Chinesischer Außenhandel drückt die Stimmung - Nord LB Kolumne
Nach den überaus guten Außenhandelszahlen im März folgen nun eher enttäuschende Daten für die chinesische Ökonomie im April. Die Exporte stiegen lediglich um 8,0% Y/Y und lagen damit deutlich unter den Erwartungen. Aber auch die Importzahlen waren alles andere als überzeugend, diese lagen bei einem Wachstum von 11,9% Y/Y.
Die Zahlen deuten darauf hin, dass es in der zweiten Jahreshälfte eine weitere Entschleunigung geben könnte, denn auch andere Indikatoren, wie zuletzt die Einkaufsmanagerindizes signalisieren ein verhalteneres Wachstumstempo. Bemerkenswert an den Handelszahlen ist, dass das Volumen (im Sinne von Gewicht) der Rohstoffimporte gefallen ist. Da hier Wechselkurs und Preiseffekte herausfallen, ist dies ein deutliches Indiz für die nachlassende Wirtschaftsaktivität.
Es mag noch etwas früh sein, einen generellen Trend festzustellen. Dafür sind die Importzahlen zu volatil. Ein schlechter Monat muss noch nicht viel heißen. Dennoch ist angesichts der Risikolage, insbesondere in Bezug auf die Wirtschafts- und Geopolitik des neuen amerikanischen Präsidenten, äußerste Vorsicht angebracht.
Interessant ist, dass die Exporte in viele Regionen an Tempo verloren haben. Hervor sticht allerdings Japan, das entgegen dem Trend einen Anstieg der chinesischen Ausfuhren von 8,5% Y/Y auf 13,3% Y/Y verzeichnen konnte.
Die nicht unbedingt berauschende Handelsstatistik drückte die Stimmung an den chinesischen Aktienmärkten, die heute Verluste hinnehmen mussten, während im restlichen Asien der positive US-Arbeitsmarkt und der Wahlausgang der französischen Präsidentschaftswahlen mit deutlichen Kursgewinnen gefeiert wurde. Während etwa Nikkei 225, TOPIX und KOSPI jeweils mehr als 2,0% gewannen, verlor Shenzen fast 2,0%, Shanghai und der CSI 300 waren mit um die -0,7% immerhin nicht ganz so negativ gestimmt.
Fazit: Nach einem phantastischen März folgt nun ein enttäuschender April für die chinesische Exportwirtschaft. Die schlechten Handelszahlen schlugen sich auf die Gemüter der chinesischen Aktienbörsen. Dafür gibt es auch durchaus Anlass, denn die unter den Erwartungen liegenden Daten deuten an, dass es China im zweiten Halbjahr schwer haben könnte, die wirtschaftliche Dynamik aufrecht zu erhalten. Dies implizierten bereits vorab die Veröffentlichungen der Einkaufsmanagerindizes, die im Bereich Manufacturing Rückgange zu verzeichnen hatten. Freilich ist es noch etwas früh, von einem schlechten Monat auf einen Trend zu schlussfolgern. Es hat aber gereicht, die Stimmung an den Märkten in China heute einzutrüben.