Nord LB – Deutscher Arbeitsmarkt: Kräftiger Rückgang der Arbeitslosenzahl im April
Die heute von der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Arbeitsmarktzahlen für den Monat April sind erheblich besser als erwartet ausgefallen. Unter Ausschaltung saisonaler Einflüsse hat sich die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen überraschend deutlich um 16.000 verringert. Die saisonbereinigte Quote blieb konstant bei 6,2%. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass die Grundverfassung des deutschen Arbeitsmarktes sehr solide ist. Der Konsens war von einer Stagnation, wir von einem weniger ausgeprägten Rückgang ausgegangen.
Die in Teilen der Öffentlichkeit stärker im Fokus stehenden nicht-saisonbereinigten Daten weisen zwar für den April auf eine etwas geringere Frühjahrsbelebung als üblich hin. Die Arbeitslosenzahl verringerte sich gegenüber dem Vormonat „nur“ um 101.000. Dies ist jedoch auf die sehr milde Witterung in den Vormonaten zurückzuführen, wodurch der im Winter übliche Anstieg der Arbeitslosigkeit in diesem Jahr sehr schwach ausgeprägt war. Insofern gibt es auch einen geringeren Bedarf für saisonbedingte Wiedereinstellungen in diesem Frühjahr.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt unverändert hoch. So hat sich die Zahl der offenen Stellen nochmals leicht auf über 640.000 erhöht. Auch die jüngst veröffentlichten Zahlen des ifo-Instituts zum Beschäftigungsbarometer weisen auf eine anhaltend hohe Einstellungsbereitschaft der deutschen Unternehmen hin. Damit scheint der deutsche Arbeitsmarkt robust genug, um die im Laufe des Jahres – im Rahmen der Aufnahme von mehr als einer Million Flüchtlinge – zu erwartende sukzessive Erhöhung der Zahl der Arbeitssuchenden zu verkraften.
Die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts in den vergangenen Monaten geht einher mit einer deutlichen Wachstumsbeschleunigung im ersten Quartal. Vor allem die Binnenwirtschaft bleibt Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, wozu nicht zuletzt steigende Beschäftigung und Reallohnzuwächse ihren entscheidenden Beitrag leisten. Für einen anhaltend robusten Arbeitsmarkt sprechen auch weitere Konjunkturindikatoren wie die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten und Unternehmenslenker.
Für den deutschen Aktienmarkt spielen die Arbeitsmarktzahlen naturgemäß eine untergeordnete Rolle – nicht, weil den Zahlen keine Bedeutung beigemessen würde, sondern vielmehr weil Arbeitsmarktzahlen eher ein nachlaufender Indikator sind. Insofern spielen in die Zukunft weisende Kennziffern eine größere Rolle. Und hier belasten mit dem Wiederaufflammen der Griechenlandkrise und dem bevorstehenden Votum über einen möglichen „Brexit“ derzeit einige Risikofaktoren. Zumindest ist der DAX heute früh wieder unter die Marke von 10.200 Punkten gerutscht. Zudem wird sich das hohe Wachstum des ersten Quartals im laufenden Quartal bereits wieder deutlich abschwächen. Die positive Nachricht ist, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt von alledem zumindest bislang völlig unbeeindruckt zeigt.
Fazit: Der Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit für den Monat April fiel überraschend positiv aus. So hat sich die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 16.000 gegenüber dem Vormonat verringert. Die etwas schwächer als üblich ausgeprägte Frühjahrsbelebung ist einzig mit der sehr milden Witterung in den Vormonaten zu erklären. Allen Risikofaktoren zum Trotz bleibt der deutsche Arbeitsmarkt sehr solide und scheint gewappnet für die sukzessive Aufnahme von einer Vielzahl von Flüchtlingen. Die gute Arbeitsmarktverfassung ist nicht nur das Resultat der guten Konjunktur, sie stützt zudem nachhaltig das deutsche Wirtschaftswachstum.