Commerzbank: Fed hält sich Option auf Leitzinsanhebung im Juni offen
Die Fed hat bei ihrer gestrigen FOMC-Sitzung den Leitzins erwartungsgemäß bei 0,50% gelassen. Im Marktfokus standen umso mehr die Änderungen und Nuancierungen in der obligaten Pressemitteilung – kurz: die Frage, wieweit die Fed einer Leitzinsanhebung bei der nächsten Sitzung am 15. Juni näherrückt. Doch eindeutig war ihre Botschaft keineswegs. Im Unterschied zur Sitzung im März war in der Pressemitteilung jetzt nicht mehr von den Störeinflüssen von internationaler Seite die Rede, dieser Passus wurde einfach weggelassen. Unsere Lesart dessen ist: Die Fed sieht angesichts der Erholung an den Finanzmärkten und der Stabilisierung der Lage in den Emerging Markets, vornehmlich China, jetzt das internationale Umfeld nicht mehr als einen Faktor an, der einer Anhebung entgegensteht. Umso mehr richtet sich der Fokus wieder auf die US-Wirtschaft selbst. Hier sprach die Fed von weiteren Verbesserungen am Arbeitsmarkt, obwohl sich die Wirtschaftsaktivität anscheinend verlangsamt habe. Beim Inflationsausblick behielt sie ihre Einschätzung bei: Zwar liege die Inflationsrate noch unter Ziel, doch gehe man angesichts des Abklingens der preisdämpfenden Effekte des niedrigen Ölpreises und der anhaltenden Befestigung am Arbeitsmarkt von einer Annäherung an die Zielrate aus. Was heißt das für den Ausblick? Das Timing des nächsten Zinsschrittes hängt wie seit längerem von der weiteren Entwicklung der Daten, aber auch der Finanzmärkte ab. Zwei Arbeitsmarktberichte stehen bis zu nächsten FOMC-Sitzung noch an – nimmt man die gesunkenen Erstanträge zur Arbeitslosenversicherung als Indikation, dann dürften diese solide ausfallen. Wir bleiben bei unserer Erwartung, dass die Fed im Juni zum nächsten Zinsschritt schreitet; sicher geworden ist dieser keineswegs. Jeden-falls gäbe es in den nächsten 6 Wochen für die Fed noch einiges an verbaler Vorbereitung der Märkte darauf zu tun.
Zinsen und Anleihen
Japan: Zinsentscheidung der BoJ
Euroraum: EU-Wirtschaftsvertrauen (Apr.), 11:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: BIP-Wachstum (1. Quartal), 14:30 Uhr
Preisdaten aus dt. Bundesländern (Apr.), heute
Im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank (Fed) tendierten die Staatsanleihemärkte überwiegend freundlich. Auch die Ölpreise, die gestern deutlich anstiegen, konnten die Stimmung nicht eintrüben. Der Preis für ein Barrel der Marke Brent stieg im späten Handel auf über 46 USD, den höchsten Stand seit November und gut 70% über dem Tief vom Januar. Gesucht waren vor allem Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie, die zum Teil merkliche Kursgewinne verzeichneten. Die Kurse griechischer Staatsanleihen brachen dagegen ein. Nach dem Scheitern der Gespräche über das griechische Sparprogramm haben der griechische Regierungschef Tsipras und EU-Ratspräsident Tusk einen Sondergipfel beantragt. Eurogruppenchef Dijsselbloem sagte ein geplantes Sondertreffen der EU-Finanzminister für heute ab, da mehr Zeit benötigt werde. Im Fokus stand gestern die Fed-Sitzung. In ihrer Presseerklärung änderte sie im Text nur wenig ggü. März. Sie lässt sich damit zwar die Option auf eine Zinserhöhung im Juni offen, da jedoch ein Signal dafür gefehlt hat, ist es zumindest nicht wahrscheinlicher geworden (siehe im Blickpunkt). Die Renditen von US-Treasuries gingen nach der Sitzung deutlich zurück. Die japanische Notenbank änderte nichts an ihrer Geldpolitik. Einige Marktteilnehmer hatten mit einer weiteren Lockerung gerechnet. Die Konjunkturdaten fielen gestern im Rahmen der Erwartungen aus. So stieg das reale BIP in Großbritannien im 1. Quartal um 0,4% Q/Q bzw. 2,1% J/J, nachdem es im Vorquartal noch kräftiger anstieg (+0,6% Q/Q bzw. +2,1% J/J). Mit einer Abschwächung hatte man aber gerechnet.
Aktien
Deutsche Bank, Ergebnis Q1
MTU/Vossloh/Wacker Chemie, Ergebnis Q1
Fielmann/Telefonica Deutschland, Ergebnis Q1
VW, endg. Jahreszahlen
Amgen/Amazon/Ford/UPS, Ergebnis Q1
Airbus Group/BBVA/Samsung, Ergebnis Q1
Im Vorfeld der Fed-Sitzung zeigten sich die Anleger an den europäischen Aktienmärkten im gestrigen Handel deutlich zurückhaltend. Dass es trotzdem zu einem kleinen Kursplus in den meisten Indizes reichte, lag vor allem an den weiter festen Ölpreisen, die aktuell als Konjunkturindikator interpretiert werden. Darüber hinaus bestimmten Unternehmensberichte den Kursverlauf. So lagen die Aktien von adidas (+6%) nach starken Zahlen und angehobenen Jahreszielen für das von großen Sportereignissen geprägte Kalenderjahr mit an der Spitze des deutschen Leitindex Dax. Noch stärker gefragt waren die Titel von RWE (+6,3%), die ähnlich wie die Werte des Wettbewerbers E.ON (+3,2%) von der Hoffnung auf eine Lösung im Atomstreit profitierten. Am Ende der Kursliste befand sich dagegen Munich Re (-3,8%), die auf ihrer Hauptversammlung mit Aussagen zum Geschäftsjahr und zu den Jahreszielen enttäuschte. Im EUROSTOXX 50 standen noch vor den Versorgern (+1,4%) vor allem die Branchen Energie (+2%) und Technologie (+1,7%) im Fokus. Einziger Sektor mit deutlicheren Abschlägen waren Versicherungen (-1,4%). An der Wall Street verhalfen die Aussagen der Fed dem Dow Jones zum Sprung über die Marke von 18.000 Punkten. Belastend wirkten dagegen die enttäuschenden Zahlen und der Ausblick von Apple (-6,3%). Trotz eines schwierigen Jahresstarts war Boeing (+2,9%) der beste Einzeltitel. Telekommunikation (+1,9%) und Energie (+1,7%) waren die stärksten Branchen, während IT (-0,8%) schwächer tendierte. An den asiatischen Börsen belastet heute Morgen die ausgebliebene Unterstützung durch die BoJ vor allem den Nikkei 225.