2,5%. Die Börsen in Asien notierten heute nahe am Zehn-Jahreshoch. Gute Unternehmensergebnisse beflügeln weiterhin die Fantasie der Anleger. Der Nikkei 225-Index gewann 1,7%; der Yen notierte etwas schwächer.