Nord LB – BIP Deutschland: Auch im IV. Quartal setzte sich moderates Wachstum fort
Das Statistische Bundesamt hat heute Morgen eine erste Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im IV. Quartal veröffentlicht. Demnach ist die Wirtschaftsleistung zum Jahresende saisonbereinigt gegenüber der Vorperiode moderat um 0,3% Q/Q (genau: 0,27% Q/Q) gestiegen. Wäre das Vorquartal nicht leicht aufwärts revidiert worden, stünde sogar nur ein Zuwachs um 0,2% Q/Q zu Buche. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein Anstieg um 1,3% bzw. ohne Arbeitstagebereinigung um 2,1%. Die deutsche Wirtschaft konnte somit das Wachstumstempo der Vorquartale zwar nicht ganz halten, der moderate Aufschwung setzt sich aber fort.
Wie üblich veröffentlichen die Statistiker im Rahmen der Vorausschätzung noch keine Details. Allerdings finden sich in der Pressemitteilung zumindest Hinweise zur Entwicklung der Komponenten. Wernig überraschend kamen demnach erneut positive Impulse vom privaten und vor allem vom öffentlichen Konsum. Bei den Investitionen hat es gemäß unserer Prognose ein zweigeteiltes Bild gegeben: Während die Bauinvestitionen von der milden Witterung und einer spürbar anziehenden Nachfrage profitieren konnten, blieb die Dynamik bei Ausrüstungsinvestitionen gedämpft. Hier belastet vor allem die konjunkturelle Abkühlung in wichtigen Exportmärkten: Erneut lieferten die Nettoexporte keinen positiven Wachstumsbeitrag, die Exporte gingen stärker zurück.
Im Berichtsmonat Dezember waren die Industriedaten überraschend schwach ausgefallen. Trotz einer im IV. Quartal insgesamt aufwärtsgerichteten Entwicklung des Auftragsbestands fiel die Industrieproduktion kräftig um -1,2% M/M. Vor allem Investitionsgüter wurden weniger produziert. Wir gehen aber davon aus, dass hier die Bereinigung um Arbeitstageeffekte zu einer Überzeichnung des Rückgangs geführt hat. Im Verarbeitenden Gewerbe wird an den Werktagen zwischen Weihnachten und Neujahr deutlich weniger als „normalen“ Arbeitstagen produziert worden sein. Insofern ist hier eine Korrektur zu erwarten, wenngleich die Grunddynamik vorerst schwach bleibt.
Insgesamt sind die harten Konjunkturzahlen alles andere als ein Vorbote eines konjunkturellen Abschwungs. Allerdings droht die Panik an den Märkten irgendwann auch die Realwirtschaft in Mitleidenschaft zu reißen, sofern es nicht bald zu einer Stimmungsumkehr kommt. Den Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Für den März erwarten wir, dass die EZB deutlich den Einlagesatz senkt. Angesichts der jüngsten Zinssenkungen in Japan und Schweden scheint sich ein globaler Wettlauf um immer negativere Leitzinsen zu ergeben. Ob die Instrumente der Geldpolitik noch hinreichend effektiv sind, muss man vor diesem Hintergrund inzwischen zumindest hinterfragen.
Eine Prognose der konjunkturellen Entwicklung Deutschlands ist derzeit mit hoher Unsicherheit behaftet. Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen mit niedrigem Ölpreis und Niedrigzinsumfeld, einem robusten Arbeitsmarkt und kräftigen Reallohnsteigerungen sehr positiv. Allerdings könnte sich die deutsche Wirtschaft von externen Schocks nicht vollständig abkoppeln. Wenn die Panik weichen sollte, steht aber einem Wachstum über Potenzial auch in 2016 nichts im Wege!
Fazit: Die deutsche Wirtschaft hat zum Jahresende nur leicht an Dynamik verloren. Im vierten Quartal expandierte das Bruttoinlandsprodukt um knappe 0,3% Q/Q. Wachstumstreiber waren erneut der private und vor allem öffentliche Konsum sowie die Bauinvestitionen. Der Außenbeitrag belastete leicht, die Exporte gingen stärker als die Importe zurück. Eigentlich ergibt sich ein Bild eines soliden Aufschwungs, wäre da nicht die Panik an den Finanzmärkten. Dies droht bei einer Fortsetzung auch die Realwirtschaft in Mitleidenschaft zu ziehen, wohlgemerkt verläuft die Wirkungskette nicht umgekehrt. Sollte die Panik aber bald wieder weichen, steht einem Wachstum über Potenzial auch in 2016 nichts im Wege!