DAX trumpft auf - 11.000 Punkte und mehr? - Nord LB Kolumne
Der DAX konnte heute oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 11.000 Punkten in den Handel starten. Im Fahrwasser der sich auf Rekordjagd befindenden US-Leitindizes Dow Jones und S&P 500 geht es damit nun auch für den deutschen Aktienmarkt nach oben. Die Risikoaversion der Anleger scheint sich aktuell deutlich verringert zu haben. Die politischen Probleme in Italien drücken somit nicht nachhaltig auf die Stimmung. Offenkundig werden vor allem die Pläne der neuen US-Regierung inzwischen sehr positiv von den internationalen Aktienmärkten beurteilt.
Sicherlich hat es in Deutschland vor allem relativ zum US-Aktienmarkt ein gewisses Nachholpotential bei den Kursen der Dividendenpapiere gegeben. Zudem muss bedacht werden, dass sich das Zinsniveau in Euroland – insbesondere bei den kürzeren Laufzeiten – weiterhin sehr niedrig präsentiert; die Rendite deutscher Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 2 Jahren pendelt aktuell nur knapp oberhalb der Marke von -0,70%. Damit bleibt das Thema „Anlagenotstand“ noch immer auf der Agenda der Finanzmärkte. Investoren, die nach attraktiveren Renditen suchen, werden von der Geldpolitik somit weiterhin fast schon zum Kauf von Aktien gezwungen. Die EZB und die Fed spielen bei der Erklärung des aktuellen Kursanstiegs aber sicherlich nicht die Hauptrollen; der Fokus rückt vor allem in den USA zunehmend von der Geld- auf die Fiskalpolitik.
Tatsächlich scheint es Donald Trump gelungen zu sein, die Börsen in eine optimistische Stimmung zu versetzen. Offenkundig hat der zukünftige US-Präsident an den Märkten Hoffnungen auf ein nachhaltiges Anziehen der US-Konjunktur wecken können. Trump trumpft damit regelrecht auf. Momentan handelt es sich aber noch um Vorschusslorbeeren und man wird abwarten müssen, welche Vorhaben der neuen Regierung im Kongress Mehrheiten finden werden. Vor allem die bei den Republikanern weitgehend unumstrittenen Steuersenkungspläne scheinen hilfreich für den Aktienmarkt zu sein; eine verstärkte Repatriierung von durch US-Firmen im Ausland geparkten Gewinnen kann nämlich zu vermehrten Aktienrückkäufen, zusätzlichen Dividendenzahlungen und zur Realisierung von weiteren die Kurse stützenden Investitionsprojekten mit einem positiven NPV führen.
Allerdings bestehen weiterhin Risiken. Insbesondere werden vom Markt derzeit mögliche Probleme mit der Verschuldungssituation der öffentlichen Hand in den USA weitgehend ausgeblendet. Zudem droht aufgrund der sich abzeichnenden expansiveren Ausrichtung der US-Fiskalpolitik ein Anziehen der Inflation im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In diesem Kontext muss die US-Geldpolitik natürlich im Auge behalten werden. Eine Leitzinsanhebung der Fed im Dezember dürfte mittlerweile zwar eingepreist sein, ein noch unerwarteter starker Zinsanstieg bei den kurzfristigen Zinsen in den USA mag perspektivisch jedoch schon zu einem Belastungsfaktor für die Dividendenpapiere werden. Mit einem KGV von über 16,8 (auf Basis der Konsensgewinnschätzung von 2017) ist der S&P 500 zudem nicht mehr wirklich günstig bewertet.