National-Bank: Spekulationen über den künftigen Kurs der US-Notenbank
Die gestern veröffentlichen Einzelhandelsumsätze aus Großbritannien waren die ersten Daten für einen ganzen Monat nach dem Referendum. Vielleicht war es eine Trotzreaktion, vielleicht haben sich die Briten nicht die Stimmung verderben lassen, oder vielleicht haben Touristen das schwache GBP dazu genutzt, um verstärkt einzukaufen. Die Einzelhandelsumsätze legten im Juli auf der Insel jedenfalls stärker zu, als es geschätzt worden war. Das ist von den Kapitalmärkten zwar mit Erleichterung aufgenommen worden. Nichtsdestotrotz werden die Briten ihre Entscheidung trotz aller geldpolitischen Stützung in den kommenden Jahren zu spüren bekommen. Es wäre nämlich sehr erstaunlich, wenn die wirtschaftliche Aktivität in den nächsten Monaten nicht nachlässt. Die „eigentlichen“ Probleme werden sowieso erst dann auftreten, wenn die Austrittsverhandlungen sich sehr lange hinziehen. Das würde zu einer Verunsicherung der Unternehmen führen, die dann kaum noch investieren und vermutlich eher Personal freisetzen als einstellen würden. Diese Art von Lethargie kann man ja in weiten Teilen Kontinentaleuropas bereits beobachten.
Heute sind neue Impulse Mangelware. Immerhin gibt es gute Nachrichten aus Spanien. Der Chef der Liberalen wurde gestern mit der Aussage zitiert, dass man nicht auf einen dritten Urnengang setzen solle. Es sieht also danach aus, als ob sich die Konservativen und Liberalen auf eine Zusammenarbeit einlassen werden. Allerdings fehlen dieser Koalition immer noch zehn Sitze zur Mehrheit im spanischen Parlament. Eine Minderheitsregierung wäre also auf die Unterstützung von einzelnen Parlamentariern anderer Fraktionen angewiesen. In Anbetracht der Aufgaben, die eine neue spanische Regierung vor sich hat, wird das keine leichte Aufgabe und erneute Neuwahlen könnten das Ergebnis werden. Welche Probleme auftreten können, zeigt sich im Nachbarland. Einige etwas kritischere Kommentare zur Haushaltslage und zum Wachstum durch Vertreter der Ratingagentur DBRS wirken nach: Die Kurse portugiesischer Staatsanleihen stehen unter Druck, weil eben doch das Risiko besteht, Portugal könne sein letzte Investment Grade Rating verlieren.
Mehr als das Geschehen im Euroraum hielt jedoch die Spekulation über den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank die Märkte in Atem. William Dudley, der als New York Fed-Chef immer im FOMC stimmberechtigt ist und als Janet Yellen nahe stehend gilt, betonte noch einmal, dass es durchaus einen Zinsschritt im September geben und dass es das dann noch nicht gewesen sein könne. Woher der Stimmungsumschwung bei einem US-Notenbanker gekommen ist, der eher dem Lager der „Tauben“ zuzuordnen ist, ist jedoch nicht erkennbar. Er stellte zwar auf die erfreuliche Struktur des letzten Arbeitsmarktberichts ab. Doch ob das wirklich für einen nachhaltigen Stimmungsumschwung im FOMC reicht, könnte die Marktakteure in einer Woche erfahren. Dann beginnt die Tagung der Notenbanker in Jackson Hole.
In den letzten Handelstag der Woche dürfte der Bund Future sollte wenig verändert starten. Die Marktteilnehmer dürften es im Tagesverlauf ruhig angehen lassen, da es keine Impulse von Konjunkturdaten geben wird. Der Bund Future sollte zwischen 167,00 und 168,00 notieren. Ob sich die Rally am Ölmarkt tatsächlich fortsetzen kann, wird man im Zuge der zahl-reichen Terminkontraktfälligkeiten sehen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 1,50% und 1,62% bewegen.