Im Euroraum stagniert der Preisauftrieb - Commerzbank-Kolumne
Im Juli ist die Inflationsrate im Euroraum mit 1,3% im Jahresvergleich stabil geblieben. Analysten hatten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Erfreuen dürfte die EZB der Anstieg der Kernteuerungsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel). Diese stieg leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 1,2% J/J. Damit bleibt sie aber weiterhin deutlich vom 2%-Ziel der EZB entfernt. Wird sich in Zukunft der Preisauftrieb beschleunigen? Eher nicht, denn die Unterauslastung der Wirtschaft in vielen Euroländern steht dem entgegen. Auch spricht die nach wie vor hohe Arbeitslosenquote von 9,1% ebenfalls nicht dafür.
Zinsen und Anleihen
China: PMI verarb. Gewerbe Caixin (Juli), 03:45 Uhr
Euroraum: PMI verarb. Gewerbe (Juli), 10:30 Uhr
Euroraum: BIP-Wachstum (2. Quartal), 11:00 Uhr
USA: Persönl. Einkommen/Ausgaben (Juni), 14:30 Uhr
USA: ISM-Index verarb. Gewerbe (Juli), 16:00 Uhr
Der Preisauftrieb war im Euroraum im Juli nach der Schnellschätzung mit 1,3% J/J (nach 1,3% im Juni) höher als erwartet. Man hatte allgemein mit einem Rückgang gerechnet. Die Kerninflationsrate, die die volatilen Elemente Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, stieg sogar von 1,1% auf 1,2% J/J leicht an. Am stärksten stieg die Teuerung bei den Energiepreisen (2,2% J/J) gefolgt von den Dienstleistungspreisen (1,5% J/J) (siehe im Blickpunkt). Die EZB wird ihre künftige Argumentation, z.B. wenn sie die Reduzierung der Anleihekäufe verkündet, mehr auf die konjunkturelle Entwicklung abstellen, die nach wie vor sehr gut ist. So ging die Arbeitslosenquote im Juli von 9,2% auf 9,1%, auf ein neues Achtjahrestief, zurück. In dem Umfeld wertete sich der Euro gestern erneut ggü. dem USD auf und erreichte fast die Mar-ke von 1,1850 USD. Ein Grund dafür ist der gute Konjunkturverlauf im Euroraum. Aufgrund der EUR-Stärke wertete sich gestern der Schweizer Franken ab; der Euro verteuerte sich auf 1,1450 CHF. Die Renditen der Bundesanleihen stiegen gestern nur zwischenzeitlich leicht an. Die Staatsanleihen der Euro-Peripherie starteten überwiegend mit deutlichen Kursgewinnen in die neue Woche, gaben im Tagesablauf aber wieder nach.
Auch die nächsten Tage gibt es jede Menge an Konjunkturdaten. Neben den Einkaufsmanagerindizes für das verarbeiten-de Gewerbe steht im Euroraum das BIP-Wachstum für das 2. Quartal im Fokus. Am Mittwoch folgen die US-Arbeitsmarktdaten des privaten Dienstleisters ADP und am Donnerstag die Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen. Der Höhepunkt sind Freitag die nationalen US-Arbeitsmarktdaten.
Aktien
Apple, Ergebnis Q3
BP, Ergebnis Q2
FMC, Fresenius, Ergebnis Q2
Heidelberg Cement, Ergebnis Q2
Infineon, Ergebnis Q3
Intesa Sanpaolo, Ergebnis Q2
Pfizer, Sony, Ergebnis Q2 bzw. Q1
Zum Wochenstart verzeichneten die europäischen Leitindizes zumeist leichte Verluste; der SMI in der Schweiz war mit einem Plus von 0,4% Tagesgewinner. Der Dax verlor hingegen 0,4%. Nach wie vor leidet er überproportional unter dem unverändert festen Euro sowie unter dem anhaltenden Kursdruck auf die deutschen Automobilaktien, die infolge diverser Skandale und Krisen auch gestern Federn lassen mussten. So büßte die Notierung von Volkswagen trotz teilweise guter Nachrichten um 1,3% ein. Die Aktie von BMW sank um 0,2% und die Notierung von Daimler gab um 0,9% nach. Tagesverlierer im Dax war die Aktie der Deutschen Bank (-2,1%), die damit in vier Handelstagen fast 10% an Wert eingebüßt hat (-2% seit Jahresbeginn). Auf europäischer Sektorenebene waren am gestrigen Handelstag vor allem Aktien aus dem Bereich Finanzdienstleistungen gefragt, die im Schnitt um 0,7% zulegten. Aktien aus dem Bereich Haushaltsgüter gaben als Tagesverlierer im Schnitt um 1,3% nach. Die Börsen in den USA tendierten zu Wochenbeginn uneinheitlich. Während der Dow Jones-Index (+0,3%) erneut ein Rekordhoch markierte, fiel der S&P 500-Index etwas zurück. Die bisherige US-Berichtssaison verlief sehr positiv und treibt die Kurse. Nach 237 vorliegenden Quartalsergebnissen beträgt das Gewinnwachstum 10,3%; auch die Margenentwicklung zeigt sich sehr fest und könnte neue Rekordhochs erzielen. Auf Sektorenebene waren v.a. Finanzwerte (+0,6%) gefragt. Dagegen büßten Rohstofftitel im Schnitt rd. 0,8% ein. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich (Nikkei 225: +0,3%).