Commerzbank, Deutsche Bank und VW: Die Stresstest-Katastrophe ist ausgeblieben
Die Unsicherheit an der Börse über die Ergebnisse des EU-weiten Banken-Stresstests war lange greifbar, doch die nun vorliegenden Ergebnisse dürften die Sorgenfalten um den Zustand der europäischen Banken ein wenig glätten. Dank Kapitalaufstockungen sieht die europäische Bankenaufsicht in der Branche als Ganzes eine vorhandene Widerstandsfähigkeit. Zwar gibt es unter den 51 getesteten Banken weiter Sorgenkinder in Italien und Irland, doch insgesamt konnten sich die Branchenvertreter mehr oder weniger deutlich über den als kritisch erachteten Eigenkapitalmarken halten.
Die wichtigsten der deutschen Vertreter, insgesamt wurden neun heimische Banken in den Test einbezogen, schnitten allerdings nicht besonders herausragend ab. Unter den getesteten Banken waren mit der Commerzbank und der Deutschen Bank die beiden DAX-Konzerne der Branche, hinzu kam unter den deutschen Vertretern mit Börsennotierung noch die VW-Tochter Volkswagen Financial Services. Im Stresstest wäre im ungünstigsten Szenario die Kernkapitalquote der Deutschen Bank vom Ausgangswert bei 11,1 Prozent auf 7,8 Prozent gefallen. Groß ist der Puffer nach unten zu den kritischen Grenzen damit nicht – die sehen Experten bei der Deutschen Bank bei 7,5 Prozent. Die Commerzbank kommt im Bad-Case-Szenario auf eine Quote von 7,4 Prozent und ist damit unter den heimischen Banken das Schlusslicht, der Ausgangswert lag bei 12,1 Prozent. Auch hier ist der Puffer zur kritischen Grenze, die Analysten bei der Commerzbank um 7 Prozent sehen, nicht groß. Für die VW-Tochter Volkswagen Financial Services weist der Test im ungünstigsten Szenario einen Rückgang der Kernkapitalquote von 11,7 Prozent auf 9,6 Prozent aus.
Dennoch ist man in den Chefetagen der Banken – wie auch anders – nach außen hin zufrieden. „Wir sind 2016 mit einem besseren Ergebnis aus dem Test herausgekommen als 2014, obwohl der diesjährige Test anspruchsvoller war. Der Stresstest zeigt, dass die Bank auch für härtere Zeiten gewappnet ist“, sagt John Cryan, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, und kündigt weitere Kernkapitalaufstockungen an. Ende 2018 will man bei mindestens 12,5 Prozent liegen. „Auch unter den widrigen Bedingungen des EBA Stress-Szenarios wäre die Stabilität der Bank gewährleistet. Die risikoarme Bilanz und gute Kapitalquote der Commerzbank sind ein Beleg dafür“, kommentiert Marcus Chromik, Risikovorstand der Commerzbank, die Ergebnisse.
Zur Methodik des Stresstests gab es zuvor allerdings kritische Stimmen aus der Branche. Die Ratingagentur Scope kritisiert, „dass zentrale strukturelle Schwächen des Sektors nicht getestet wurden“. Dennoch sieht Scope die Ergebnisse positiv: „Sie zeigen, dass die Banken auf dem europäischen Kontinent ihre Kapitalposition sichtbar gestärkt haben“, heißt es am Samstagmorgen in einer Stellungnahme.
Die kompletten Ergebnisse des EU-weiten Stresstests auf der Homepage der EBA: hier klicken (Englisch).