Deutschland: Konjunkturerwartungen bleiben (vorsichtig) optimistisch - Nord LB Kolumne
Heute hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim die Ergebnisse seines monatlichen Finanzmarkttests bei rund 350 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern für den Berichtsmonat Oktober veröffentlicht. Demnach sind die Konjunkturerwartungen für Deutschland zuletzt nochmals, wenn auch nur dezent auf 17,6 Saldenpunkte angestiegen. Das bedeutet, dass weiterhin eine Mehrheit der vom ZEW befragten Experten von einer gegenüber der jetzigen Konstellation verbesserten wirtschaftlichen Lage in sechs Monaten ausgeht. Der Ausblick für die Eurozone fällt zwar nicht mehr ganz so optimistisch aus wie im Vormonat, auch hier stehen die Zeichen aber auch weiterhin für eine Verstetigung des Aufschwungs.
Die Einschätzung der gegenwärtigen Konjunkturlage in Deutschland bleibt trotz eines marginalen Rücksetzers in der Nähe der historischen Höchststände vom Frühjahr 2011. Diese überaus positive Bewertung der aktuellen Situation bildet damit den Referenzpunkt für den Blick in die Zukunft und sollte bei der Interpretation der Erwartungskomponente freilich nicht vergessen werden. Der deutschen Wirtschaft geht es derzeit glänzend und die Chancen, dass es in sechs Monaten sogar weiter aufwärts geht, sind gut. Dieses Bild bestätigt unsere durchaus optimistischen Prognosen für ein Wirtschaftswachstum in Deutschland in der Nähe von 2% in diesem und im nächsten Jahr.
Die wie immer bereits zuvor veröffentlichten Umfrageergebnisse von sentix und vor allem die Kursfeuerwerke am Aktienmarkt hatten allerdings darauf hingedeutet, dass sich die Stimmungsindikatoren des ZEW noch ein wenig deutlicher nach oben bewegen würden. Stattdessen kommen in den heutigen Zahlen doch etwas zurückhaltendere Einschätzungen zur deutschen und europäischen Konjunktur zum Ausdruck. Die vorsichtigere Beurteilung der Aussichten für die Eurozone passt gut zu dem merklich schwindenden Optimismus bei den Perspektiven für Frankreich und vor allem Italien. Fragen zur spanischen Wirtschaft werden in der Erhebung nicht gestellt. Es lässt sich aber leicht ermessen, dass der schwere Konflikt in Katalonien hier noch viel ausgeprägter sichtbar gewesen wäre als in den eher mittelbaren Ausstrahlungen auf die europäischen Nachbarländer.
Alles in allem lassen sich die heutigen Zahlen so deuten, dass die deutsche Wirtschaft auf eine robuste und intakte Binnennachfrage vertrauen kann. Die Konjunkturerwartungen für unsere europäischen Nachbarländer und damit auch für unsere wichtigsten Handelspartner haben sich hingegen ein klein wenig eingetrübt. Dennoch liefern die heutigen Zahlen gute Argumente für eine schrittweise Abkehr der EZB von ihrer ultraexpansiven Geldpolitik. Diesbezügliche Forderungen sind besonders klar von den deutschen Notenbankern Jens Weidmann und Sabine Lautenschläger artikuliert worden – vielleicht ein wenig durch die deutsche Brille, deswegen aber nicht weniger begründet!
Fazit: Die vom ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Oktober nochmals, wenn auch nur dezent angestiegen. Die deutsche Wirtschaft kann damit auf eine robuste und intakte Binnennachfrage vertrauen. Die Konjunkturerwartungen für unsere europäischen Nachbarländer und damit auch für unsere wichtigsten Handelspartner haben sich hingegen ein klein wenig eingetrübt. Dennoch liefern die heutigen Zahlen gute Argumente für eine schrittweise Abkehr der EZB von ihrer ultraexpansiven Geldpolitik. Diesbezügliche Forderungen sind besonders klar von den deutschen Notenbankern artikuliert worden – vielleicht ein wenig durch die deutsche Brille, deswegen aber nicht weniger begründet!