Ifo auf Rekordjagd - Commerzbank Kolumne
Das Ifo-Geschäftsklima ist im Mai erneut deutlich gestiegen - von 113,0 auf 114,6 Punkte. Es erreichte damit den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung. Auch der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im Mai weiter an. Nach einem starken Wachstum von 0,6% Q/Q im 1. Quartal dürfte das reale BIP in Deutschland im 2. Quartal in ähnlicher Höhe ansteigen. Für das gesamte Jahr gehen wir von einem Wachstum von +1,6% aus. In-zwischen gibt es aber auch leichten Gegenwind. So dürfte das Ifo-Geschäftsklima zurückgehen, weil das Wachstum in China nachlässt. Außerdem könnte der wieder erstarkte Euro den Außenbeitrag belasten.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Verbrauchervertrauen (Juni), 8:00 Uhr
USA: Verkäufe bestehender Häuser, 14:30 Uhr
Belgien: Unternehmensvertrauen (Mai), 15:00 Uhr
Die deutsche Wirtschaft ist süchtig nach einer steigenden Exportnachfrage. Die gestern veröffentlichten Details zum BIP-Wachstum im ersten Quartal zeigen einen Zuwachs zum Vorquartal von 0,6%. Vier Prozentpunkte davon trug der Außenhandel bei und zwei Prozentpunkte die Binnennachfrage. Dass der Außenhandel so gut läuft, reflektiert auch der Ifo-Geschäftsklimaindex: Obwohl er schon im April mit 113 Punkten auf ein sehr hohes Niveau kletterte, sprang er nun im Mai sogar auf 114,6 Punkte, dem höchsten Wert seit der gesamtdeutschen Erhebung. Vor allem die Lage beurteilen die Unternehmen positiv: Der Saldo zwischen positiven und negativen Antworten liegt hier bei 34,2 Prozentpunkten. Wenn alle Unternehmen ihre Geschäftslage positiv sehen würden, wäre der Saldo bei 100. Basierend auf der aktuellen Indexierung (2005=100) könnte bei einem Saldo von 100 – für die Lage wie für die Erwartungen gleichzeitig – der Geschäftsklimaindex sogar auf 155 Punkte klettern – theoretisch. Realistisch ist aber, dass die Luft von nun an sehr dünn wird. Schließlich stand der Index sogar in den Boomphasen 2006 und 2010 niedriger. Interessanter ist ohnehin, ob auch in der Eurozone insgesamt der Aufschwung Fahrt aufnimmt. Der Einkaufsmanagerindex hielt sich im Mai bei 56,8 Punkten. Dieser Indexstand ist im Einklang mit deutlich höheren Wachstumsraten als zuletzt. Mithin dürfte sich das BIP-Wachstum in der Eurozone weiter beschleunigen. Für Deutschland erwarten wir dagegen ähnliche Zuwachsraten wie zuletzt (vgl. „Im Blickpunkt“). Die Kurse von Bundesanleihen gerieten trotz der guten Stimmung nur leicht unter Druck: Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen stieg um zwei Basispunkte auf 0,41%. Der Euro gab zum US-Dollar einen halben Cent nach.
Aktien
Vonovia, Ergebnis Q1
HP Inc. Ergebnis Q2
Die Anleger an den europäischen Aktienbörsen hatten sich zuletzt wegen ausbleibender neuer Impulse mit Neuengagements zurückgehalten. Gestern lieferten vornehmlich starke deutsche Konjunkturdaten genau diesen Anschub für die Aktienkurse. Im Dax 30 standen die Aktien des Versorgers E.ON (+3,9%) an der Spitze der Kursliste, nachdem an den Vortagen Wettbewerber RWE im Fokus des Marktgeschehens gestanden hatte. Die Titel von Daimler (-0,8%) hingegen waren wegen staatsanwaltlicher Untersuchungen im Zusammenhang mit Dieselfahrzeugen belastet. Auch der Leitindex des Euroraums, der EUROSTOXX 50, profitierte von der guten Unternehmensstimmung in Europa. Hier konnten neben den Versorgern (+1,2%) vor allem Banken und die Informationstechnologie (jeweils +1,3%) zulegen. Klar an der Indexspitze standen die Aktien von Nokia (+6,4%), nachdem der Netzwerkanbieter den Patentstreit mit Apple beigelegt hatte und ein mehrjähriges Lizenzabkommen unterzeichnet wurde. An der Wall Street hat sich die Erholung vom Vortag weiter fortgesetzt, allerdings mit gebremsten Tempo. Hier sorgten die jüngsten Konjunkturdaten für etwas Ernüchterung. Stärkste Branche waren die Finanzen (+0,8%) mit den Aktien von Goldman Sachs (+1,7%) und JP Morgan Chase (+1,3%) an der Spitze des Dow Jones Industrial. Schwächer tendierte einzig die Gebrauchsgüterindustrie. Hier belasteten ebenfalls Ermittlungen wegen angeblichen Abgas-Betrugs. So hatte das US-Justizministerium Anklage gegen den italienisch-amerikanischen Konzern Fiat-Chrysler erhoben. An den asiatischen Märkten zeigt sich heute Morgen ein uneinheitliches Bild. Die Börsen Festlandchinas werden klar durch die Ratingherabstufung der Volksrepublik durch die Agentur Moody’s belastet. Dagegen geht es mit dem Nikkei 225 bergauf. Die europäischen Indizes werden unverändert erwartet.