Preisanstieg im Euroraum ist kein Grund für Änderung der EZB-Strategie - National-Bank Kolumne
Am Freitag wurde die erste Schätzung für das US-Wirtschaftswachstum für Q2 2017 veröffentlicht. Erwartungsgemäß nahm die US-Wirtschaft im letzten Quartal Fahrt auf, so dass das BIP auf Jahresbasis um 2,6% zulegte. Als Wachstumstreiber sind der private Verbrauch sowie auch Ausrüstungsinvestitionen zu identifizieren. Das ist insgesamt als erfreulich zu werten. Wenig Dynamik entfaltete dagegen der Arbeitskostenindex. Trotz der sehr niedrigen Arbeitslosenquote steigen die Löhne in den USA vergleichsweise wenig. Gegen Ende der laufenden Woche wird es dazu mit dem Arbeitsmarktbericht für den Juli neue Informationen geben. Die BIP-Daten ebenfalls für Q2 auf verschiedenen Euroländern fielen ermutigend aus. Die Wirtschaft hierzulande ist auf einem Wachstumskurs. Darauf wiesen die Stimmungsindikatoren der Europäischen Kommission ebenfalls hin. In den kommenden Monaten dürfte der Euroraum auf Wachstumskurs bleiben.
Die ersten Konsumentenpreisdaten am Freitag aus einigen Euroländern sorgten für Nervosität. Der Preisauftrieb war insbesondere in Deutschland etwas stärker ausgefallen, als es prognostiziert wurde. Von der Marke von 2% sind die Jahresraten aber immer noch deutlich entfernt. Eine Änderung der Geldpolitik wird der etwas stärkere Preisauftrieb nicht zur Folge haben. Mario Draghi wies auf einer der letzten Pressekonferenzen daraufhin, dass die EZB auf die Preise für den gesamten Euroraum schaut. Daher kann es durchaus sein, dass der Preisauftrieb in einigen Ländern stärker als 2% ausfallen kann und in anderen Ländern eben schwächer. Zudem ist es durchaus wahrscheinlich, dass einige temporäre Effekte für den Preisanstieg verantwortlich sind. Nichtsdestotrotz werden die Investoren heute auf die Preisdynamik im gesamten Euroraum schauen. Auch die Entwicklung auf dem hiesigen Arbeitsmarkt ist von Interesse. Schließlich werden allmählich wieder Jobs geschaffen, wobei hier auf die Qualität zu achten ist. Viele der neuen Beschäftigungsverhältnisse sind befristeter Natur und gerade in den südlichen Urlaubsregionen wohl auf das starke Anziehen des Tourismus zurückzuführen.
Am Nachmittag werden die Anleger einen Blick auf den Chicagoer PMI werfen. Eine deutlichere Abschwächung wäre keine Überraschung. Schließlich dürfte das Gebaren in Washington nicht ohne Wirkung bleiben. Nach dem Desaster bei der Gesundheitsreform ist unklar, ob sich eine Steuerreform und die angekündigten Infrastrukturinvestitionen umsetzen lassen.
Immerhin wurden heute Morgen erfreuliche Werte für die chinesischen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende und das Dienstleistungsgewerbe veröffentlicht: Beide Werte gingen im Vormonatsvergleich zwar leicht zurück. Sie liegen jedoch weiterhin deutlich über der Marke von 50 Punkten. Die Wirtschaft in China dürfte also in den kommenden Monaten ihren Expansionskurs beibehalten.
Neben den Preis- und Wachstumsdaten sowie dem Chicagoer PMI werden die Berichtssaison sowie die Politik in Washington im Mittelpunkt des Interesses stehen. Dadurch sollten die Rentenkurse insgesamt gut unterstützt sein. Der Bund Future dürfte gut behauptet in den Tag starten und sich zwischen 161,45 und 162,65 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,23 und 2,38% schwanken.