Ifo-Geschäftsklimaindex steigt auf den höchsten Stand seit Juli 2011 - Commerzbank-Kolumne
Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im März stärker als erwartet auf den höchsten Stand seit Juli 2011. Es stiegen alle Komponenten; am stärksten die Geschäftserwartungen, die um 1,5 Punkte zulegten. Die Unternehmen beachten wohl weniger potenzielle Risiken wie den Brexit, die Politik von Trump oder die Wahlen in Frankreich. Offensichtlich erwarten sie eine steigende Nachfrage aus dem Ausland, insbesondere aus den Schwellenländern. Für das erste Quartal zeichnet sich damit ein kräftigeres Wachstum der deutschen Wirtschaft ab als im Vorquartal. Wir rechnen mit eine realen BIP-Wachstum von 0,7% Q/Q (nach +0,4% M/M).
Rentenmarkt/Konjunktur
Italien: Industrieaufträge (Jan), 10.00 Uhr
USA: Case/Shiller Hauspreisindex (Jan) 15.00 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (Mrz), 16.00 Uhr
USA: Richmond Fed Index (Mrz), 16.00 Uhr
Die Rentenmärkte erwischten einen freundlichen Wochenauftakt. Der Impuls kam aus den USA, wo Präsident Trump am Freitag mit seiner geplanten Abschaffung von „Obamacare“ kläglich an grundlegenden Meinungsunterschieden innerhalb der eigenen Partei scheiterte. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf den selbsternannten „Dealmaker“ im Präsidentensessel und lässt die Märkte seiner Gestaltungs- und Durchsetzungskraft zweifeln. Jedenfalls hat die „Reflationierungsstory“, an der sich die Märkte seit der Trumpwahl erfreuten, einen merklichen Dämpfer erhalten. Nach dieser Lektion dürfte Donald Trump bei der Unternehmenssteuerreform umso mehr Druck machen: Die Frage ist freilich, ob die Vorbereitungen der Republikaner hier etwas sorgfältiger waren als bei der Gesundheitsreform und ob nach der Sommerpause des Kongresses die Reform, welche die US-Wirtschaft auf einen steileren Wachstumspfad führen soll, Gesetzesgestalt annehmen kann. Vor diesem Hintergrund gingen trotz einer weiteren Positivüberraschung von der europäischen Konjunktur in Form des Anstiegs des deutschen Ifo-Geschäftsklimas (siehe „Im Blickpunkt“) die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen weiter zurück. Auffallend war, dass die Renditen 2-jähriger Bundesanleihen anzogen. Dahinter dürfte die Erwartung stehen, dass die EZB bei anhaltender Konjunkturdynamik im Euroraum eher früher als später veranlasst sein wird, ihre ultraexpansive Geldpolitik zu überdenken und dem Markt vermitteln muss, wie der „Ausstieg“ prinzipiell aussehen soll. Ein deutlicher Rückgang der Inflationsrate im März (Bekanntgabe Freitag) würde diesen Druck freilich abmildern.
Aktienmarkt
RWE, Kapitalmarkttag
Die europäischen Aktienmärkte leiden weiterhin unter dem nachlassenden Optimismus in Bezug auf die anstehenden Reformen durch den neuen US-Präsidenten. Nach dem vorläufigen Scheitern der Abschaffung von Obamacare rutschten die meisten Indizes deutlicher ins Minus, konnten aber bis Handelsschluss ihre Verluste merklich reduzieren. Im deutschen Leitindex Dax 30 gab es in diesem Umfeld nur wenige Gewinner (stärkster Einzeltitel Beiersdorf: +0,4%). Für Belastung sorgten dagegen vor allem negative Analystenkommentare. So standen die Aktien von RWE (-2,5%) nach der Streichung einer Kaufempfehlung am Ende der Kursliste. Auch die Titel von SAP (-1,5%) tendierten schwächer, nachdem ein Analysehaus sein Kaufvotum zurückgenommen hatte. Im MDax stiegen die Anteilscheine von Ströer (+4,5%) deutlich, nachdem der Werbevermarkter mit einer unerwartet deutlichen Dividendenerhöhung überrascht hatte. Im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, gaben vor allem Grundstoffe (-2,5%) stärker nach, während defensive Branchen mit Versorgern (+0,5%) an der Spitze leicht zulegen konnten. Besonders schwach präsentierten sich die Aktien von Air France-KLM (-4,6%). Auch hier hatten Analysten eine Abstufung vorgenommen. Wie in Europa belastete an der Wall Street die vorerst gescheiterte Gesundheitsreform. Während vor allem Krankenhausbetreiber (u. a. HCA Holdings +5%) von dieser Entwicklung profitierten und so den Pharmasektor (+0,4%) stützten, gerieten die meisten anderen Branchen unter Druck. Unter den Einzeltiteln des Dow Jones tendierten insbesondere Energiewerte (Chevron -1,6%) und Banken (Goldman Sachs -1,3%) schwächer. An den asiatischen Börsen herrscht heute Morgen wieder etwas mehr Zuversicht. So kann der Nikkei 225 die Verluste vom Vortag fast wieder wettmachen. Die europäischen Märkte dürften mit diesen Vorgaben ihren positiven Trend seit Nachmittag fortsetzen.