Kräftige Spreadeinengung nach Präsidentschaftswahl in Frankreich - Commerzbank-Kolumne
Nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich kam es gestern zu sehr starken Kursreaktionen beim Euro und an den Staatsanleihemärkten. Nachdem es relativ sicher erscheint, dass der „Pro-Europäer“ Emmanuel Macron als neuer Präsident aus den Stichwahlen hervorgehen wird, gingen die Spreads europäischer Staatsanleihen ggü. Bundesanleihen kräftig zurück. Bundesanleihen selbst mussten dagegen herbe Kursverluste verbuchen. Es bleiben jedoch politische Risiken. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass Le Pen bei der Stichwahl nicht doch noch gefährlich werden kann. Zudem droht in Italien, dass ein Eurogegner an die Macht kommt; dort regiert eine Übergangsregierung.
Zinsen und Anleihen
Frankreich: Unternehmensvertrauen (Apr), 8:45 Uhr
Belgien: Unternehmensvertrauen (Apr), 15 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen, Conf. Board (Apr), 16 Uhr
USA: Neubauverkäufe (Mrz), 16:00 Uhr
Endlich ist was los am Rentenmarkt: Der Ausgang der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl hat am Markt für große Erleichterung gesorgt. Es wird damit gerechnet, dass der Linksliberale Emmanuel Macron („En Marche“) bei der Stichwahl in zwei Wochen klar gegen Marine Le Pen vom Front National gewinnen wird. Die Kurse französischer Staatsanleihen stiegen kräftig an, Bundesanleihen verloren dagegen. Der Renditeabstand ihrer zehnjährigen Anleihen engte sich gegenüber Freitag um 17 Basispunkte ein und erreichte den tiefsten Stand seit Ende Januar. Auch die Risikoaufschläge anderer südeuropäischer Staatstitel gingen deutlich zurück; bei Portugals zehnjährigen Anleihen sogar um bis zu 22 Basispunkte. Auch der Euro machte einen Freudensprung und verteuerte sich teilweise über zwei Cent auf 1,094 US-Dollar je Euro und gegenüber dem britischen Pfund um ein Pence auf 0,85 Pfund je Euro. Generell sollte die positive Stimmung, das heißt eine größere Risikofreude, noch eine Weile anhalten. Dazu tragen auch die guten Wirtschaftsdaten bei. So ist im April der Ifo-Geschäftsklimaindex vernehmlich stärker angestiegen als vorhergesagt (112,9 nach 112,3 Punkten im März). So hoch war er zuletzt vor fast sechs Jahren. Die deutsche Wirtschaft scheint nach dem schon guten ersten Quartal auch im zweiten Quartal spürbar zu wachsen. Andererseits haben sich die Geschäftserwartungen leicht eingetrübt (105,2 nach 105,7 Punkten im März). Wie weit werden die Stimmungsindikatoren noch ansteigen? Schaut man in die Historie, so war der Ifo in den vergange-nen 25 Jahren nur zweimal höher als im April 2017. Angesichts wachsenden Lohndrucks in Deutschland und anhal-tender Probleme im Euroraum bleibt der Anstieg begrenzt.
Aktien
Ericsson, SAP, Q1-Zahlen
Novartis, Q1-Zahlen
Unibal-Rodamco, Umsatz Q1
Du Pont, McDonald‘s, Q1-Zahlen
Coca-Cola, AT&T, Q1-Zahlen
3M, Caterpillar, Q1-Zahlen
Die europäischen Aktienmärkte standen gestern ganz im Zeichen der französischen Präsidentschaftswahlen. Die gestiegenden Umfragewerte für den links-radikalen Kandidaten Melenchon hatten in der Vorwoche zu Befürchtungen geführt, dass das „Worst-Case-Szenario“ einer Stichwahl zwischen Le Pen und Melechon nicht mehr ganz so ausgeschlossen schien, wie zuvor gedacht. Entsprechend erleichtert reagierten die Märkte auf das gestrige „Wunschergebnis“ der Investoren. Deutliche Kursgewinne in der Breite waren die Folge und der Dax glänzte mit einem neuen Allzeit-Hoch (12.456 intraday). Auf Sektorebene führten entsprechend Banken (+4,8%) die Performanceliste an. Titel wie Unicredit (+12,8%) und Credit Agricole (+10,3%) konnten sogar zweistellig zulegen, aber auch Commerzbank und Deutsche Bank (+9,4% bzw. +9,2%) lagen deutlich im Plus. Kurstreibend wirkte die Erwartung, dass sich nunmehr das schon zuvor zu erkennende Interesse der Anleger aus Übersee an europäischen Titeln verstärken dürfte. An den US-Märkten herrschte der identische Tenor vor, wie zuvor in Europa. Auch hier Erleichterung über den Wahlausgang mit starken Finanzwerten (+2,2%), die an der Spitze der Branchenperformance lagen; gefolgt von Industrie und IT (je +1,3%). Immobilien (-0,9%) und Telekoms (-0,04%) schlossen als einzige Sektoren im Minus. An den asiatischen Märkten sorgten die positiven Vorgaben ebenfalls für weiter steigende Kurse. Nach dem Kursrutsch des Vortags ging es auch in China wieder deutlich aufwärts, nachdem sich die Sorgen hinsichtlich weiterer stärkerer regulatorischer Auflagen für Investoren legten.