China Außenhandel: Auch zum Jahresende hält die Schwäche an - Nord LB Kolumne
Heute früh wurden von den chinesischen Zollbehörden aktuelle Zahlen zum Außenhandel der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft vorgelegt. Insbesondere aufgrund einer anhaltenden Schwäche bei den Ausfuhren muss von einem wenig versöhnlichen Jahresabschluss 2016 gesprochen werden.
Die Exporte gaben im Berichtsmonat Dezember um 6,1% Y/Y nach. Die Abwärtsrevision der ursprünglich für den November gemeldeten Zahlen (von +0,1% Y/Y auf nunmehr nur noch -1,6% Y/Y) rundet das wenig erfreuliche Bild zur Lage im chinesischen Außenhandel zusätzlich ab, so dass für das Gesamtjahr ein durchschnittlicher Rückgang der in USD bewerteten Exporte von 7,6% Y/Y zu Buche steht. Immerhin deuten die robusten Zahlen zu den wert- aber auch mengenmäßigen Einfuhren auf eine Dynamik der Binnenwirtschaft hin. So zogen die Rohstoffimporte weiter an. Hier ist allerdings auch aufgrund der auf Pekings Agenda stehenden Maßnahmen zum Umbau des Wachstumsmodells mit dämpfenden Effekten zu rechnen.
Deutsche Exporteure können den offiziellen Zahlen folgend auf kein übermäßig erfolgreiches Jahr zurückblicken. Zwar summieren sich die Ausfuhren von Deutschland nach China im Jahr 2016 auf insgesamt ansehnliche USD 86,0 Mrd. Allerdings verliert die Dynamik an Fahrt (2015: USD 87,6 Mrd.). Dies basiert auch auf den Anstrengungen Pekings, die eigenen Unternehmen stärker in den Vordergrund zu bringen (Stichwort „local content“). Grundsätzlich würden wir an dieser Stelle jedoch vor allzu großer Panik warnen. Für deutsche Unternehmen bleibt das Reich der Mitte ein bedeutender Absatzmarkt. Darüber hinaus entstehen durch den Umbau des chinesischen Wachstumsmodells und die damit verbundenen Verlagerungen von Industrien in das Ausland zudem neue Perspektiven in Emerging Asia.
Der Ausblick für den chinesischen Außenhandel wird vor allem durch die drohenden Handelsfriktionen mit den USA getrübt. Tatsächlich ist hier mit Maßnahmen der Regierung Trump und entsprechenden Gegenreaktionen zu rechnen. Neben der Implementierung neuer Zollvorgaben bleibt in diesem Umfeld – allein aufgrund der Signalwirkung – eine drastische Abwertung des RMB eine Option für Peking. Basierend auf Bloomberg-Schätzungen zum Extremszenario der Einführung eines 45% Zolls für Waren aus China könnten die Exporte Richtung USA um bis zu 60% zurückgehen. Der BIP-Wachstumsrückgang würde in dieser zunächst hypothetischen Betrachtung in der Größenordnung von 0,5%-1,0%-Punkten liegen. Zur Erinnerung: Mit einem Anteil von 17,7% waren die USA Chinas im Dezember 2016 Chinas bedeutendster Absatzmarkt – gefolgt von Hongkong (16,2%), der EU (16,0%) sowie der ASEAN-Region (12,4%). Vor diesem Hintergrund wird Peking auch mit Bedacht vorgehen, wenn es um die laufende Diskussion mit Brüssel um die Anerkennung Chinas als Marktwirtschaft geht.
Fazit: In Bezug auf Chinas Außenhandel muss auf ein schwaches Jahr 2016 zurückgeblickt werden. Auch für 2017 ist der Ausblick mit starken Unsicherheiten verbunden. Vor allem ein drohender Handelskrieg mit den USA könnte Chinas Außenhandel empfindlich treffen. Insofern rechnen wir zunächst auch nicht mit einer harten Gangart Pekings auf der internationalen Bühne – auch mit Blick auf laufende Diskussionen mit Brüssel. Der robuste Binnenmarkt dürfte immerhin einen gewissen Handlungsspielraum versprechen.