Indischer Aktienmarkt weiterhin nicht günstig bewertet - Commerzbank-Kolumne
Im November 2016 führte Modi überraschend eine Bargeldreform ein. Ohne Vorwarnung wurden alle 500 und 1.000 Rupien-Geldscheine für wertlos erklärt, auf die zusammen rd. 85% des Bargeldvolumens entfällt. Die kurze Umtauschfrist führte zu Chaos bei Banken. Die Regierung begründete den Schritt mit der Bekämpfung von Schwarzgeld und Steuerhinterziehung. Zudem soll dadurch die Korruption bekämpft werden. Diese unpopuläre Maßnahme dürfte kurzfristig recht spürbar auf das BIP-Wachstum drücken, da etwa drei Viertel des BIP mit bargeldbasierten Transaktionen erwirtschaftet wird. Schätzungen zufolge könnte das BIP in Q3 2016 (Fiskaljahr per Ende März 2017) auf nur noch 5,5% (J/J) fallen (Vorjahr: +7% (J/J). Nach einem schwachen Start erholte sich die indische Börse von März bis September wieder, bevor sie im Oktober und November erneut stärker unter Druck kam (Sensex: +1% seit Jahresbeginn, per 06. Dezember). Verantwortlich hierfür zeichnete u.a. die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sowie die schlecht umgesetzte „Bargeldreform“. Da die US-Wahl in den Augen vieler Anleger zu mehr Wachstum, Inflation und zu steigenden Zinsen sowie zu einer Aufwertung des US-Dollar führen dürften, zogen einige Anleger Gelder aus den EM ab, die in den Vormonaten zum Teil kräftig an Wert zugelegt hatten. Für 2017 prognostiziert der Konsensus auf Jahresbasis einen Anstieg des Wachstums der Firmengewinne in Höhe von rd. 22% (J/J). Das entsprechende KGV für 2017 liegt damit bei rd. 16 (Bewertungsaufschlag ggü. MSCI EM-Index: 33%). Der indische Aktienmarkt ist nach wie vor nicht günstig bewertet. Vieles von der politischen Wechseleuphorie und den damit verbundenen Erwartungen einer wirtschafts- und reformfreudigeren Politik dürfte mittlerweile in den Kursen eskomptiert sein. Wir bestätigen zunächst aufgrund der rückläufigen Inflation und des soliden BIP-Wachstums unser neutrales Votum für die indische Börse.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Okt.), 8:00 Uhr
Großbritannien: Industrieproduktion (Okt.), 10:30 Uhr
Kanada: Zinsentscheidung Bank of Canada, 16:00 Uhr
Die Teilnehmer am Rentenmarkt bewahren hinsichtlich des Neins der Italiener zur Senatsreform weiterhin einen kühlen Kopf. Zur Beruhigung trug wohl auch die Ankündigung des Regierungschefs Renzi bei, zumindest noch so lange im Amt zu bleiben, bis der Haushalt für das kommende Jahr verabschiedet sein wird. Voraussichtlich könnte die entscheidende Parlamentsabstimmung noch im Dezember erfolgen. Die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen gingen gegenüber Bundesanleihen zumindest gestern zurück. Ebenso verringerten sich die Risikoaufschläge von Anleihen der anderen Euro-Peripheriestaaten gegenüber Bundesanleihen. Von Panik oder gar dem Beginn einer neuen Staatsschuldenkrise ist derzeit nichts zu spüren. Damit dürfte es die EZB am Donnerstag auch leichter haben, die Anpassungen ihrer geldpolitischen Maßnahmen zu erläutern, ohne den Feuerwehrmann spielen zu müssen. Auch der Euro handelte nach einigen Schreckmomenten am Montagmorgen inzwischen wieder gut behauptet um die 1,075 US-Dollar je Euro. Das Defizit in der US-Handelsbilanz ist im Oktober noch größer ausgefallen als von Analysten vorhergesagt. Die Lücke vergrößerte sich von 36,2 Mrd. im September auf nunmehr 42,6 Mrd. US-Dollar. In den USA haben die Auftragseingänge in der Industrie im Oktober stärker zugenommen als erwartet. Der Anstieg fiel mit 2,7% gegenüber dem Vormonat besonders kräftig aus, nach 0,6% im September. In Deutschland ist die Industrieproduktion im Oktober um 0,3% gegenüber dem Vormonat gewachsen – eher enttäuschend, da ein Anstieg von 0,8% erwartet worden war. Wegen der aktuell guten Stimmung in der Industrie, sollte sich das produzierende Gewerbe aber weiter beleben.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach einem relativ verhaltenen Start in den Handelstag kam es gegen Mittag wieder zu einem verstärkten Kaufinteresse an den europäischen Aktienmärkten, deren Leitindizes um bis zu 4,2% (Italien) stiegen. Ein Impulsgeber könnte die Sitzung der Europäischen Zentralbank am morgigen Donnerstag sein. Hier erhoffen sich möglicherweise einige Investoren nach dem Nein der Italiener in Bezug auf das Verfassungsreferendum weitere expansive geldpolitische Maßnahmen, die die Bankenkrise in Italien abmildern könnten. Bankaktien gehörten daher in Europa zu den am meisten gesuchten Aktien. Die Indexmitglieder im Stoxx 600 Banken-Index legten im Schnitt um 4,4% zu. Dagegen kam es bei Rohstofftiteln zu Gewinnmitnahmen. Sie büßten im Schnitt um 1% ein. Der Dax gewann in diesem Umfeld 0,9%. Damit steigt noch einmal die Hoffnung, dass der Index das bisherige Jahreshoch bei 10.827 Punkten (25. Oktober 2016) in den kommenden Tagen knacken könnte. Neben Bankwerten wie Deutsche Bank (+7,9%) oder Commerzbank (+6,6%) standen gestern in Deutschland vor allem die beiden Versorgerwerte Eon (+5%) und RWE (+1,5%) im Fokus. Sie profitierten von dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Atomausstieg, der laut Richtermeinung teilweise gegen das Grundgesetz verstößt. Die Aktionäre der Versorger können nun auf Schadenersatzleistungen hoffen. Die US-Börsen tendierten erneut freundlicher. Der Dow Jones-Index stieg um 0,2%, verfehlte aber knapp ein neues Rekordhoch. Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. Werte aus dem Telekombereich gefragt, die im Schnitt um 1,5% zulegten. Am Ende der Performancerangliste notierten Versorgerwerte mit durchschnittlichen Verlusten von 0,3%. Die Börsen in Asien tendierten zur Wochenmitte überwiegend freundlich. Beflügelt von einem schwächeren Yen legte der Nikkei 225-Index um 0,7% zu. Auch A-Aktien in China verbuchten Gewinne in ähnlicher Größenordnung.