Nord LB – Ifo-Index: Schuss vor den Bug der bisher gut laufenden deutschen Wirtschaft!
Vor wenigen Minuten hat das Münchner ifo-Institut die Ergebnisse seines Geschäftsklimaindex für den Monat August veröffentlicht. Demnach haben die befragten Unternehmen ihre Geschäftserwartungen deutlich nach unten angepasst (100,1). Die aktuelle Lage wurde ebenfalls als unfreundlicher bezeichnet (112,8). Der aus beiden Komponenten zusammengesetzte ifo-Geschäftsklimaindex fiel entsprechend massiv auf 106,2 Punkte. Mit einem moderaten Anstieg war gerechnet worden – damit ist die Veröffentlichung eine ganz klar negative Überraschung!
Mit derartig schlechten Werten vom ifo-Institut hatte niemand gerechnet. Denn sowohl die Umfrageergebnisse des Sentix als auch die des ZEW hatten zuletzt signalisiert, dass unter den befragten Finanzakteuren von Panik überhaupt nichts zu spüren ist – die Zahlen zeigten nach den leichten Rückgängen im Juli zuletzt im August wieder gen Norden. Nun scheinen aber die Unternehmenslenker anzeigen zu wollen, dass sie sich durchaus über die weitere Entwicklung Gedanken machen.
Offenbar geht das Umfeld globaler Unsicherheit auch an den befragten rund 7.000 deutschen Unternehmenslenkern nicht mehr spurlos vorbei. Dabei könnte vor allem das Brexit-Votum der Briten eine gewichtige Rolle spielen. Immerhin ist das Vereinigte Königreich der drittwichtigste Exportmarkt für die deutschen Unternehmen, ein Rückgang der dortigen Nachfrage hätte also direkte Auswirkungen für deutsche Exporteure. Insbesondere der Fahrzeugbau wird genau auf die irgendwann bevorstehenden Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien blicken. Gerade dieser Sektor spielt für Konjunktur und Beschäftigung in Deutschland keine kleine Rolle. In jedem Fall ist es angesichts dieser Zahlen im wohl wichtigsten deutschen Frühindikator mit der bisher vorherrschenden Gelassenheit zunächst einmal vorbei.
• Der deutsche Aktienmarkt jedenfalls reagierte auf die schwachen Konjunkturzahlen aus München mit Kursverlusten. Der Leitindex DAX fiel kurz nach 10:00 Uhr unter die Marke von 10.500 Punkte – er liegt allerdings weiter knapp 13% über dem Stand am Morgen nach der Brexit-Entscheidung. Der Euro reagierte mit einem moderaten Anstieg auf über 1,1280 USD.
Sicherlich müssen noch einige weitere Datenpunkte abgewartet werden, um die Auswirkungen vom Brexit besser greifen zu können. Doch die Gefahren dürften vom heutigen Tag an den Marktteilnehmern wieder klar vor Augen geführt worden sein. An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir weiterhin von einer Rezession in Großbritannien ausgehen – wenn Deutschland respektive Euroland davon nur leichte Schrammen abbekommen sollte, dürften wir uns wohl glücklich schätzen!
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im August überraschend gefallen – zudem auch noch deutlich. Bemerkenswert ist, dass die befragten Unternehmenslenker sowohl die aktuelle Lage als auch den zukünftigen Ausblick pessimistischer bewerten. Das Umfeld globaler Unsicherheit geht damit an den deutschen Unternehmen nicht spurlos vorbei. Damit führen die Umfrageergebnisse des ifo-Instituts – im Gegensatz zu den anderen Frühindikatoren wie Sentix und ZEW – erstmals die Gefahren des Brexit-Votums wieder vor Augen. Mit der zuletzt doch etwas merkwürdigen Gelassenheit könnte es also vorbei sein. Allerdings sollten noch weitere Daten abgewartet werden. Tatsache ist, dass unseres Erachtens weiterhin Großbritannien vor einer Rezession steht, wovon auch Deutschland etwas zu spüren bekommen dürfte. Wieviel bleibt allerdings die große Frage! Ein Schuss vor den Bug der bisher gut laufenden deutschen Wirtschaft waren diese Zahlen allemal!