Nord LB – China PMIs: Peking zwischen den Stühlen?
Das heute früh veröffentlichte Ergebnis der Caixin Einkaufsmanagerumfrage für das verarbeitende Gewerbe deutet auch im April auf eine nachlassende Dynamik in Chinas Industriesektor hin. Zumindest mit Blick auf die im Fokus des Caixin PMI stehenden kleinen und mittelgroßen Betriebe. Gleichwohl darf nach unserer Auffassung nicht von einer negativen Überraschung gesprochen werden. Nach dem durchaus überraschend ausgeprägten Sprung in Richtung 50-Punkte-Marke im März war tatsächlich von einer dezenten Gegenbewegung auszugehen.
Im Zusammenhang mit den sonntäglichen Angaben zum offiziellen PMI, der gemeinsam von der China Federation of Logistic and Purchasing (CFLP) und den Pekinger Statistikbehörden erhoben wird, ergibt sich ein gemischtes Bild der konjunkturellen Lage in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. So gab zwar auch der CFLP PMI Manufacturing etwas nach. Der offizielle Einkaufsmanagerindex konnte sich aber im expansiven Terrain halten. Auch der PMI für den Dienstleistungssektor zeigt weiter eine anziehende Dynamik an.
Auch wenn wir die blanken Zahlen in die Richtung interpretieren würden, dass sich die sanfte Landung im Reich der Mitte fortsetzt, müssen doch einige Sonderfaktoren berücksichtigt werden. So haben die Entscheidungsträger der Zentralregierung bereits umfangreiche Hilfestellung gegeben. Zudem ist die Kreditvergabe – auch angezeigt durch die zunehmend in den Fokus rückende Zeitreihe zum „Total Social Financing“ – spürbar angesprungen. Insofern war schon von einer stärkeren Stimmungsverbesserung unter den befragten Einkaufsmanagern bereits im April auszugehen.
Tatsächlich hätte eine zu übermäßige Jubelstimmung – vor allem im verarbeitenden Sektor – hingegen den Verdacht erweckt, dass der Umbau des Wachstumsmodells durch den Rückgriff auf üppige Stützungsmaßnahmen und damit auch durch den Rückfall in alte Verhaltensmuster letztlich ins Stocken geraten würde. Peking sitzt nun gewissermaßen zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite müssen die Entscheidungsträger einen zu drastischen Rückgang der Dynamik vermeiden. Andererseits ist der Weg über fiskalische Impulse und weiter anziehende Verschuldungsquoten nicht mehr ohne weiteres gangbar. Außerdem bleibt fraglich, inwieweit die kleinen und mittelgroßen Betriebe von diesen Hilfestellungen überhaupt profitieren würden.
Auch mit Blick auf die aktuelle Gemengelage rechnen wir weiterhin mit zwei Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte auf Sicht der kommenden zwölf Monate. So sind wir der Auffassung, dass insbesondere die symbolische Strahlkraft einer Zinssenkung nicht zu vernachlässigen ist – ohne dabei die Verschuldungsquoten im Unternehmenssektor zu stark zu befeuern.
Fazit: Die Einkaufsmanagerumfragen im Reich der Mitte zeichnen ein durchwachsenes Bild der aktuellen konjunkturellen Lage. Vor allem der heute früh veröffentlichte Caixin PMI Manufacturing – der auf die kleinen und mittelgroßen Betriebe abzielt – signalisiert weiterhin eine nachlassende Dynamik. Peking sitzt nun gewissermaßen zwischen den Stühlen. Ein Rückgriff auf übermäßige fiskalische Impulse würde den Umbau des Wachstumsmodells ausbremsen, während ein drastischer Rückgang der Dynamik zu allererst als Risikofaktor für die Beschäftigung anzusehen ist. Zinssenkungen wären hier ein möglicher symbolischer Ausweg.