Rechnungslegung IFRS 9: ab 2018 erhebliche Auswirkungen auf Europas Banken - Commerzbank Kolumne
Der internationale Rechnungsstandard IFRS 9, der ab Januar 2018 in Kraft tritt, regelt den Ansatz und die Bewertung von Finanzinstrumenten neu. Für Banken gehören dazu auch die Kreditausleihungen. Nach bisheriger Rechnungslegung musste ein Kredit erst bei eingetretenem Ausfallrisiko (z.B. bei ausbleibenden Ratenzahlungen) wertberichtigt werden. In begrenztem Maße konnten zukunftsgerichtet zusätzlich allgemeine Rückstellungen gebildet werden. Ab 2018 aber müssen Banken bereits sofort mit Gewährung eines Darlehens Rückstellungen bilden. Die Bewertung eines Kredits folgt einem 3-Stufen-Modell und spiegelt einen Erwartungswert. Dieser ist unabhängig vom späteren tatsächlichen ökonomischen Zins- und Tilgungsverlauf. Da rückwirkend auch das vorhandene Kreditbuch nach neuer Systematik bewertet werden muss, ist zunächst mit einem negativen Effekt auf die Kernkapitalquote zu rechnen. Dieser fällt institutsabhängig unterschiedlich hoch aus. Broker-Schätzungen für europäische Banken liegen durchschnittlich bei 30 bis 50 Basispunkten. Entsprechend werden sich auch die Buchwerte verringern (Schätzungen 3,5 bis 4%). Vor allem Banken mit einem bereits heute höheren Anteil an kritischen Krediten (z.B. in Italien) dürften stärker betroffen sein. Das Ziel der neuen Rechnungslegung ist es, eine Verschlechterung der Kreditqualität direkt in der Bilanz zu erfassen. Dies führt aber in der Konsequenz zu einer erhöhten Volatilität in den Ergebnisberichten der Institute. Die Zyklizität dürfte zunehmen, weil in Phasen wirtschaftlicher Abschwächung die Risikovorsorge überproportional steigt. Da dies aber noch nichts über den tatsächlichen Zahlungsverlauf eines Kredits aussagt, kann es bei Fälligkeit und Tilgung im Einzelfall auch zur vollständigen Auflösung der Rückstellung kommen. Insgesamt dürfte im Abschwung das Ausfallrisiko überschätzt werden. In einer Aufschwungsphase sollten sich keine großen Abweichungen zum heute noch gültigen Stand ergeben. Als Reaktion werden Banken wohl zum einen Risikomodelle überarbeiten und zum anderen einen komfortablen Kapitalpuffer halten wollen, um eine stetige und wachsende Dividende zu gewährleisten.
Anleihen
Großbritannien: Verbraucherpreise (Aug), 10:00 Uhr
Der Hurrikan Irma hat zwar Sturmschäden und Über-schwemmungen hinterlassen, die schlimmsten Szenarien sind jedoch nicht eingetreten: Irma wanderte an der Westküste Floridas entlang und schwächte sich dabei ab.
Zudem hat Nordkorea, trotz des Unabhängigkeitstages, am Wochenende keinen erneuten Bombentest durchgeführt. Die Anleger zeigten sich vor diesem Hintergrund etwas risikofreudiger als vor dem Wochenende. Die Kurse von US-Staatsanleihen und Bundesanleihen gingen leicht zurück. Gemessen am jeweiligen Konjunkturumfeld halten wir jedoch sowohl die US-Staatsanleihen als auch die Bundesanleihen für deutlich zu teuer. Der US-Dollar konnte sich zum Euro und zum Yen leicht erholen. Die Bestellungen für Werkzeugmaschinen werden in Japan als Frühindikator für die Ausrüstungsinvestitionen gehandelt. Die gestern für August gemeldeten Bestellungen konnten erneut überzeugen. Im März dieses Jahres sind die Bestellungen sprunghaft um gut 20% gestiegen. Seither halten sich die Bestellungen auf diesem erhöhten Niveau. Auch andere Wirtschaftsdaten – und nicht zuletzt die jüngsten BIP-Zahlen – weisen nach oben. Doch die Inflation bleibt unerwünscht niedrig. Trotz der expansiven Geldpolitik der Bank von Japan ist es dem Land in den letzten 25 Jahren nicht gelungen, einen nachhaltigen Boom zu generieren. Die japanischen Erfahrungen dürften ein Grund dafür sein, warum die EZB fürchtet, nicht genug zu tun. Doch die expansive Politik der EZB kommt zunehmend auch in der Realwirtschaft an. In Italien hat die Industrie in diesem Jahr einen Gang hoch geschaltet. Die Zahlen für August bestätigten gestern den positiven Trend. Zum Vorjahr ist die Produktion um 4,4% gestiegen. In Italien muss bis Ende Mai 2018 ge-wählt werden. Laut aktuellen Umfragen ist nicht auszuschließen, dass europaskeptische Kräfte die Wahl gewinnen.
Aktien
Apple: Keynote iPhone 8
Angeführt von Finanztiteln konnten die europäischen Aktienbörsen einen positiven Start in die neue Handelswoche verbuchen. Belastend wirkte dagegen die vergleichsweise schwache Entwicklung der in den letzten Tagen favorisierten Automobilwerte. So standen in deutschen Leitindex Dax 30 die Aktien von Munich Re (+4,1%, Herabstufung des Hurrikans Irma auf Stufe 2, positive Aussagen zur Prämienentwicklung beim Branchentreffen in Monte Carlo) und der Commerzbank (+3,2%) an der Spitze der Kursliste, während einzig die Anteilscheine von Daimler (-0,3%) schwächer tendierten. Hier hatte ein Finanzspartenchef des Konzerns auf künftige geringere Gewinnmargen wegen der Investitionen für autonomes Fahren und Elektrofahrzeuge hingewiesen. Im EUROSTOXX 50 entwickelten sich alle Branchen fester. Positiv stachen im beschriebenen Umfeld vor allem Versicherungen (+2,3%) und Banken (+2,2%) heraus, während Pharmatitel (+0,1%) deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurücklagen. In der Schweiz waren die Papiere von Roche (-2,0%) das Schlusslicht im Leitindex SMI. Hier hatte ein Mittel zur Behandlung von Augenleiden nicht den Endpunkt in der Phase-III-Studie erreicht. Auch an der Wall Street stiegen alle wichtigen Indizes deutlich an. Besonders gefragt waren Aktien der Finanzbranche (+1,7%) und der Informationstechnologie (+1,5%). Stärkste Einzeltitel waren noch vor den Aktien des Versicherers The Travelers (+2,3%) die Werte des neu fusionierten Chemiegiganten DowDuPont (+3,1%). Schwächer tendierten einzig die Anteilscheine der Baumarktkette Home Depot (-0,8%) und von General Electric (-0,4%). Die asiatischen Börsen können den zweiten Tag in Folge teils deutlich zulegen. Einzig Hongkong zeigt sich lediglich unverändert. Die europäischen Märkte werden mit diesen Vorgaben ebenfalls fester erwartet.