China Außenhandel: Große Überraschung im Februar - Nord LB Kolumne
Dass die Handelszahlen aus dem Reich der Mitte sich durch eine ausgeprägte Volatilität auszeichnen und nicht zuletzt deshalb regelmäßig Überraschungspotential bergen ist hinlänglich bekannt. Diese Unsicherheit in Bezug auf die Ein- und Ausfuhren wird zu Jahresbeginn außerdem durch Kalendereffekte im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest zusätzlich erhöht. Die heute von den Zollbehörden gemeldeten Februar-Daten sind aber auch bei Berücksichtigung dieser Umstände eine äußerst bemerkenswerte Nachricht. So sind die in USD denominierten Importe um 38,1% Y/Y gestiegen, während die Ausfuhren einen überraschenden Rückgang um 1,3% Y/Y zu verzeichnen hatten. In der Summe steht im aktuellen Berichtsmonat erstmals seit Februar 2014 wieder ein negativer Handelsbilanzsaldo zu Buche (USD -9,15 Mrd.).
Dieses Defizit sollte allerdings nicht negativ interpretiert werden. Wesentlich bedeutender als diese aggregierte Zahl sind ohnehin die Details. Den Zollbehörden folgend verzeichnet der Außenhandel durchaus einen guten Jahresstart. In den Monaten Januar und Februar ergab sich demnach insgesamt ein Zuwachs der in USD denominierten Handelsaktivitäten (Exporte plus Importe) um 13,3%. Insbesondere die Binnennachfrage sei für diese Dynamik verantwortlich.
Auf der Importseite kann durchaus von einer gewissen Einheitlichkeit gesprochen werden. Hervorzuheben sind jedoch Rohstofflieferanten wie Südafrika (+93,8% Y/Y), Australien (+81,5% Y/Y) und Brasilien (+72,4% Y/Y). Diese Entwicklung passt auch zu den zuletzt rekordverdächtigen Eisenerzimporten (+13,0 % Y/Y).
Auf der Exportseite zeigt sich ein eher gemischtes Bild. Isoliert betrachtet war der Februar kein starker Monat. Gleichwohl steht für das Gesamtjahr 2017 bisher ein Plus von 4,0% Y/Y zu Buche. Der Ausblick für die chinesischen Exporte wird außerdem etwas durch den schwächeren Renminbi aufgehellt. Tatsächlich rechnen wir im laufenden Jahr noch mit einer ausgeprägten Abwertung der chinesischen Währung – zum Jahresende erwarten wir ein Austauschverhältnis von 7,20 CNY je USD. Tatsächlich könnten die Ausfuhren als Wachstumstreiber damit ein kleines Revival erleben. Für Peking wäre dies aus politischer Sicht allerdings ein zweischneidiges Schwert. Handelserfolge für das Reich der Mitte könnten auf wenig Gegenliebe in Washington stoßen.
Am aktuellen Rand dürften sich die Entscheidungsträger in Peking aber doch eher mit einem anderen Thema beschäftigen. So bleiben die anhaltenden Kapitalabflüsse eine große Herausforderung für Zentralregierung und Notenbank. Im Zusammenhang mit den heutigen Handelszahlen sind insbesondere die so genannten „fake imports“ zu benennen. So werden dem Vernehmen nach häufig fingierte Importe genutzt, um Kapital außer Landes zu schaffen.
Fazit: Chinas Außenhandel überrascht im Februar. Insbesondere der starke Importzuwachs gegenüber dem Vorjahr kommt unerwartet. Den negativen Handelsbilanzsaldo würden wir nicht überbewerten. Auffällig sind außerdem insbesondere die Rohstoffimporte. Ein schwächerer Renminbi könnte den Exporteuren im Reich der Mitte perspektivisch unter die Arme greifen, was Ärger mit Washington fast schon vorprogrammiert. In Peking dürfte man sich aber zunächst eher mit den Kapitalabflüssen beschäftigen als mit einem eventuell drohenden Handelskrieg mit den USA.