GK Software: „Die neuen Kunden werden unser Wachstum in den nächsten zehn Jahren mittragen“
Starkes zweites Quartal für GK Software: Der Anbieter von Einzelhandelssoftware hat drei neue namhafte Kunden gewonnen, die mehr als 1.600 Filialen in rund 40 Ländern betreiben. „Unsere Pipeline bleibt auch nach den Erfolgen im ersten Halbjahr gut gefüllt und wir rechnen mit weiteren Entscheidungen bis zum Jahresende“, verrät GK-Finanzvorstand André Hergert im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Auch dank der Kooperation mit SAP will GK Software den Jahresumsatz von zuletzt 62,6 Millionen Euro bis 2018 um den Faktor 1,5 steigern.
Die Redaktion von www.4investors.de spricht im Exklusivinterview mit CFO Hergert über die Stärken der neuen Lösung OmniPOS, ein weit geöffnetes „Window of Opportunity“ sowie das mittelfristige Margenziel von über 15 Prozent.
www.4investors.de: GK Software ist dynamisch ins Geschäftsjahr 2016 gestartet. Obwohl sich bereits für das erste Quartal geplante Lizenzumsätze ins zweite Quartal verschoben haben, ist der Umsatz in den ersten drei Monaten um knapp 19 Prozent gestiegen, die Gesamtleistung sogar um 22 Prozent. Was waren aus Ihrer Sicht die Highlights im ersten Quartal?
Hergert: Zunächst einmal ist mir wichtig, dass wir unsere Wachstumsdynamik aufrechterhalten konnten. Dabei ist bei uns traditionell das erste Quartal immer schwächer und trug in den letzten Jahren jeweils nur rund ein Fünftel zu den Umsätzen bei. Betrachtet man dagegen das vierte Quartal, so war dieses in der Vergangenheit fast immer mit einem Beitrag zum Gesamtjahresumsatz von rund einem Drittel das stärkste. Noch bedeutender ist für mich darüber hinaus, dass wir an internen Leistungskennzahlen (KPIs), die wir für die Unternehmensteuerung verwenden, deutlich erkennen, dass unsere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung vor allem für unser europäisches Kerngeschäft zu greifen beginnen. Und für unsere Stellung im Markt war natürlich von besonderer Bedeutung, dass ein großer deutscher Einzelhändler seine Absicht bekundet hat, unsere von SAP vertriebene Lösungswelt künftig einsetzen zu wollen. Solche Entscheidungen haben immer eine große Signalwirkung und unterstützen unsere vertrieblichen Aktivitäten außerordentlich.
www.4investors.de: Nachdem Sie für das Gesamtjahr 2015 ein positives EBITDA ausweisen konnten, sind Sie im ersten Quartal 2016 wieder in die Verlustzone gerutscht. War hierfür in erster Linie das fehlende Lizenzgeschäft verantwortlich?
Hergert: Das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel niedrigere Lizenzgeschäft wirkte sich natürlich deutlich aus. Hätten wir ein zum ersten Quartal 2015 vergleichbares Ergebnis im Bereich der Lizenzen erreicht, wäre beim EBITDA bereits im 1. Quartal ein deutlich positives Ergebnis zu sehen gewesen.
www.4investors.de: Die Delle im Lizenzgeschäft konnten Sie zwischenzeitlich wieder ausbügeln. Sie haben jetzt ein starkes zweites Quartal, inklusive dem Gewinn von drei neuen namhaften Kunden, gemeldet. Inwiefern wird sich das auch im Bereich des Ergebnisses widerspiegeln?
Hergert: Es ist noch zu früh, um konkrete Aussagen zum zweiten Quartal in seiner Gesamtheit machen zu können. Allerdings konnten wir drei attraktive neue Projekte gewinnen und damit die erwarteten Effekte im Bereich der Lizenzen erreichen. Das wird sich naturgemäß auch auf das Ergebnis auswirken. Ohne dass die genauen Zahlen bereits vorliegen, kann ich jedoch schon sagen, dass wir im Bereich der Neukundengewinnung gut im Plan liegen und auch für das zweite Halbjahr weitere Opportunitäten sehen.
www.4investors.de: Können Sie ein paar Einzelheiten zu den neuen Kunden nennen?
Hergert: Die Kunden kommen erfreulicherweise alle aus unterschiedlichen Segmenten – von Textilhandel über Luxusgüter bis hin zum Baumarktbetreiber. Das zeigt zum einen die Wettbewerbsstärke unserer neuen Lösung OmniPOS und zum anderen den wichtigen Wettbewerbsvorteil von GK Software nicht nur auf ein Handelssegment fixiert zu sein, sondern alle Branchen mit einer Software erfolgreich bedienen zu können. Unsere neuen Kunden sind in über 40 Ländern aktiv. Hier zeigt sich eine weitere unserer Stärken – die Internationalität unserer Lösungen. Weltweit gibt es nur eine Handvoll Anbieter, die solche Projekte liefern können und wir gehören seit langem erfolgreich dazu.
www.4investors.de: Für 2016 stellen Sie eine nicht unerhebliche Ausweitung des GK/Retail-Umsatzes in Aussicht. Für die Profitabilität im laufenden Jahr geben Sie jedoch keine Prognose ab. Warum ist diese Einschätzung so schwierig?
Hergert: Es ist selbstverständlich unser Ziel, bereits 2016 mit einem positiven Ergebnis abzuschließen, und damit unseren mittelfristigen Zielmargen bereits frühzeitig näher zu kommen. Da dies jedoch von einer Reihe von Faktoren abhängt, die wir gegenwärtig noch nicht sicher bewerten können, haben wir unsere Aktionäre bewusst auch darauf vorbereitet, dass wir im laufenden Geschäftsjahr beim EBIT – anders als beim EBITDA, das bereits 2015 deutlich positiv war – auch unterhalb der Nullmarke herauskommen könnten. Neben dem Lizenzgeschäft gehören zu diesen Faktoren u. a. die interne Effizienz der GK Software und die Kosten für die internationale Expansion. Erfreulicherweise sehen wir an unseren Steuerungs-KPIs, dass unsere internen Prozessveränderungen zu greifen beginnen.
www.4investors.de: Was sind die besonderen Stärken Ihrer neuen Lösung OmniPOS und wie bewerten Sie aktuell das Konkurrenzumfeld?
Hergert: Die internationale Wettbewerbsposition bleibt nach wie vor sehr gut für uns. Zum einen hat sich in den letzten drei, vier Jahren der Markt deutlich konsolidiert und damit das Anbieterfeld weiter verengt. Mit OmniPOS haben wir darüber hinaus in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben gemacht. Trotz unserer starken Marktposition haben wir bereits 2013 entschieden, unsere Kernlösung neu aufzusetzen, um Themen wie Omni-Channel-Retailing, Cloud, Clusterfähigkeit und vieles andere mehr auf der aktuellsten technologischen Basis zur Verfügung stellen zu können. Das hilft uns gegenwärtig beim Vertrieb unserer Lösungen deutlich, da wir auf viele Fragen des Handels überzeugende Antworten haben. Und wir erwarten auch für den Betrieb unserer Lösungen langfristig Vorteile, da wir mit OmniPOS einen noch stärkeren Fokus auf die Themen leichte Erweiterbarkeit, Wartungs- und Migrationsfähigkeit gelegt haben.
www.4investors.de: Wie gut ist Ihre Vertriebspipeline aktuell gefüllt? Haben Sie auch neue Projekte im US-Markt im Visier?
Hergert: Unsere Pipeline bleibt auch nach den Erfolgen im ersten Halbjahr gut gefüllt und wir rechnen mit weiteren Entscheidungen bis zum Jahresende. Dazu kommt, dass über SAP in allen interessanten Märkten nahezu permanent neue Opportunitäten entwickelt werden. Das gilt auch für den nord- und zentralamerikanischen Markt, in dem wir mit in den USA angesiedelten Vertriebsspezialisten aktiv unterwegs sind. Prüfstein für den Erfolg werden natürlich gemeinsam mit SAP gewonnene Projekte sein.
www.4investors.de: Bis 2018 wollen Sie den Jahresumsatz von zuletzt 62,6 Millionen Euro um den Faktor 1,5 steigern. Welche Annahmen liegen dieser Prognose zugrunde und welche Rolle kommt dabei der Kooperation mit SAP zu?
Hergert: Diese Prognose wird im Wesentlichen durch zwei Grundpfeiler getragen. Zum einen haben wir gemeinsam mit SAP eine klare Vorstellung über die vertrieblichen Potenziale weltweit und die notwendigen Schritte, um hier zu Erfolgen zu kommen. So gibt es geographische Märkte und Einzelhandelssegmente, in denen wir gegenwärtig noch nicht präsent sind – in bewusster Entscheidung, weil die Etablierung in den Märkten, in denen wir in den letzten Jahren erstmals aufgetreten sind, noch nicht abgeschlossen ist. Zum anderen kennen wir natürlich auch das Potenzial, das sich aus unseren Bestandskunden ergibt.
Wir wissen, dass Retail-Projekte nie zu einem tatsächlichen Ende kommen, sondern wir uns in einem dynamischen Umfeld mit sich permanent weiterentwickelnden Anforderungen bewegen. Neben den Wartungserlösen für die Betreuung der Kundensysteme entstehen in diesem Umfeld in nahezu allen Kundenbeziehungen immer wieder in ihrem Volumen relativ gut abschätzbare Aufträge zu Anpassungs- und Erweiterungsdienstleistungen. Das bedeutet natürlich auch, dass die Auftragsbasis in dem Maße weiter anwächst, wie die Zahl unserer Bestandskunden zunimmt. Allein im letzten Jahr haben wir z. B. 14 Neuprojekte gewonnen, die langfristig dazu beitragen werden, unseren jährlichen Umsatz zu steigern. Dies wird durch den mittelfristig zu erwartenden Umstieg unserer Kunden auf OmniPOS sicher noch forciert werden.
www.4investors.de: Ebenfalls bis 2018 wollen Sie wieder an das in der Vergangenheit bereits erreichte Margenniveau von über 15 Prozent anknüpfen. Für 2016 könnte jedoch – wie bereits angesprochen – aufgrund der Investitionen in außereuropäische Zielmärkte nochmals ein negatives Ergebnis stehen. Müssen Sie nicht befürchten, dass Ihre Investoren aufgrund der unbefriedigenden Ergebnissituation langsam die Geduld verlieren?
Hergert: Durch die gegenwärtige Wettbewerbssituation und die Tatsache, dass sich viele Händler jetzt für die IT-Infrastruktur der Zukunft entscheiden, sehen wir zurzeit ein weit geöffnetes Window of Opportunity. Die Kunden, die wir heute gewinnen, werden unser Wachstum in den nächsten zehn Jahren mittragen. Deshalb halten wir die Entscheidung nach wie vor für richtig, jetzt in Wachstum, vor allem auch in den ausländischen Märkten, zu investieren und weitere Marktanteile zu gewinnen. Das funktioniert zum Teil nur durch weiteren Personalausbau, der zunächst immer auch zu Lasten der Marge geht. Wir haben dies dem Kapitalmarkt auch immer sehr deutlich kommuniziert und dafür ein positives Feedback von unseren Aktionären erhalten. Natürlich könnten wir auch innehalten, mit Blick auf die Marge konsolidieren und unsere Forschungs- und Entwicklungsaufwände reduzieren. Ich bin aber überzeugt davon, dass der Kapitalmarkt vor allem auch unsere Wachstumsstory und unsere Zukunftsaussichten goutiert. Das spiegelt sich aus meiner Sicht auch in unserem Aktienkurs wider, der seit Anfang 2015 um fast 25 Prozent zugelegt hat. Ungeachtet dessen zeigen wir parallel dazu auch den Weg auf, um Wachstum und Marge wieder in Einklang zu bringen und sind dabei aus meiner Sicht auf einem sehr guten Weg.