US-Arbeitsmarkt: Gemischte Signale – Zinsschritt bleibt aber wahrscheinlich - Nord LB Kolumne
Vor wenigen Minuten wurden in den USA aktuelle Zahlen zum Arbeitsmarkt veröffentlicht. Im Mai sind 138.000 zusätzliche Stellen geschaffen worden. Zusammen mit der Herunterrevision der beiden Vormonatswerte um insgesamt 66.000 Stellen hat die Dynamik beim Beschäftigungsaufbau damit nachgelassen. Die Arbeitslosenquote dagegen fiel auf ein 16-Jahrestief bei 4,3%. Die Stundenlöhne legten um 0,2% M/M zu, so dass die Jahresrate bei 2,5% verharrte. Die amerikanische Volkswirtschaft erhält insgesamt gemischte Signale vom Arbeitsmarkt.
Der von den Kapitalmärkten im Fokus stehende Beschäftigungsaufbau fiel deutlich unter den Prognosen aus. Auch die Herunterrevision des Vormonatswerts ist unerfreulich. Nach den im Winter vorherrschenden negativen Witterungseinflüssen kann nun nicht unbedingt von einer signifikanten Frühjahrsbelebung gesprochen werden. Insofern stellen die Nonfarm Payrolls eine negative Überraschung dar. Nicht ganz auszuschließen ist, dass sich bereits einige US-Unternehmen mit neuen Jobs zurückhalten und abwarten, wie die Politik Trumps weiter geht.
Ein – auf den ersten Blick – gegenläufiges Signal lieferte der in der Haushaltsumfrage ermittelte Rückgang der Arbeitslosenquote. Allerdings war dies allein auf den deutlicheren Abbau der Erwerbstätigenzahlen – bei ebenfalls zu beklagenden Beschäftigungsverlusten – zurückzuführen.
Der Anstieg der Stundenlöhne um 0,2% bestätigt zwar den generellen Aufwärtstrend bei den Lohnkosten, allerdings fällt dieser angesichts einer extrem niedrigen Arbeitslosigkeit recht zurückhaltend aus. Damit treibt der hohe Beschäftigungsgrad die Löhne weiterhin eher nur unterproportional, was den Unternehmen zumindest derzeit noch entgegen kommt.
Für die Federal Reserve bleibt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mitentscheidend für die geldpolitische Ausrichtung. Solange sich die Aufhellung fortsetzt, kann und muss die US-Notenbank die Normalisierung der Zinspolitik behutsam fortsetzen. Die Federal Reserve schaut auf längerfristige Trends und wird sich von einem enttäuschenden Bericht allein nicht leiten lassen. Die gut vorbereitete Zinsanhebung im Juni ist nun zwar wieder etwas unsicherer, allerdings weiterhin sehr wahrscheinlich. Ob dann allerdings im III. oder IV. Quartal der nächste Zinsschritt ansteht, ist heute noch nicht zu sagen.
Die Aktienmärkte kommen mit den Zinsanhebungserwartungen gut zurecht, da derzeit noch die Trumpfkarte „Konjunktur“ gespielt wird: Positive Vorgaben aus den USA hatten im Tagesverlauf den Dax auf ein neues Allzeithoch beflügelt. Angesichts der Risiken (Brexit, Nordkorea), den bisher auf Hoffnungen beruhenden Steuersenkungsphantasien in den USA und der recht hohen Bewertungen stellen die Dividendenpapiere aber kein Schnäppchen mehr dar. Mit dem Arbeitsmarktbericht ist zudem die Konjunkturunsicherheit größer geworden. Die Renditen von Bunds und Treasuries fielen nach den Arbeitsmarktzahlen deutlich, der Euro stieg auf über 1,1250 USD.
Fazit: Ein eher enttäuschender Beschäftigungsaufbau von 138.000 Stellen und eine auf ein 16-Jahrestief gefallene Arbeitslosenquote liefern gemischte Signale vom US-Arbeitsmarkt. Die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt scheint etwas zurück zu gehen, ist aber auf diesem Niveau noch ausreichend. Insofern gehen wir weiter von einer Zinsanhebung der Federal Reserve am 14. Juni aus. Ob im September oder Dezember der nächste Zinsschritt folgen wird, hängt sowohl von den zukünftigen Konjunkturdaten, der Stimmung im Land als auch von den Aussichten auf eine doch noch umsetzbare Steuerreform in 2017 ab: Im Falle von einem Ausbleiben der Steuersenkungen und / oder politischem Gezerre könnte die Konjunktur gebremst werden und der Zinspfad niedriger ausfallen, wohingegen ein fiskalischer Impuls klar weitere Hikes erfordern würde.