Frankreichs Präsidentschaftswahlen belasten französische Staatsanleihen - Commerzbank-Kolumne
Das Risiko eines Wahlsiegs der Rechtspopulistin Marine Le Pen (Front Nationale) hat gestern die Renditen französischer Staatsanleihen deutlich ansteigen lassen. Zwischendurch stiegen die Risikoaufschläge so hoch wie zuletzt vor vier Jahren. Der Renditespread 10-jähriger französischer Staatsanleihen stieg kurzeitig auf 85 Bp., der 2-jähriger auf über 40 Bp. Der linke Präsidentschaftskandidat Mélenchon lehnte ein Zusammenlegen der Kandidatur mit Hamon (Linksbündnis) nach Gesprächen am Wochenende ab. Ein Wahlsieg von Le Pen ist zwar weiterhin kaum denkbar, aber etwas wahrscheinlicher geworden. Auch die Umfragewerte haben sich am Wochenende für sie leicht erhöht.
Zinsen und Anleihen
Frankreich: Einkaufsmanagerindizes (Feb.), 9:00 Uhr
Deutschland: Einkaufsmanagerindizes (Feb.), 9:30 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Feb.), 10:00 Uhr
USA: Markit Einkaufsmanagerindizes (Feb.), 15:45 Uhr
Zum Wochenauftakt gab es für deutsche Staatsanleihen leichte Kursgewinne zu verzeichnen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank unter 0,30%. Dagegen erlitten die Investoren französischer Staatstitel Kursverluste. Als Grund dürfen wieder einmal die Geschehnisse um die kommende Präsidentschaftswahl Ende April herhalten: Am Wochenende gab es zwischen dem sozialistischen Kandidaten Hamon und dem noch weiter links stehenden Mélenchon Gespräche über ein mögliches „Linksbündnis“. Zwar wird dem Zustandekommen eines solchen Bündnisses aktuell kaum eine Chance eingeräumt, trotzdem wirkte sich die Diskussion negativ auf die Kurse der französischen Anleihen aus (siehe „Im Blickpunkt“). Gewinner des Tages waren die Anleihen Griechenlands: Der Kurs zehnjähriger griechischer Anleihen stieg von 73 auf 74,7 (die Rendite fiel entsprechend von 7,63% auf 7,27%). Auf dem Eurogruppentreffen der Finanzminister habe sich die griechische Regierung zu weiteren Reformen bereit erklärt. Experten der Kontrollinstanzen können somit bald nach Athen zurückkehren und dort die eingeleiteten Reformschritte kontrollieren. Die griechischen Reformmaßnahmen sollen sich auf die Bereiche Renten, Arbeitsmarkt und Einkommensteuer konzentrieren. Dem Rückgang der Risikoaufschläge griechischer Staatstitel half gestern auch die Aussage des Chefs des Euro-Rettungsschirmes ESM, Klaus Regling, dass Griechenland voraussichtlich nicht auf die volle Summe der zugesagten 86 Mrd. Hilfsgelder angewiesen sei. Die Konjunktur sei in Griechenland zuletzt stärker angezogen als vorhergesagt. Unklar blieb bisher, ob sich der IWF am Hilfsprogramm beteiligt.
Aktien
Anglo American, Jahreszahlen
BHP Billiton, Halbjahreszahlen
Home Depot, Ergebnis Q4
HSBC, Jahreszahlen
Wal-Mart Stores, Ergebnis Q4
Die europäischen Aktienbörsen starteten mit etwas mehr Optimismus in die neue Handelswoche. Positiv wirkte sich vor allem die leichte Entspannung bei der Überprüfung des griechischen Spar- und Reformprogramms aus. In diesem Umfeld verzeichneten die meisten Indizes leichte Zugewinne. Nur in Amsterdam erlebte der AEX wegen der Kursverluste von Unilever (-5,2%) einen stärkeren Abschlag. Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns reagierten damit auf den überraschenden Rückzug des Übernahmeangebots durch den US-Lebensmittelriesen Kraft Heinz, das am Freitag noch für einen deutlichen Kurssprung gesorgt hatte. Im deutschen Leitindex Dax 30 standen die Titel der Deutschen Telekom (+2,6%) an der Spitze der Kursliste. Hier sorgten Übernahmespekulationen um die Mobilfunktochter T-Mobile US für stärkere Kursgewinne. Im Nebenwerteindex MDax konnten gestern sogar neue Höchststände erreicht werden. Im wenig veränderten EUROSTOXX 50 tendierten neben dem Telekommunikationssektor (+1,1%) vor allem die Finanzdienstleister (+0,8%) fester. Schwächer entwickelte sich lediglich der zuletzt sehr starke Gesundheitsbereich (-0,3%). An der Wall Street fand wegen des Presidents’ Day kein Handel statt. Die asiatischen Börsen legen heute Morgen in der Breite zu. Vor allem beim japanischen Nikkei 225 sorgte ein schwächerer Yen für Kursgewinne. Die europäischen Aktienmärkte werden angesichts der ausgebliebenen Indikationen von der US-Leitbörse nur wenig verändert erwartet. Im Fokus stehen heute die PMIs zum verarbeitenden Gewerbe und zu den Dienstleistungen aus dem Euroraum. Im Blick bleibt auch das Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel.