EZB verlängert ihr Anleihekaufprogramm und reduziert das Monatsvolumen - Commerzbank-Kolumne
Der Marktkonsens – und auch wir – hatten erwartet, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm bei unverändertem Monatsvolumen (80 Mrd. Euro) um 6 Monate verlängert. Doch die Entscheidung der EZB fiel etwas anders aus: Sie verlängerte das Kaufprogramm gleich um volle 9 Monate, also bis Ultimo 2017; gleichzeitig reduzierte sie das Monatsvolumen auf 60 Mrd. Euro und damit auf jenes Niveau, mit dem das Programm auch im April 2017 gestartet war. Gleichzeitig beschloss sie, erforderlichenfalls auch Titel mit einer Rendite von unter -0,40% (dem Niveau des Einlagensatzes) sowie 1-2jährige Titel zu kaufen, bislang lag die Untergrenze bei 2 Jahren. Ist dies schon das vielzitierte „Tapering“, also das Zurückfahren der Anleihekäufe? Diese Lesart will die EZB nicht gelten lassen. Man habe sich für dieses Volumen entschieden, weil der Inflationsausblick im wesentlichen dem gleiche, als man mit den Anleihekäufen begonnen habe. Auch sei das Deflationsrisiko weitgehend gebannt. „Tapering“ bedeute ein allmähliches Zurückfahren und Auslaufenlassen der Anleihekäufe, was aktuell nicht vorgesehen sein; darüber habe man im Rat gar nicht gesprochen. Vielmehr sei die EZB auch bereit, bei widrigen Entwicklungen, die dem Erreichen des Inflationsziels entgegenstünden, das Programm volumenmäßig und zeitlich auszuweiten.
Diese Argumente zielen freilich darauf hin, den Markt hinsichtlich der Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe zu beruhigen. Nach unserer Einschätzung wird die EZB allein schon aus rechtlichen Gründen gezwungen sein, ihre Anleiheläufe ab 2018 allmählich einzustellen, denn sonst würde sie die von ihr selbst fixierte Obergrenze – die auch von verfassungsrechtlichem Belang ist – nicht mehr als 33% der Staatsanleihen einzelner Länder zu halten, überschreiten. Dann wird sie ihre ultraexpansive Politik wohl mit anderen Vehikeln fortsetzen. Von einer geldpolitischen Trendwende im Euroraum kann noch keine Rede sein.
Zinsen und Anleihen
China: Verbraucherpreise (Nov), 3:00 Uhr
Deutschland: Exporte (Okt), 8:00 Uhr
Frankreich: Industrieproduktion (Okt), 08:45 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen, Michigan (Dez), 16:00 Uhr
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihr Anleihekaufprogramm gestern wie von vielen Marktteilnehmern erhofft verlängert – sogar um neun Monate und nicht wie von den meisten Analysten erwartet nur um sechs Monate. Dafür wird sie aber ab März ihr Kaufvolumen von monatlich 80 Mrd. auf 60 Mrd. Euro verringern (vgl. „Im Blickpunkt“). An den Rentenmärkten wurde die Entscheidung zunächst als Einstieg in den Ausstieg bewertet: Die Renditen zehnjährigen Bundesanleihen stiegen in der Spitze um 10 Basispunkt. Bis zum Abend erholten sich die Kurse aber wieder. Der Euro schwächte sich zum US-Dollar um über ein Prozent ab. Erneut bemängelte die EZB fehlende strukturelle Reformen und zu geringe staatliche Infrastrukturinvestitionen im Euroraum. Auch eine wachstumsfreundlichere Fiskalpolitik forderte EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz nach der Entscheidung. Er begründete die Absenkung des Kaufvolumens mit den geringeren Deflationsgefahren. Insgesamt erhärtet sich der Eindruck, dass die Weltwirtschaft vor einer Phase wieder ansteigender Inflation steht. Sichtbar wird dies auch an den angestiegenen Inflationserwartungen. Für sich genommen sinken damit die realen Zinsen und die Investitionsanreize steigen. Durch den gleichzeitigen Anstieg der nominalen Zinsen haben sich die realen Zinsen bislang aber kaum verschoben. Dazu passt der heute Morgen gemeldete deutliche Anstieg der Erzeugerpreise in China. Die Erzeugerpreise steigen so schnell, wie seit 2011 nicht mehr (+3,3%). Der Stellenmotor in den USA läuft weiter rund: Die Zahl der Erstanträge ist in der Woche vor dem 3. Dezember gefallen – auf 258.000. Die deutschen Exporte waren etwas schwächer als erwartet.
Aktien
Deutsche Lufthansa, Verkehrszahlen November
Rheinmetall, Kapitalmarkttag
ThyssenKrupp, Kapitalmarkttag
Die Rally an den europäischen Aktienbörsen hat sich auch am vierten Handelstag dieser Woche weiter fortgesetzt. Befeuert von den jüngsten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank, die insgesamt die hohen Erwartungen erfüllten, konnte der deutsche Leitindex Dax 30 locker die Hürde von 11.000 Punkten überwinden. Mit an der Spitze der Kursliste standen in diesem Umfeld die beiden Kreditinstitute Commerzbank (+5,2%) und Deutsche Bank (+2,9%). Sehr stark präsentierten sich die Aktien von ProSiebenSat1 (+4,6%). Angeführt von BMW (+3,1%) waren auch die Automobilaktien gefragt. Schwächer tendierten dagegen vor allem die Versorger RWE (-3,9%) und E.ON (-1,8%) sowie der Immobilientitel Vonovia (-1%). Auch im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, wiesen Banken die mit Abstand beste Performance auf. Stärkste Einzeltitel waren dabei die spanischen Konzerne Banco Santander (+5,3%) und BBVA (+4,5%) vor dem französischen Wettbewerber Société Générale (+4,5%). Der Mailänder FTSE-MIB-Index stieg um weitere 1,6%, nachdem er in den letzten beiden Tagen bereits um mehr als 6% zulegen konnte. Auch an der Wall Street setzte sich die positive Stimmung weiter fort, wobei die Leitindizes Dow Jones Industrial und S&P 500 neue Rekordhochs erzielten. Auch hier standen Finanztitel im Fokus (+0,9%), während hauptsächlich Nahrungsmittel (-0,5%) schwächer tendierten. Die beste Entwicklung wiesen Goldman Sachs (+2,5%) und JP Morgan Chase (+1,3%) auf. Schwach präsentierten sich vor allem die Industrietitel (Caterpillar und United Technologies jeweils -1,1%). In Asien zeigen sich heute Morgen die meisten Börsen leicht im Plus. Der Nikkei profitiert dabei von einem schwächeren Yen. Die europäischen Märkte werden zur Eröffnung kaum verändert erwartet.