Freundliches Stimmungsbild für Deutschland und die Eurozone - Nord LB Kolumne
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat vor wenigen Minuten die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage bei rund 350 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung unter den Finanzmarktexperten im aktuellen Berichtsmonat Mai noch einmal verbessert. Die auf die Situation in sechs Monaten gerichteten Konjunkturerwartungen für Deutschland konnten wie von uns erwartet auf 20,6 Saldenpunkte dezent zulegen. Der entsprechende Indikator für die Eurozone kletterte deutlicher auf 35,1 Punkte und erreicht damit immerhin den höchsten Stand seit dem Sommer 2015.
Die zuversichtlichen Einschätzungen sind gewiss auch durch den Sieg von Emmanuel Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen beeinflusst worden. Gerade der Anstieg der Erwartungskomponente für die Eurozone erklärt sich nicht zuletzt aus der nachvollziehbaren Erleichterung darüber, dass sich die Mehrheit der Franzosen gegen Rechtspopulismus und Europafeindlichkeit entschieden hat. Die Risiken für die Stabilität des gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraums sind damit allemal geringer geworden. Die Konjunkturerwartungen für Frankreich sind folgerichtig um mehr als 11 Saldenpunkte nach oben geschossen. Der Brexit wird von den Analysten hingegen vor allem als Bürde für die wirtschaftliche Entwicklung im Vereinigten Königreich selbst bewertet. Die Erwartungskomponente für Großbritannien stürzte auf -51,0 Punkte ab.
Die Beurteilung der aktuellen Lage in Deutschland rückt mit einem Saldenwert von 83,9 Punkten noch ein kleines Stückchen näher an den theoretischen Maximalwert von 100 Punkten. Dies bestätigt einmal mehr, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr bisher in geradezu glänzender Verfassung ist. Nicht zuletzt auch die „harten“ volkswirtschaftlichen Kennziffern lassen daran keinen Zweifel, allen voran das kräftige Wirtschaftswachstum im I. Quartal um stattliche 0,6% Q/Q.
Das vom ZEW dokumentierte freundliche Stimmungsbild reiht sich ein in einen frühlingshaft strahlenden Datenkranz, zu dem die bereits veröffentlichten Zahlen von sentix ebenso gehören wie die sehr gute Aktienmarktverfassung. Die noch ausstehende und für den Dienstag nächster Woche angekündigte Veröffentlichung des ifo-Konjunkturtests sollte hier einen weiteren Akzent setzen.
Für den weiteren Verlauf sieht es damit nach einer sehr gesunden, von der Beschäftigungsentwicklung und der Binnennachfrage gestützten Konstitution der deutschen Wirtschaft aus. Wenn sich die impliziten Einschätzungen der Finanzmarktexperten bestätigen, wonach Frankreich vor besseren Zeiten steht und der Brexit vor allem ein Problem der Briten selbst ist, sollte die deutsche und europäische Konjunktur gegen die freilich noch verbleibenden geopolitischen Risiken recht gut gerüstet sein.
Fazit: Die vom ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen konnten im Mai für Deutschland dezent und für die Eurozone sogar recht deutlich zulegen. Die zuversichtlichen Einschätzungen sind gewiss auch durch den Sieg von Emmanuel Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen beeinflusst worden. Die Konjunkturerwartungen für Frankreich schossen folgerichtig um mehr als 11 Saldenpunkte nach oben. Der Brexit wird von den Analysten hingegen vor allem als Bürde für die wirtschaftliche Entwicklung im Vereinigten Königreich selbst bewertet. Damit sollte die deutsche und europäische Konjunktur gegen die freilich noch verbleibenden geopolitischen Risiken recht gut gerüstet sein.