Nord LB – China PMIs: Mollstimmung bei Chinas (kleinen) Unternehmen
Heute früh wurden die Ergebnisse der viel beachteten Einkaufsmanagerumfragen für den chinesischen Industriesektor veröffentlicht. Der auch als offizieller PMI bezeichnete CFLP Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe gab leicht nach und notiert nun mit 50 Punkten genau auf der Expansionsschwelle. Der eher auf kleine und mittelgroße Betriebe abzielende Caixin PMI Manufacturing liegt bei nur noch 48,6 Zählern und präsentiert sich damit gegenüber dem Vormonat schwächer.
Beim Blick auf die Details fällt insbesondere auf, dass sich beim CFLP PMI die Stimmung insbesondere bei den Einkaufsmanagern der kleinen Unternehmen eingetrübt hat, wohingegen es zu einer Stimmungsaufhellung den Großbetrieben kam. Diese Entwicklung passt in das aktuelle Bild, dass in der jüngeren Vergangenheit die konjunkturelle Dynamik eher auf den Immobiliensektor und die großen - staatsnahen - Unternehmen zurückzuführen ist und weniger auf die für den Umbau des Wachstumsmodell so bedeutenden kleinen bis mittelgroßen privaten Betriebe. Dies spiegelt sich auch in den jüngsten Zahlen zum Investitionsverhalten der kleineren Unternehmen wider.
Bei den Subkomponenten "Employment" und "New Orders" haben sich im Berichtsmonat Juni weitere Abschwächungen abgezeichnet. Vor allem die Stimmung mit Blick auf den Arbeitsmarkt dürfte sich nicht allzu schnell wieder aufhellen, da der Umbau des Wachstumsmodells weitere Kapazitätsreduzierungen in den alten Industrien (so zum Beispiel im Bergbau oder der Zementindustrie erfordert).
Lichtblick war im abgelaufenen Monat scheinbar der Dienstleistungssektor. Der CFLP PMI Non-Manufacturing kletterte immerhin auf 53,7 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit März. Auch wenn wir diese Bewegung nicht überinterpretieren wollen, so macht sie doch etwas Mut, dass die Dynamik in dem für die Wertschöpfung im Reich der Mitte immer mehr an Bedeutung gewinnenden Service-Segment anhält.
Für unsere Prognosen sehen wir keinen Anpassungsbedarf. Wir rechnen weiterhin mit einem Wachstum von 6,4% Y/Y im II. Quartal. Auch mit Blick auf unsere Projektionen zu Pekings Geldpolitik bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass zunächst keine neuerlich Zins- und/oder Mindestreservelockerungen folgen dürften. Nach den jüngsten Entwicklungen am Devisenmarkt wird die PBOC weiterhin höchste Priorität auf Stabilitätsaspekte legen, was auch weitere sitzende Eingriffe im FX Segment erwarten lässt.
Fazit: Vor allem die kleinen und mittelgroßen Unternehmen haben im Juni ein pessimistischeres Bild der Lage gezeichnet. Das ist mit Blick auf den Umbau des Wachstumsmodells wenig erfreulich. Stabilität kann Peking damit zunächst gewährleisten, auf lange Sicht leidet aber der Umbau des Wachstumsmodells, wenn zu sehr auf alte Triebkräfte gesetzt wird.