Herausforderungen für Frankreich bleiben bestehen - National-Bank Kolumne
Gestern hielt die Freude über den Wahlsieg von Emmanuel Macron nur kurz an. Schließlich sind dadurch, dass er am kommenden Sonntag offiziell das Amt des französischen Präsidenten übernimmt, die Probleme Frankreichs nicht kleiner geworden. Nun muss er relativ bald mit der Lieferung seiner Versprechen beginnen. Dazu fehlt im derzeit jedoch noch etwas ganz Entscheidendes: Eine Mehrheit im französischen Parlament, und das wird sich aller Voraussicht nach auch nach den Wahlen am 11. bzw. 18. Juni nicht geändert haben. Er wird auf Koalitionen und Kompromisse angewiesen sein, um letztlich einen Teil seiner Agenda umzusetzen. Immerhin ist Macron bspw. anders als der US-Präsident politisch nicht ganz unerfahren, so dass er eine Vorstellung haben wird, was auf ihn zukommen wird. Ähnlich wie in UK, das in Brexit-Befürworter und –Gegner gespalten ist, sieht es auch in Frankreich aus. Dazu waren die Abstimmungsergebnisse beider Wahlgänge zum französischen Präsidentenamt zu stark von Extremen geprägt. Und ähnlich wie vor nicht allzu langer Zeiten in Matteo Renzi werden nun auch in Macron große Hoffnungen gesetzt, die es sehr schwer wird, auch nur annähernd zu erfüllen. Dass bspw. die EZB nun ihre Geldpolitik schneller anpassen könnte, als es bisher vielleicht angedacht war, ist nicht zu erwarten, auch wenn die Kapitalmärkte das mit Blick auf die steigenden Renditen für Staatsanleihen aus der Peripherie zeitweise gespielt haben. Der EZB-Kurs bleibt vorgezeichnet. Als nächstes dürfte die Forward Guidance angepasst werden, und im Herbst dürfte dann das allmähliche Auslaufen des QE-Programms im ersten Halbjahr 2018 angekündigt werden. Obwohl die Euroländer das Niedrigzinsumfeld dazu genutzt haben, ihre Zinslast zu senken, darf zum einen nicht vergessen werden, dass fast alle Euroländer Haushaltsdefizite fahren, die refinanziert werden müssen und zum anderen dass die Zinslast insgesamt zwar kleiner, aber immer noch sehr hoch ist. Deutlich steigende Zinsen oder gar eine Normalisierung des Zinsniveaus kann sich kaum ein Euroland leisten.
Datenseitig ist heute nicht viel los: Die deutschen Außenhandelsdaten dürften schon das highlight des Tages sein. Abgesehen von den inzwischen üblichen Anfeindungen aufgrund der hohen Überschüsse wird es keine neuen Erkenntnisse bringen. Das wird für die Aussagen der US-Notenbanker ebenfalls der Fall sein. Eine deutliche Mehrheit wird sich für baldige Leitzinsanhebungen aussprechen, obwohl es auch andere Stimmen gibt, die jedoch in der Minderheit sind. Neue Informationen zur Durchführung des Bilanzabbaus der Fed werden die Investoren nicht er-halten. Immerhin sind sich die Notenbanker darüber einig, dass dieser Bilanzabbau bald kommen soll.
Als Belastungsfaktor könnten sich die zahlreichen Neuemissionen und Aufstockungen aus dem Staatsanleihebereich bemerkbar machen, wobei bspw. die Staatsanleihen aus Österreich den Markt vor kein Aufnahmeproblem stellen sollten. Und die Aufstockung des deutschen Linkers sollte ebenfalls problemlos verlaufen.
Der Bund Future dürfte kaum verändert in den Tag starten. Er sollte sich im Tagesverlauf zwischen 159,75 und 161,15 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,30 und 2,44% schwanken, wobei es am Abend spannend wird, wie gut die 3jährigen T-Notes aufgenommen werden.