WannaCry als Weckruf für Unternehmen - Commerzbank-Kolumne
Die jüngsten Nachrichten über Angriffe auf Computer bzw. Netzwerke und deren Auswirkungen rufen die latente Gefahr der Cyber-Kriminalität stärker ins Bewusstsein. Am vergangenen Freitag (12. Mai) wurden binnen weniger Stunden weltweit Unternehmen, u.a. die Deutsche Bahn, von dem Virus „WannaCry“ getroffen. Ein solcher Angriff kann für Unternehmen neben finanziellen Verlusten und Umsatzausfällen auch Reputationsschäden sowie rechtliche Auseinandersetzungen z.B. mit Kunden zur Folge haben. Versicherungsunternehmen sehen daher ein großes Potential für Policen gegen Hackerangriffe. Bisher ist dieser Versicherungsmarkt aber noch klein und das größte Prämienvolumen wird in den USA erzielt. Weltweit könnten die Versicherungsprämien innerhalb der nächsten Jahre in diesem vielversprechenden Geschäftsfeld stark ansteigen.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Erzeugerpreise (April), 08:00 Uhr
Euroraum: Leistungsbilanz (März), 10:00 Uhr
Die politischen Turbulenzen in den USA gingen auch gestern weiter und strahlten auf die Kapitalmärkte aus; es wurde wieder mehr Sicherheit gesucht. Am Mittwoch setzte das US-Justizministerium den Sonderermittler Robert Müller zur Untersuchung möglicher Verbindungen von Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteams nach Russland ein. US-Präsident Trump nannte dies gestern die größte Hexenjagd auf einen Politiker in der amerikanischen Geschichte. Die Renditen erstklassiger Staatsanleihen gingen gestern kräftig zurück, stabilisierten sich am Nachmittag aber wieder. Die vom Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der Fed im Juni ging wegen der politischen Turbulenzen zwischenzeitlich um 20% auf rund 80% zurück. Die Marktteilnehmer zweifeln zunehmend an den Steuersenkungs- und Investitionsplänen von Trump, von denen die US-Wirtschaft profitieren sollte. Gestern überwogen besser als erwartete US-Konjunkturdaten. Der Philadelphia Fed Index stieg im Mai von 22,0 auf 38,3 Punkte kräftig an, man rechnete auch hier mit einem Rückgang. Beim EUR, der in den letzten Tagen überraschend kräftig ggü. dem USD zulegen konnte, setzten nach Erreichen von Kursen über 1,1160 USD Gewinnmitnahmen ein; er gab um gut einen halben Cent nach. Die Währungen der Emerging-Markets standen gestern ggü. dem USD unter Druck, nachdem in Brasilien Korruptionsvorwürfe gegen Präsident Michel Temer bekannt wurden; der BRL gab um fast 8% ggü. dem USD nach. Die brasilianische Notenbank versuchte, den Markt zu beruhigen. Die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien stiegen im April mit +2,0% M/M fast doppelt so kräftig wie erwartet. Das britische Pfund konnte sich nach Meldung der Daten und der Schwäche der letzten Tage gestern wieder spürbar erholen.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Während es am Montag und Dienstag noch so ausgesehen hatte, als würden die Börsen gemächlichen Schrittes weiter-hin sorglos von Rekord zu Rekord eilen und als würde die Volatilität unverändert auf rekordniedrigen Niveaus verharren, kam am Mittwoch die kalte Dusche. Sowohl der Dax als auch der S&P 500-Index fielen so stark wie schon seit vielen Wochen nicht mehr. Verantwortlich hierfür zeichnete insbesondere die „Russland-Affäre“ des US-Präsidenten Trump. Der ehemalige FBI-Chef Robert Mueller soll nun als Sonderermittler Licht in die Affäre um Trump und Russland bringen. Einige Anleger befürchten nun, dass es möglicherweise zu Enttäuschungen oder Verzögerungen in Bezug auf die angekündigten Infrastrukturinvestitionen und geplanten Steuersenkungen etc. kommen könnte. Zudem macht das „unschöne“ Wort von einer möglichen „Amtsenthebung“ die Runde. Der Begriff hatte ja in 2016 und 2017 vor allem in Brasilien und Südkorea Hochkonjunktur. All dies führte nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Monate zu ersten Gewinnmitnahmen, die sich gestern abgebremst fortsetzten. Gesucht waren dagegen defensivere Werte, wie gestern auch im Dax (-0,3%) zu sehen war. Tagesgewinner war hier die Aktie von Fresenius Medical Care mit einem Plus von 1%. Unter Druck standen dagegen Automobilwerte, die auch unter dem zuletzt starken Euro zu leiden haben (VW: -1,6%; BMW: -1,4%). Auf europäischer Sektorenebene gehörten sie zu den Underperformern (-0,9%). An der Performancespitze rangierten dagegen die Bereiche Chemie sowie Reise & Freizeit mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,2%. Die Börsen in den USA tendierten etwas freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 0,3%. Auf Sektorenebene waren im S&P 500 vor allem Telekommunikationsaktien (+1,2%) gefragt. Tagesverlierer waren Ener-gieaktien (-0,1%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss uneinheitlich.