Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Alles neu macht der Mai – Stimmung hellt sich spürbar auf
Heute hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat Mai bekannt gegeben. Demnach ist der ifo-Geschäftsklimaindex überraschend deutlich auf 107,7 Indexpunkte gestiegen. Wir hatten dem wichtigsten Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft wie die meisten übrigen von Bloomberg befragten Analysten lediglich eine marginale Verbesserung zugetraut. Zumindest hatten sich die von sentix und dem ZEW befragten Finanzmarktexperten deutlich zurückhaltender in diesem Monat gezeigt. Insofern sind die heutigen Zahlen durchaus als positive Überraschung zu werten.
Dass die ohnehin schon positive Bewertung der aktuellen Geschäftslage noch einmal etwas positiver ausfallen würde, war nach der Veröffentlichung der hervorragenden Wachstumszahlen für das erste Quartal durchaus zu erwarten gewesen. Mit einem so ausgeprägten Anstieg des Indexstandes der Lagekomponente auf 114,2 Punkten hatten wir allerdings nicht gerechnet.
Die eigentliche Überraschung stellt jedoch die nochmalige Verbesserung der Geschäftserwartungen dar. Mit einem neuen Indexstand dieser Subkomponente von 101,6 Punkten ergibt sich nunmehr der dritte Anstieg in Folge seit dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt im Februar. Ganz offensichtlich zeigen sich die deutschen Unternehmen weitgehend unbeeindruckt von den vielfältigen Risiken. Weder die seit einiger Zeit nur mäßige globale Nachfrage noch das Risiko eines Austritts der Briten aus der EU („Brexit“) dämpfen spürbar den Optimismus der Unternehmen. Auch die Marktkapriolen zu Beginn des Jahres hatten keinen dauerhaften negativen Effekt auf die Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft.
Aufgegliedert nach der Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftssektoren stimmt der dritte Anstieg in Folge im Verarbeitenden Gewerbe optimistisch. Die Produktion hatte im März einen Dämpfer erlitten, allerdings hatte sich parallel die Auftragslage weiter verbessert. Die Ausweitung der Produktionspläne spricht dafür, dass auch in der Industrie verhalten optimistisch in die Zukunft geblickt wird. Im Bauhauptgewerbe notiert sogar das Geschäftsklima auf dem höchsten Stand seit 1991. Dies spricht dafür, dass eben nicht nur Witterungseffekte zu der zuletzt zu beobachtenden deutlichen Produktionsausweitung beigetragen haben.
Die rund 7.000 vom ifo-Institut befragten Unternehmenslenker zeigen sich trotz aller Risikofaktoren optimistisch für die weitere Geschäftsentwicklung. Dies bestätigt uns in unserer Prognose, wonach es nach einer schwächeren Wachstumsrate im Frühjahr – infolge von Sondereffekten im ersten Quartal - im weiteren Jahresverlauf wieder zu einem Anziehen der Dynamik kommen wird. Der deutsche Aktienmarkt hat die Daten ebenfalls positiv aufgenommen und sich am Vormittag oberhalb von 10.100 Punkten stabilisiert. Das konjunkturelle und monetäre Umfeld in Deutschland bieten durchaus Spielraum für höhere Notierungen im laufenden Jahr. Allerdings bestehen auch Risiken für Rückschläge („Brexit“, Fed-Zinserhöhungen, geopolitische Konflikte), weshalb es vorerst bei einem recht volatilen Verlauf bleiben dürfte.
Fazit: Die Stimmung unter den deutschen Unternehmenslenkern hat sich im Mai deutlich aufgehellt. Der wohl wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft, der ifo Geschäftsklimaindex, kletterte auf 107,7 Punkte. Sowohl Bewertung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen fielen optimistischer aus. Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Kurs. Nach einer Abschwächung im Frühjahr – infolge eines überzeichneten ersten Quartals – ist mit einem Anziehen der konjunkturellen Dynamik zu rechnen. Gute Aussichten!