EBZ: Mario Draghi mildert seine Sintra-Rede ab - VP Bank Kolumne
Der Euro deutlich stärker und die langlaufende Renditen deutlich höher, so das Fazit nach Mario Draghis Sintra-Rede. Diese Marktreaktion konnte dem EZB-Chef nicht recht sein, denn praktisch sind die monetären Gegebenheiten restriktiver geworden. Die Aufwertungen des Euro bremsen den ohnehin schleppenden Inflationsanstieg und mit dem Renditenanstieg verteuern sich Kredite mit längerer Laufzeit. Mario Draghi blieb deshalb heute in seiner Wortwahl vorsichtig. Nach wie vor behalten sich die Währungshüter vor, bei Bedarf das Wertpapieraufkaufvolumen auch auszuweiten. An den Finanzmärkten war erwartet worden, dass dieser Passus gestrichen wird.
Draghi trat verbal auf die Bremse. Der Notenbankchef betonte mehrmals, dass die Inflationsrate nicht das Niveau erreicht habe, dass sich die EZB wünsche. Darüber hinaus sei der geldpolitische Rat einstimmig gewesen, dass bei der heutigen Sitzung keine Änderungen der geldpolitischen Ausrichtung vorgenommen werde. Gleichwohl werden die Währungshüter über die weitere geldpolitische Ausrichtung im Herbst diskutieren.
Mario Draghi klang im Vergleich zu seiner in Portugal gehaltenen Rede wesentlich zurückhaltender. Vor allem der nach wie vor verhaltene Inflationsausblick macht es der EZB schwer, eine klare Linie einzuschlagen. Die EZB wird im Herbst über die Zukunft der monatlichen Wertpapierkäufe beraten. Mario Draghi gab aber kein klares Signal, dass es dann auch tatsächlich zu einer Reduktion der Wertpapierkäufe kommen wird. Sollte die Kerninflationsrate in den kommenden Monaten nachgeben, was durchaus möglich ist, wird eine Reduktion der monatlichen Anleihekäufe schwierig zu verkaufen sein. Mario Draghi machte auch deutlich, dass straffere Finanz-Bedingungen das letzte sei, was die EZB wolle. Konkret heißt dies: Wertet der Euro weiter auf oder kommt es zu einem weiteren Renditeanstieg, wird dies auf die Geldpolitik der EZB Einfluss haben. Die Frankfurter Währungshüter dürften in diesem Falle eine restriktivere Geldpolitik weiter in die Zukunft verschieben.
Um es kurz zu machen: Die heutige EZB-Sitzung gab keinen handfesten Hinweis, dass die EZB plant, einen deutlich restriktiveren Kurs im Herbst oder zum Jahresende einzuschlagen. Eine Reduktion der monatlichen Wertpapierkäufe dürfte wohl in homöopathischen Dosen vollzogen werden. Die Aufwertungen des Euro während der Pressekonferenz können deshalb nur verwundern.