KTG Agrar verspielt auch restliches Vertrauen – hohe Intransparenzen, was läuft hier?
Wie groß sind die Probleme von KTG Agrar tatsächlich? Der Hamburger Agrarkonzern hat die nächste selbst gewählte Frist für die Nachzahlung der überfälligen Anleihezinsen, ursprünglich am 6. Juni zahlbar, verstreichen lassen. Eigentlich wollte man diese bis zum 30. Juni anweisen – der Tag ist verstrichen, ohne dass es zu einer Meldung über eine erfolgte Zahlung gekommen ist. Rechtliche Auswirkungen hat dies freilich nicht, stattdessen läuft weiter eine 30-Tage-Frist, in der die Norddeutschen die Zahlung nachholen können, ohne dass es zu einem Zahlungsausfall kommt und die Anleihegläubiger ihr Geld zurückfordern können – dann wäre eine Insolvenz für KTG Agrar wohl kaum zu vermeiden. Und diese Frist läuft langsam aber sicher ab.
Zwar hat die verstrichene Frist keine rechtliche Relevanz für die Hamburger, allerdings hat sie weiteres Restvertrauen in den Konzern zerstört. Weitere Versprechungen gab es von Seiten der Hamburger nun auch nicht – diesen hätte die Börse wohl ohnehin nicht mehr ernst genommen. Die Konsequenz der Entwicklungen: Anleihen und Aktienkurs des Konzerns stürzen ab. Auch die Aktie der Tochtergesellschaft KTG Energie, die Biogasanlagen betreibt und mit Ausgangsstoffen von KTG Agrar beliefert wird, befindet sich heftig unter Druck.
Hinzu kommt ein Pressebericht über KTG Agrar, der alarmiert. So berichtet die Wirtschaftswoche unter Berufung auf eigene Recherchen, dass KTG Agrar schon vor längerer Zeit Teile seiner Lebensmittelsparte umfirmiert hat. Offen ist, welche Bereiche dies betrifft und was damit geplant ist.
Überraschend ist auch eine zweite gravierende Veränderung in der Food-Sparte des Konzerns, die KTG Agrar immer wieder als den großen Wachstumsbereich gefeiert hat. Die Marke Frenzel habe sich nicht wie erwartet entwickelt und sei bereits Anfang der zweiten Jahreshälfte mit Wirkung zum 1. Juli 2015 verkauft worden, so KTG Agrar im Geschäftsbericht. Interessant: Noch am 20. Juli des vergangenen Jahres sprach KTG-Konzernchef Siegfried Hofreiter im Interview mit 4investors von Potenzialen „für unsere Marken „Frenzel Tiefkühlkost“, „biozentrale“ und „Die Landwirte“. Der Grund für den Verkauf: Enttäuschende Ergebnisse. Auf 27,1 Millionen Euro beläuft sich der Verkaufspreis, der Ende 2015 noch als Darlehen an den Käufer der FZ Foods AG ausgewiesen war, da noch nicht fällig. Der Käufer ist unbekannt, ebenso, ob das Geld mittlerweile geflossen ist.