Geldpolitische Erwartungen geben beim US-Dollar/Euro weiter den Ton an - Commerzbank-Kolumne
Nach der US-Präsidentschaftswahl hatten Leitzinserwartungen dem US-Dollar kräftigen Rückenwind gegeben. Zu Recht: Die Fed hob im Dezember und März den Leitzins um je 25 BP an. Seit dem Zinsschritt im Dezember blieben die geldpolitischen Erwartungen – etwa per Mitte 2019 – fast unverändert. Indes hat in der EZB in den vergangenen Wochen offensichtlich das Nachdenken über die Modalitäten eines Ausstiegs aus der ultraexpansiven Geldpolitik begonnen. Per Mitte 2019 preist der Markt jetzt einen 3-Monats-Euriborsatz von 0,19% (nach 0% Ende 2016) ein. Wir bezweifeln, dass die „Exit-Debatte“ schon jetzt so an Intensität gewinnt, um dem Euro zu mehr als einer Erholung zu verhelfen.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Einkaufsmanagerindizes (Mrz.), 9:30 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Mrz.), 10:00 Uhr
USA: Aufträge, langlebiger Güter (Feb.), 14:30 Uhr
Angesichts tendenziell steigender Renditen, sollte man meinen, dass auch die Sorgen vor einem Crash am Rentenmarkt zunehmen. Das Niedrigzinsumfeld lockt aber weiterhin viele Emittenten an den Anleihenmarkt – und die Investoren folgen. Gestern kam die Volkswagen AG mit vier Emissionen an den Markt. Die Gebote summierten sich auf 25 Mrd. Euro. Die ursprünglich veranschlagten Preise wurden deutlich überboten, die Renditen fielen somit im Schnitt 15 Basispunkte niedriger als avisiert aus. Viele Investoren kamen nicht zum Zug, obwohl VW am Ende 8 Mrd. platzierte – ein Minimum von 4 Mrd. Euro. war angekündigt worden. Auch die EZB war gestern aktiv. Sie versorgte die Banken über einen Langzeittender (4 Jahre Laufzeit) mit zusätzlichem Geld. Mancher Analyst erwartete eine eher verhaltene Nachfrage, da die Banken aufgrund des Anleihenkaufprogramms bereits reichlich mit Liquidität versorgt sind. Die Schätzungen der von Bloomberg befragen Analysten lagen mithin nur bei 110 Mrd. Euro. Am Ende teilte die EZB 233 Mrd. Euro an zusätzlicher Liquidität aus. Möglicherweise ist das ein Zeichen dafür, dass sich auch die Kreditnachfrage im Euroraum langsam verstärkt. Die gestern aus dem Euroraum gemeldeten Stimmungsindikatoren (GfK-Konsumentenstimmung, Geschäftsklima in Frankreich, Unternehmensvertrauen in Belgien, EU-Verbrauchervertrauen) ließen zwar Wünsche offen, weil die Vormonatsniveaus zumeist nicht erreicht wurden. Trotzdem ist aber der Aufwärtstrend aller Frühindikatoren zusammengenommen weiterhin intakt. Stärker als erwartet legten dagegen die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien zu. Allerdings hatten diese in den letzten drei Monaten auch enttäuscht.
Aktien
Credit Suisse, Geschäftsbericht 2016
Salzgitter, endgültige Jahreszahlen
An den europäischen Märkten ging es nach den Verlusten der Vortage wieder aufwärts. Bedeutende Treiber gab es nicht, so dass die Indizes sich lange in einer eher engen Bandbreite bewegten. Mit der Nachricht, dass sich die Banken beim (vorerst?) letzten LTRO-Programm der EZB mit ordentlich Liquidität eindeckten, kam allerdings Bewegung in die Märkte. Eine feste Wall Street half zusätzlich. Der Dax konnte die 12.000er Marke wieder überschreiten. Lediglich der britische FTSE100 fiel mit einem Plus von „nur“ 0,2% aus dem Rahmen. Auf Branchenebene führten Titel aus dem Sektor „Reise- und Freizeit“ (+1,8%) - wo u.a. britische Wettanbieter aufgrund von Analystenempfehlungen stark zulegen konnten - die Performancerangliste an. Als einzige Branche schloss Grundstoffe (-0,6%) im Minus. Bei den Einzelwerten fielen eher Titel aus der zweiten Reihe auf, bei denen Unternehmensmeldungen bzw. Analystenkommentare für Bewegung sorgten. So ging es für Leoni (+8,8%, guter Ausblick) und Jungheinrich (+5,9%, Analystenempfehlung) nach oben, während Rational (-1,8%, verhaltener Ausblick) nachgab. Bis zur Entscheidung über die Abschaffung von Obamacare notierten die US-Märkte klar im Plus. Mit der Verschiebung der Abstimmung am Nachmittag (Ortszeit) ging es dann allerdings mit den Kursen nach unten und der S&P500 schloss leicht im Minus. Nachbörslich mehrten sich allerdings die Zeichen, dass die heutige Abstimmung erfolgreich verlaufen könnte. REITs (+0,7%) führten den Markt an. Hier halfen u.a. gute Daten vom Immobilienmarkt. Healthcare und Energie-werte hielten die rote (Performance-)Laterne. Bei letzteren belastete der schwächere Ölpreis. In Asien herrscht heute Morgen ein freundlicher Grundton. Insbesondere waren Bankwerte gefragt. Am japanischen Markt unterstützte zudem der schwächere Yen die Exportwerte.