DAX: Bombastische Kurse trotz Raketenkrise in Korea - Nord LB Kolumne
Zum Start des Handels in der neuen Woche konnte der DAX neue Rekorde erzielen und über die Marke von 12.800 Zählern steigen. Die Investoren zeigen sich somit in sehr guter Stimmung. Ein optimistischer Blick der Anleger auf die aktuelle Geschäftstätigkeit der 30 deutschen Blue-Chip-Firmen könnte nun sogar die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Zählern ins Blickfeld rücken lassen.
Fundamental spricht vor allem die im II. Quartal zu erwartende Belebung der US-Wirtschaft für den Aktienmarkt. In der Tat sollte sich das Wirtschaftswachstum in den USA am aktuellen Rand signifikant erhöhen können. In diesem Kontext muss nun auf die Zahlen zur Entwicklung der US-Industrieproduktion im April (am Dienstag) gewartet werden, die nach Auffassung einiger Marktteilnehmer optimistische Szenarien für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten stützen könnten. Aktuell erschweren möglicherweise sogar gegenläufige Sondereffekte die Erstellung von Prognosen für diese Zeitreihe, was noch für Unsicherheit sorgen kann.
An den internationalen Aktienmärkten wird eine positive Wirtschaftsentwicklung in den USA derzeit wohl mehr als angemessen eingepreist; einige Anleger könnten sogar schon zu optimistisch in die nähere Zukunft blicken und die Aussichten für die US-Ökonomie zu rosig sehen. Entsprechend sind die Dividendenpapiere in Nordamerika und Europa generell gesprochen nicht mehr günstig bewertet.
Die weiterhin niedrige Volatilität an den internationalen Aktienmärkten ist zudem ein klares Signal für eine sehr entspannte Lageeinschätzung der Investoren. Die Anleger leiden somit nicht unter einer sonderlich ausgeprägten Verunsicherung, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass die Risikoprämien sich momentan auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen. In diesem Umfeld steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit von Rückschlägen. Unsicherheitsfaktoren werden von Investoren nämlich wohl bereits in zu starkem Maße ausgeklammert.
In diesem Kontext muss natürlich vor allem auf geopolitische Risiken in Korea hingewiesen werden. Nordkorea hat am Sonntag eine neue Rakete getestet. In Pjöngjang betonten die Verantwortlichen, dass der Flugkörper in der Lage sei, auch einen großen atomaren Sprengkopf zu tragen. Da UN-Resolutionen dem Land Tests ballistischer Raketen eigentlich verbieten, haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel also weiter verschärft. Japan und Südkorea fühlen sich durch Pjöngjang in jedem Fall provoziert. China rief Nordkorea zu Besonnenheit auf. Die Situation muss als sehr angespannt bezeichnet werden.
Auch der globale Cyberangriff und die weiterhin drohende etwas zügigere Normalisierung der US-Geldpolitik haben die Rekordjagd am Aktienmarkt nicht verhindern können. Festzuhalten ist in dem Fall, dass es eine Reihe von relevanten und durchaus bedrohlichen Risiken gibt, Investoren aber dennoch Aktien zu suchen scheinen.
Fazit: Der DAX konnte zum Start der neuen Woche neue Rekorde aufstellen. Die Stimmung am Markt ist gut – entsprechend sind momentan trotz der Raketenkrise in Korea bombastische Kurse zu beobachten. Die niedrige Volatilität kann aber ein Hinweis auf bereits zu niedrige Risikoprämien sein. Damit erhöht sich die Gefahr von Rückschlägen.