Nord LB – Deutsche Auftragseingänge: Industrie tritt weiterhin auf der Stelle
Das Statistische Bundesamt hat soeben aktuelle Informationen zur Entwicklung der Auftragseingänge im Berichtsmonat Dezember veröffentlicht. Demnach hat sich die Nachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen zum Ende des vergangenen Jahres nach einem starken Vormonatswert wie erwartet wieder abgeschwächt. Gegenüber dem Vormonat verringerte sich die Zahl der Bestellungen saisonbereinigt um 0,7%. Die Jahresrate rutschte im Zuge dessen wieder in den negativen Bereich und notiert aktuell bei -2,7% Y/Y. Der guten deutschen Konjunktur, die vor allem binnenwirtschaftlich getragen wird, sollte die anhaltende Seitwärtsbewegung im Verarbeitenden Gewerbe wie schon das gesamte Jahr 2015 über keinen Abbruch tun.
Die heutigen Zahlen zu den Auftragseingängen resultieren vor allem aus einem Rückgang der Bestellungen von Vorleistungs- und Investitionsgütern aus dem Inland und der Eurozone. Bei den Konsumgütern legten hingegen die in- und ausländische Nachfrage gegenüber dem Vormonat zu, so dass sich hier insgesamt ein kräftiges Plus von 4,3% M/M ergeben hat. Völlig entgegengesetzt zur gemeinsamen Währungsunion entwickelte sich zum Jahresende hingegen die Nachfrage im übrigen Ausland, die sowohl bei Investitions- als auch Vorleistungsgütern um +4,0% bzw. +8,4% M/M kräftig gesteigert wurde.
Die inländische Bestelltätigkeit war im Dezember ausgeprägt schwach (-2,5% M/M), was nach zwei guten Vormonaten jedoch zu verschmerzen ist. Immerhin steht im IV. Quartal ein solides Plus zum vorherigen Quartal von rund 1% Q/Q zu Buche. Allerdings gingen im gleichen Zeitraum erneut etwas weniger Neuaufträge bei den Herstellern von Investitionsgütern ein. Somit bleibt es bei einer insgesamt recht schwachen Investitionsneigung in Deutschland. Die Kapazitätsauslastung liegt im Verarbeitenden Gewerbe nur leicht oberhalb des langjährigen Mittelwerts, so dass bei einem derzeit von hoher Unsicherheit geprägten Umfeld nur mäßige Bereitschaft zu Erweiterungsinvestitionen besteht.
Auf die Industrieproduktionszahlen, die am Montag veröffentlicht werden, können die heutigen Auftragsdaten nicht linear übertragen werden, da die Produktion teilweise erst etwas verzögert auf Veränderungen bei den Bestellungen reagiert. Wir erwarten einen leichten Zuwachs beim Output des Verarbeitenden Gewerbes im Dezember, der aber nichts daran ändert, dass die Industrie auch im Schlussquartal 2015 mehr oder weniger auf der Stelle getreten ist. Die im IV. Quartal wieder leicht aufwärts weisenden Auftragseingänge machen jedoch Hoffnung, dass damit die Talsohle durchschritten wurde.
Die Bauproduktion hingegen dürfte bereits im IV. Quartal merklich angezogen haben. Dies deutete sich bereits in den bis zum Berichtsmonat November vorliegenden Daten an. Zudem dürfte der Aufwärtstrend im Dezember angesichts guter Auftragszahlen sowie einer sehr milden Witterung angehalten haben. Vor diesem Hintergrund ist von einem deutlichen Wachstumsbeitrag der Bauinvestitionen im IV. Quartal auszugehen. Mit der allmählichen Komplettierung des Datenkranzes harter Konjunkturindikatoren für das zurückliegende IV. Quartal bestätigt sich die Einschätzung, dass die deutsche Wirtschaft auch Ende 2015 in moderatem Tempo gewachsen ist. Wir rechnen mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im IV. Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,3%.
Fazit: Die deutsche Industrie kann von der guten gesamtwirtschaftlichen Verfassung zumindest bislang nicht sonderlich profitieren. So sind die Auftragseingänge für das Verarbeitende Gewerbe im Dezember leicht um 0,7% zum Vormonat gefallen. Allerdings weisen die Bestellungen im gesamten IV. Quartal leicht aufwärts. Dem vor allem binnenwirtschaftlich getragenen Aufschwung in Deutschland sollten die heutigen Zahlen aber keinen Abbruch tun: Das BIP dürfte zum Jahresende 2015 um immerhin 0,3% Q/Q gewachsen sein.