Griechenland: Einigung in zentralen Fragen zur Freigabe weiterer Mittel? - National-Bank Kolumne
Das Tagesereignis hätte gestern das formale Austrittsgesuch UKs aus der EU werden sollen, denn gegen Mittag wurde der entsprechende Brief in Brüssel überreicht. Die Kapitalmärkte reagierten kaum. Das GBP tendierte unwesentlich schwächer. Letztlich ist der formale Akt von untergeordneter Bedeutung. Schließlich sind nun die Verhandlungen eröffnet, und die Uhr tickt. Jetzt hat Europa neben der immer schwelenden Staatsschuldenkrise eine weitere große Baustelle, die wahrscheinlich nicht zur Stabilisierung beitragen wird, auch wenn die Konjunktur derzeit etwas Anderes signalisiert. Immerhin scheint es bei einer anderen Großbaustelle Fortschritte zu geben: Dem Vernehmen nach soll bei den Gesprächen zwischen den Gläubigervertretern und der griechischen Regierung in einigen strittigen Punkten Einigung erzielt worden sein, so dass die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen sein soll, dass zum nächsten ECOFin-Treffen am 7. April etwas Zählbares auf dem Tisch liegt. Allerdings bleibt immer noch offen, ob der IWF finanziell an Bord sein wird. Die US-Notenbanker haben die Investoren einmal mehr unisono auf weitere Straffungen der Geldpolitik vorbereitet. Insgesamt brachten die Aussagen aber wenig Neues. Ähnlich wird es vermutlich heute sein, da sich erneut viele US-Notenbankvertreter äußern werden. Die Investoren sollten sich also mindestens auf zwei weitere Leitzinsanhebungen im laufenden Jahr einstellen und den Juni-Termin im Auge behalten. Will sich die Fed die Option auf insgesamt vier Erhöhungen offen halten, sollte sie im Juni handeln.
Marktbestimmendes Thema waren jedoch Aussagen aus EZB-Kreisen, wonach sich die Notenbanker sehr schwer damit tun würden, die Rhetorik auf dem nächsten Treffen des EZB-Rats zu ändern, denn die Aussagen von Mario Draghi auf der letzten Pressekonferenz seien überinterpretiert worden. Dass die Investoren Leitzinsanhebungen bereits für das erste Quartal 2018 einzupreisen begannen, war so nicht beabsichtigt gewesen. Die Aussagen auf der Pressekonferenz waren eindeutig: Die konjunkturellen Perspektiven im Euroraum hellen sich zusehends auf, so dass der geldpolitische Stimulus irgendwann auslaufen kann, sofern auch die Preisentwicklung mitspielt. Zugleich betonte der EZB-Chef, dass die Wirtschaft vorerst der Unterstützung durch die Geldpolitik bedürfte, weil auch der Preisauftrieb noch schwach sei. Von einer bevorstehenden Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik war keine Rede. Deutlich wurde lediglich, dass sich das QE-Programm dem Ende zuneige, aber erst in 2018. Die europäischen Notenbanker hätten heute einmal mehr Gelegenheit dazu, das gerade zu rücken. Daneben werden die europäischen Stimmungsindikatoren auf Wachstum deuten. Die Preisdynamik gemessen an den deutschen Verbraucherpreisen wird nachlassen. Die US-Daten dürften kaum Bedeutung haben.
Der Bund Future dürfte mit leichten Gewinnen in den Tag starten. Über den Tag dürfte er sich zwischen 160,30 und 161,85 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,33 und 2,49% schwanken.