Was wird die Fed machen? - National-Bank Kolumne
Die EZB will sich mit einer Entscheidung über den Ausstieg aus dem QE-Programm Zeit lassen. Laut Aussagen von Mario Draghi wurde darüber noch nicht einmal auf der Tagung des EZB-Rats diskutiert. Bevor Entscheidungen getroffen werden, müssen umfangreiche und umfassende Informationen vorliegen, so jedenfalls der Notenbankchef. Für die Bekanntgabe des weiteren geldpolitischen Kurses nach der Septembertagung sprechen die dann vorzustellenden, aktualisierten Konjunkturprognosen der EZB. Ende Oktober hätten die Notenbanker aber noch mehr Informationen zur Verfügung, und die Wahlen in Deutschland und Österreich wären gelaufen, so dass sich die EZB nicht mit dem Argument auseinandersetzen muss, ihre Politik hätte Einfluss auf die Wahlen genommen. Da Draghi zugleich mehrfach davon sprach, man müsse geduldig sein, spricht einiges für den Oktobertermin, zumal die EZB dann evtl. bereits die ersten Auswirkungen der Reduzierung der Bilanz der Fed in die Überlegungen einbeziehen kann.
Eilig mit einer Änderung der Geldpolitik schien es die EZB gestern jedenfalls nicht zu haben. Die Wortwahl in der Presseerklärung blieb unverändert. Der EZB-Chef betonte bei aller Zufriedenheit über den konjunkturellen Verlauf am aktuellen Rand im Euroraum, dass der umfangreiche geldpolitische Stimulus weiterhin notwendig sei. Außerdem forderte er die Regierungen der Euroländer einmal mehr sehr deutlich auf, ihren Beitrag für Verfestigung des Aufschwungs zu leisten. Es sieht danach aus, als ob die EZB über die bisherigen Beiträge frustriert ist. Immerhin kann man an der Spreadentwicklung italienischer, portugiesischer und spanischer Anleihen im Vergleich zu Bunds ablesen, dass die Botschaft am Kapitalmarkt angekommen ist. Die EZB kauft weiter. Ein Endtermin für die Käufe steht nicht fest. Entsprechend engten sich die Spreads teils deutlich ein. Ob Dragi auf der Notenbanktagung in Jackson Hole Ende August deutlicher wird als gestern, ist nicht zu erwarten. Denkbar ist allenfalls, dass er verschiedene Möglichkeiten für die Reduzierung des QE-Volumens und anschließender geldpolitischer Maßnahmen skizziert. Wie der Umschwung in der Geldpolitik konkret aussehen würde, dürfte völlig offen bleiben. Eines machten die Aussagen auf der Pressekonferenz auch noch klar: Ein rein mechanistisches Vorgehen bei der Reduzierung des QE-Volumens dürfte es wohl nicht geben. Vermutlich wird die Notenbank auch die Reaktionen der Investoren in ihr Vorgehen einbeziehen.
Heute wird vermutlich die Nachlese der Pressekonferenz auf der Agenda stehen, auch die Reaktion des Euro. Diese dürfte jedoch zu einem Großteil dem Regierungschaos in den USA geschuldet sein. Die Glaubwürdigkeit in die Administration wird ja nahezu täglich erschüttert. Außerdem brach der Phili Fed Indikator ein. Die Blicke dürfte sich in Ermangelung von neuen Wirtschaftsinformationen auch in Richtung Fed richten: Vorbereitungen der Reduzierung der Notenbankbilanz und Aussagen zum Thema Inflation dürften die Themen sein, die die Investoren interessieren. Vielleicht wird man sich aufgrund der Probleme der Republikaner, einen Konsens zu wichtigen Fragestellungen zu finden, mit dem nächsten großen Thema auseinandersetzen: Spätestens Anfang Oktober wird die Verschuldungsobergrenze erreicht. Mit Blick die Bepreisung der US-T Bills scheinen die Märkte nicht ganz auszuschließen, dass es zu einem Stillstand in der Verwaltung kommen wird.
Der Bund Future sollte den letzten Handelstag der Woche kaum verändert beginnen. Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 161,20 und 162,55 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,22 und 2,32% schwanken.