ifo-Geschäftsklima: Neuer Rekordwert zeugt von ungebrochener Euphorie - Nord LB Kolumne
Soeben hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat Oktober veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung unter den befragten rund 7.000 deutschen Unternehmen zuletzt nochmals verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex markiert im Oktober mit 116,7 Punkten ein neues Allzeithoch. Auch die gestern von Markit gemeldeten Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor sprechen für einen anhaltend kräftigen Aufschwung. Der wohl wichtigste Frühindikator für die deutsche Volkswirtschaft, das ifo-Geschäftsklima, zeugt nun gar von einer regelrechten Euphorie in den Chefetagen deutscher Unternehmen.
Die aktuelle Geschäftslage hat sich im abgelaufenen Monat noch einmal verbessert. Mit 124,8 Punkten kehrt der entsprechende Teilindex fast auf sein Allzeithoch zurück. Das Stimmungsbild in den Unternehmen deckt sich mit unserer Einschätzung, dass das hohe Wachstumstempo im ersten Halbjahr zumindest bis zum Jahresende weitgehend gehalten werden kann. Für das abgelaufene dritte Quartal prognostizieren wir ein BIP-Wachstum in Höhe von 0,6% Q/Q.
Auf Ebene der einzelnen Wirtschaftssektoren zeigt sich eine weitere Stimmungsaufhellung im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Bauwirtschaft. Auffallend stark hat sich jedoch die Stimmung im Einzelhandel wieder gebessert, nachdem hier einige Monate eine etwas gedämpfte Stimmung vorgeherrscht hatte. Bemerkenswert ist, dass parallel zur sehr guten Lagebeurteilung auch die auf die Situation in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen deutlich optimistischer ausfallen. Mit 109,1 Punkten notiert der Index für die Erwartungen so hoch wie zuletzt im Boomjahr 2010.
Zu diesem sehr positiven Ausblick dürfte insbesondere die sehr kräftige Nachfrage aus dem In- und Ausland beigetragen haben. Zudem haben sich die wirtschaftlichen und politischen Risiken in der Eurozone weiter reduziert und auch potenzielle Risikofaktoren wie der bevorstehende Brexit oder die Politik des US-Präsidenten Donald Trump werden zumindest derzeit von den deutschen Unternehmenslenkern weitgehend ausgeblendet. Erstmals floss auch die Erkenntnis in die ifo-Umfrage ein, dass die nächste Bundesregierung wohl von CDU/CSU, der FDP und Bündnis 90/die Grünen gebildet wird. Der guten Unternehmensstimmung war dieser Ausblick ganz offensichtlich zumindest nicht abträglich.
Die Finanzmärkte haben auf die heutigen Zahlen kaum reagiert, zu sehr hat man sich wohl schon an hervorragende Konjunkturdaten aus Deutschland gewöhnt. Für die EZB ändern sich mit den heutigen Zahlen die Grundlagen für ihre morgige Entscheidung nicht. Die Konjunkturdynamik bleibt im gesamten Euroraum hoch, der Aufschwung ist breit unterlegt. Die Wirtschaft der Eurozone verträgt eine Reduktion des geldpolitischen Stimulus. Die EZB sollte daher im Jahr 2018 ihre Anleihekäufe auslaufen lassen, auch wenn die Inflation aktuell noch etwas zu niedrig ist.