Nichts Neuen von den US-Notenbankern - National-Bank Kolumne
Die erste „echte“ Bewährungsprobe für die US-Administration wurde auf den heutigen Tag verschoben, denn das Repräsentantenhaus stimmt nach zähen Verhandlungen und auf Wunsch (Druck?) des US-Präsidenten über den Ersatz von Obamacare, dem „American Health Act“, ab. Der Gesetzesentwurf wurde zwar noch einmal geändert und vor allem den Wünschen der erzkonservativen Republikaner angepasst. Doch gilt es bis dato als unsicher, ob die Regierung die notwendigen 216 „ja“- Stimmen erhalten wird. Sollte es keine Zustimmung geben, so wird es laut Aussagen von Trump bei Obamacare bleiben. Politisch leisten kann sich das der US-Präsident „eigentlich“ nicht, denn dann ständen bereits der Rest seiner politischen Agenda und seine Fähigkeit als „deal maker“ zu Beginn seiner Amtszeit zur Disposition. Dementsprechend wird die Abstimmung also das den Handelstag beherrschende Thema bleiben.
Allerdings sollte man am Vormittag durchaus einmal nach Europa schauen. Schließlich werden hierzulande die vorläufigen Werte für die Markit Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitenden und das Dienstleistungsgewerbe für einige Euroländer veröffentlicht. Die vorläufigen Daten werden bestätigen, dass sich der Aufschwung fortsetzt. Mit der 60 Jahrfeier der Römischen Verträge am Sonntag wirft ein weiteres Großereignis seine Schatten voraus. Zum Eklat wird es bei Unterzeichnung der Abschlusserklärung nicht kommen, denn die griechische Regierung soll eingelenkt haben. Ob das bei den Verhandlungen im Zuge des laufenden Prüfprozesses hilft, darf bezweifelt werden. Es wird zwar immer wieder von Fortschritten in den Gesprächen zwischen griechischen Vertretern und Vertretern der Geldgeber gesprochen. Doch das ist man ja in-zwischen gewohnt. Und ohne finanzielle Beteiligung des IWF wird es vermutlich keinen deal mit den Griechen geben können.
Am Nachmittag sind die Auftragseingänge für langlebige US-Wirtschaftsgüter zu beachten. Sie dürften im Monatsvergleich angezogen sein, vermutlich aber weniger stark als geschätzt. Außerdem werden sich zahlreiche US-Notenbanker zu Wort melden. Als Kernthema scheinen sie sich nun auf den Abbau der Fed-Bilanz zu konzentrieren, ohne dazu zusätzliche Details preiszugeben. Obwohl sich die Fed-Chefin gestern nicht zur Geldpolitik geäußert hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass an den konkreten Plänen gearbeitet wird. Details über einen mehrstufigen Plan könnten sich in der Erklärung nach der nächsten FOMC-Tagung finden lassen. Auf einen Zeitplan werden die Investoren vergeblich warten. Dazu werden sich die US-Notenbanker nicht in die Karten schauen lassen.
Die Anleger werden sich heute erneut in Zurückhaltung üben und auf das Repräsentantenhaus schauen. Erst wenn es Klarheit gibt, ob der American Health Act das Repräsentantenhaus erfolgreich oder nicht erfolgreich passiert hat, dürfte die Aktivität zunehmen. Der Bund Future dürften jedenfalls erst einmal mit leichten Verlusten in den Tag starten. An den Rentenmärkten des Euroraums könnten durchaus die Auswirkungen der starken Inanspruchnahmen des letzten TLTRO2 zu spüren sein. Der Bund Future dürfte sich im Tagesverlauf zwischen 159,35 und 160,55 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,37 und 2,50% schwanken.